Im Kampf gegen dreiste Betrüger und zum Schutz der Kriminalitätsopfer rücken Landeskriminalamt Baden-Württemberg, WEISSER RING e.V. – Landesverband Baden-Württemberg und Landesseniorenrat Baden-Württemberg e.V. noch enger zusammen. Das vereinbarten die Partner anlässlich des diesjährigen Tages der Kriminalitätsopfer.
„Die Fakten liegen auf dem Tisch. Die gerade veröffentlichte Kriminalstatistik zeigt, dass es sich in Baden-Württemberg vergleichsweise sicher leben lässt. Im Jahr 2018 ging die Anzahl der Straftaten erneut zurück“, sagte Andreas Stenger, Vizepräsident des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, beim Pressegespräch.
„Insgesamt ziehen wir eine positive Bilanz. Dies ist aber kein Grund, in unseren Anstrengungen nachzulassen. Besonders richten wir unseren Fokus neben dem Wohnungseinbruchdiebstahl und der Sicherheit im öffentlichen Raum auch weiterhin auf Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Hier sind insbesondere Betrugsstraftaten am Telefon eine gängige Masche.“ Die Zahl der so genannten Anrufstraftaten ist im Jahr 2018 noch einmal deutlich gestiegen. „Das ist ein Massengeschäft. Viele Anrufe bringen den Kriminellen Erfolg“, so Stenger. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr fast 9.800 solcher Fälle angezeigt. Die Fälle im Bereich Falscher Polizeibeamter haben sich hierbei deutlich mehr als verdreifacht. In über 97% dieser Taten blieb es beim Versuch. Das zeigt, dass die intensiven polizeilichen Präventionsaktivitäten Früchte tragen. Dennoch ist jedes Opfer eines zu viel.
Für den Landesvorsitzenden des WEISSEN RINGS, Erwin Hetger, ist der Opferschutz in Baden-Württemberg auf einem guten Weg. Vor allem die enge Zusammenarbeit mit der Polizei führe dazu, dass der WEISSE RING gezielt auf Opfer von Straftaten zugehen könne, die Hilfe und Beratung benötigten. „Das tun in Baden-Württemberg unsere 38 Anlaufstellen tagtäglich vor Ort. Dort leisten 260 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer professionelle Opfernachsorge.“ Außerdem sei der WEISSE RING über das bundesweite Opfer-Telefon 116 006 erreichbar. Es sei eine stolze Bilanz, dass der WEISSE RING Jahr für Jahr bundesweit mehr als 20.000 und landesweit rund 3.000 Opfern von Kriminalität und Gewalt beistehe. Hetger: „Wir hören den Menschen zu, stehen ihnen zur Seite und vermitteln ihnen schnelle Hilfe. Im vergangenen Jahr haben wir in Baden-Württemberg 1.300 Opfer mit einem Betrag von über 400.000 Euro finanziell unterstützt, um ihnen durch eine Ersthilfe aus der prekären Situation zu helfen, in die sie durch die Straftat geraten sind.“
Hetger betonte, Opfer einer Straftat zu werden sei nicht nur eine Belastung für wenige Tage. Straftaten könnten das Leben bleibend verändern. Die seelischen Verletzungen würden oft zur Dauerbelastung.
„Deswegen“, so fordert Hetger, „benötigen traumatisierte Opfer schnelle therapeutische Hilfe. Dazu muss das Netz von Traumaambulanzen in dem großen Flächenland Baden-Württemberg ausgebaut werden. Es geht nicht an, dass es oft Monate dauert, bis wir für traumatisierte Opfer einen geeigneten Therapieplatz finden.“
Die Polizei weise bei der Anzeigenbearbeitung die Kriminalitätsopfer auf die Hilfsangebote des WEISSEN RINGS hin oder stelle mit Zustimmung des Kriminalitätsopfers gleich den Kontakt her. „Das gilt für Opfer jeden Alters“, so Hetger.
Um Seniorinnen und Senioren wirksam vor Straftaten zu schützen, wollen Landeskriminalamt, WEISSER RING und Landesseniorenrat ihr gemeinsames Präventionsnetz in Baden-Württemberg noch enger knüpfen und die Zusammenarbeit vor allem auf lokaler Ebene weiter ausbauen.
„Als Interessenvertretung der älteren Generation werden wir alles daran setzen, Seniorinnen und Senioren diese Opferbelastungen zu ersparen. Wir freuen uns sehr, dass wir nun eng mit der Polizei und dem WEISSEN RING zusammenarbeiten können“, so Nora Jordan-Weinberg, stellvertretende Vorsitzende des Landesseniorenrats Baden-Württemberg.
„Ich begrüße die Kooperation mit dem Landesseniorenrat. In den Städten und Gemeinden müssen wir – Polizei, Seniorenrat und WEISSER RING – auf ältere Menschen zugehen, sie über die perfiden Methoden und Tricks der kriminellen Abzocker informieren und ihnen Handreichungen für kluges und couragiertes Verhalten mitgeben,“ unterstrich der Landesvorsitzende des WEISSEN RINGS.
Hetger stellt den neuen Landespräventionsbeauftragten Günther Bubenitschek vor. „Ich freue mich, dass wir ihn für diese Aufgabe gewinnen konnten. Wir werden von seiner langjährigen Erfahrung in der Prävention und im Opferschutz profitieren.“ „Ich verstehe Prävention so, dass alles unternommen werden muss, um zu verhindern, dass Menschen Opfer von Kriminalität werden. Dazu braucht es die ganze Gesellschaft. Achtsamkeit und Zivilcourage sind gefragt – im realen Leben genauso, wie in der digitalen Welt“, benannte Bubenitschek die Schwerpunkte, die ihm besonders am Herzen liegen. Er freue sich auf seine neue Aufgabe.
Auch Andreas Stenger begrüßte die Initiative des WEISSEN RINGS, seine kriminalpräventiven Aktivitäten zu intensivieren: „Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam noch wirkungsvoller sein werden.“
„Wir werden die Präventionskonzepte der Partner vor Ort in Regionalkonferenzen vorstellen und gemeinsam mit den Orts-, Stadt- und Kreisseniorenräten in die Fläche bringen. Das wird auch zur weiteren Verbesserung der Lebensqualität der Menschen im Land beitragen. Immerhin sind heute schon mehr als ein Viertel der Einwohner Baden-Württembergs 60 Jahre oder älter“, so Jordan-Weinberg. Konkret werden die Präventionsbotschaften in Informationsveranstaltungen und praktischen Trainings vermittelt.
Hintergründe:
Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg sammelt und analysiert zentral alle Nachrichten und Informationen, die für die präventive und repressive Kriminalitätsbekämpfung wesentlich sind, führt die polizeiliche Kriminalstatistik und entwickelt Konzepte und Strategien zur Kriminalitätsbekämpfung. Im Bereich der Prävention ist das LKA mit landesweiten Vorbeugungsmaßnahmen aktiv. https://www.lka-bw.de
Der WEISSE RING e.V. bietet als gemeinnütziger und einziger bundesweit tätiger Opferhilfeverein umfassende Hilfe für Menschen, die von Straftaten betroffen sind. Deshalb unterstützt er Betroffene ganz praktisch, setzt sich politisch für die Belange der Opfer ein und engagiert sich in der Kriminalprävention. Bundesweit sind über 3.000 ehrenamtliche Helfer in mehr als 400 Außenstellen für den Verein tätig. Er bietet auch Beratung über das Opfer-Telefon und Online. www.weisser-ring.de
BEREIT FÜR SICHERHEIT Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg e.V.
vertritt die Interessen von 2,8 Millionen Menschen über 60 Jahre im Südwesten Deutschlands. Die Engagierten in den 42 Stadt- und Kreisseniorenräten sowie in 39 weiteren in der Seniorenarbeit aktiven Verbänden und Organisationen stellen den Bezug zur Basis sicher.
Günther Bubenitschek, Landespräventionsbeauftragter Baden-Württemberg des WEISSER RINGS e.V., ist Erster Kriminalhauptkommissar im Referat Prävention des Landeskriminalamtes.
Er arbeitet dort in der Zentralen Geschäftsstelle des Programms Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes als polizeilicher Experte im Forschungsprojekt PräDiSiKo (Präventive digitale Sicherheitskommunikation). Ihm wurde für sein langjähriges Engagement in der Prävention kürzlich das Bundesverdienstkreuz verliehen.
PM Landeskriminalamt Baden-Württemberg