Polizeipräsidium Ulm präsentiert Verkehrssicherheitslagebild

 – Fast zehn Prozent weniger schwere Unfälle,

 – begleitetes Fahren mit 17 hat sich bewährt,

 – Zahl der Handy-Verstöße in fünf Jahren um 15-faches gestiegen,

 – Polizei sieht ihre Arbeit als erfolgreich an.

Obwohl die Zahl der Verkehrsunfälle in 2016 gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist, ist die Zahl der Unfälle mit schweren Personenschäden um fast zehn Prozent zurückgegangen. Neben einem zunehmenden Egoismus erkennt die Polizei auch große Unvernunft: etwa durch Fahrer, die unerlaubt telefonieren. Ihre Analyse lässt aus Sicht der Polizei den Schluss zu, dass sie mit ihren Maßnahmen am richtigen Hebel sitzt.

Im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm, der Stadt Ulm und den Landkreisen Alb-Donau, Biberach, Göppingen und Heidenheim, registrierte die Polizei im Jahr 2016 insgesamt 22.489 Verkehrsunfälle. Das sind 659 Verkehrsunfälle mehr als noch im Jahr

2015 und entspricht einer Steigerung um drei Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der in diesem Bereich zugelassenen Fahrzeuge um zwei Prozent auf 665.126 Fahrzeuge. Die weit überwiegende Zahl der Verkehrsunfälle waren so genannte Kleinstunfälle, Unfälle mit Blechschaden – der Anstieg der Unfallzahlen fand nahezu ausschließlich in dieser Kategorie statt. Unter den 22.489 Verkehrsunfällen sind 2.916 Verkehrsunfälle, bei denen Menschen zu Schaden kamen (13 Prozent aller Unfälle). Das entspricht in etwa der Zahl des Vorjahres (2015: 2.897 Unfälle mit Personenschaden). Bei den

2.916 Unfällen verunglückten 3.938 Personen (2015: 3.927 Verunglückte), entsprechend dem  Niveau des Vorjahres. Erfreulich ist der Rückgang der schweren Folgen: Im Jahr 2016 wurden 900 Menschen schwer verletzt oder getötet. Das sind 91 weniger als noch im Vorjahr

(2015: 991 Schwerverletzte und Getötete, -9 Prozent). „Es ist uns gelungen, die Verkehrsunfälle mit besonders schweren Folgen zu reduzieren“, sagte Polizeipräsident Christian Nill, Leiter des Polizeipräsidiums Ulm, am Dienstag beim Pressegespräch zur Verkehrssicherheitslage. „Das lag uns im vergangenen Jahr besonders am Herzen, hier haben wir die Schwerpunkte unserer Verkehrssicherheitsarbeit gesetzt“, so Nill weiter. Sowohl die Zahl der Unfälle mit Schwerverletzten (715 Unfälle, -10 Prozent) als auch die Zahl der Unfälle mit Getöteten (42 Unfälle, -2 Prozent) gingen zurück. 853 Menschen erlitten schwere Verletzungen (-95, -10 Prozent). Dass die Zahl der Getöteten um vier auf 47 Menschen anstieg, ist der Tatsache geschuldet, dass bei fünf Verkehrsunfällen gleich zwei Menschen ihr Leben lassen mussten (2015: 43 Getötete).

Schaut man auf die Ursachen der Verkehrsunfälle mit Personenschaden so wird deutlich, dass sie überwiegend dem schnelleren Vorankommen zuzuschreiben sind: In der Summe sind 55 Prozent der Verkehrsunfälle auf zu schnelles Fahren (644 Unfälle), Missachten der Vorfahrt (567 Unfälle), Fehlern beim Abbiegen (240 Unfälle) und beim Überholen (152 Unfälle) zurückzuführen.

„Ellenbogenmentalität und möglicherweise Egoismus haben in 1.603 Fällen Menschen Schaden zugefügt“, benennt der Leiter der Verkehrspolizeidirektion im Polizeipräsidium Ulm, Polizeidirektor Manfred Bayer, die Ursachen treffend. „Die Menschen nehmen sich nicht die notwendige Zeit, die sie brauchen,  sich umzuschauen und Risiken abzuwägen. Der Verkehr wird immer dichter, die Lücken immer kleiner.

Wir brauchen eine bessere Kultur der Rücksicht und der Vorsicht im Straßenverkehr“, so Bayer weiter. Unverantwortlich sei auch, dass 149 der Unfälle mit Personenschaden auf Alkohol- und Drogenkonsum zurückzuführen seien. „Ein Mensch wurde getötet, 190 weitere verletzt, nur weil jemand trotz  Rausch sein Fahrzeug nicht stehen lassen wollte.“, fasste Bayer die schweren Folgen der Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss zusammen.

Dass sich Unfallursachen zielgruppengerecht bekämpfen lassen zeigen die Zahlen der Unfälle mit jungen Fahrern. Seit 2008, als das begleitete Fahren mit 17 Jahren ermöglicht wurde, sind die Zahlen der Unfälle mit jungen Fahrern rückläufig. Sie sanken seither um 141 Unfälle (-19 Prozent) auf jetzt 595 Unfälle. „Hier zeigt sich der positive Einfluss  erfahrener Autofahrer, die ihr Wissen verantwortungsvoll an junge Menschen weitergeben“, ist sich Bayer sicher. Dies sei ein gutes Zeichen, dass auch bei der Verkehrssicherheitsarbeit ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz Erfolge bringen kann. „Es muss uns gelingen, auch andere Gefahren im Straßenverkehr auf diese Weise in den Köpfen präsenter zu machen“, so Bayer weiter. Nur auf diesem Weg seien auch Senioren im Straßenverkehr zu erreichen und zu überzeugen, sich ständig selbst die Frage zu stellen, ob sie noch fahrtauglich sind. Die Bevölkerungsentwicklung bringt eine ständig wachsende Zahl von mobilen Senioren. Aber auch Ihre Zahl als Unfallverursacher steigt ständig: in der Dekade seit 2007 um 73 (+22 Prozent) auf jetzt 403 Senioren. „Die zunehmende Verkehrsdichte, komplexe Verkehrssituationen und schnelle Abläufe   überfordern Senioren zunehmend. Ihre körperliche Konstitution dagegen schränkt ihre Fähigkeiten immer mehr ein. Das passt nicht zusammen. Wir müssen für Senioren Lösungen finden, die Sicherheit und Mobilität gewährleisten – ebenfalls eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagt Bayer.

Auch im Hinblick auf die Gefahren durch Ablenkung im Straßenverkehr müsse noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Das gelte sowohl für die Fahrzeugtechnik wie für Ablenkungen durch Telefone. „Wer sich aufmerksam auf der Straße bewegt sieht immer mehr Menschen, die neben dem Fahren her telefonieren, chatten, mailen oder gar in den Sozialen Medien unterwegs sind. Das ist brandgefährlich:

Nur eine Sekunde bei Tempo 50 auf das Telefon zu schauen bedeuten 14 Meter Blindflug. Da fahren Sie an zwei parkenden Autos vorbei oder auch über eine Kreuzung. Oder über ein Kind, das Sie nicht gesehen haben, weil Sie sich bewusst haben ablenken lassen“, mahnt Polizeipräsident Nill. In den letzten Jahren hat die Polizei ihre Verkehrsüberwachung im Hinblick auf solche Ablenkung intensiviert und gegenüber dem Jahr 2012 mit 3.636 Betroffenen das 15-fache  an Fahrern ertappt, die während der Fahrt am Smartphone waren. „Und gefühlt ist das nur die Spitze des Eisbergs“, sagte Nill und kündigte an, die Kontrollen weiter zu verstärken. Das gelte auch immer noch für die Gurtkontrollen, bei denen die Polizei im vergangenen Jahr 6.372 Insassen beanstanden musste. Darunter waren 358 Kinder, die nicht richtig gesichert waren. „Man sollte es nicht für möglich halten, dass der Gurt immer noch nicht in allen Köpfen ist. Da sind die Motorradfahrer weit sicherheitsbewusster“, lobte Nill. Denn die Polizei ertappte 2016 mit 67 Motorradfahrern ohne Helm vergleichsweise wenige Fahrer. Und doch mehr als noch in den Jahren zuvor. „Ich hoffe, dass sich daraus kein negativer Trend entwickelt“, sagte Nill. „Zur Sicherheit der Motorradfahrer werden wir auch hier weiter die Augen offen haben.“

„Die Entwicklung bei den Unfallzahlen und der Überwachungsergebnisse zeigt, dass wir das Richtige tun“, sagte Polizeipräsident Nill zum Schluss der Pressekonferenz. Das Polizeipräsidium Ulm habe sich schon von Beginn an Ziele gesetzt und aus der ständigen Analyse der Zahlen Handlungsfelder definiert. Dazu gehört auch die Bekämpfung der schweren Verkehrsunfälle. „Wir sind auf dem richtigen Weg, brauchen aber einen langen Atem“ sagte Nill.

Dabei brach er auch eine Lanze für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Trotz der spürbaren und immer prekäreren Personalengpässe an allen Ecken und Enden sind die Beschäftigten des Polizeipräsidiums Ulm, jeder an seiner Stelle, hoch motiviert, für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in der Region zu sorgen.

Dafür gebührt mein Respekt und mein Dank“, schloss der Polizeipräsident.

PM

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