Stadt Göppingen steht zur Feuerwehr

Mit 123 zu 52 Stimmen wurde Peter Melzer im zweiten Wahlgang als stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Göppingen bestätigt. Oberbürgermeister Guido Till dankte den Mitgliedern der zehn Löschzüge „für ihren ganz besonderen Dienst an der Allgemeinheit“. Mit 549 Einsätzen im Jahr 2015 wurde die Feuerwehr genau 99 Mal öfter alarmiert als 2014.

Stadt steht zur Feuerwehr 01Freitagabend, 20:15 Uhr in der Turn- und Festhalle Bartenbach: Die Teller des gemeinschaftlichen Essens wurden nach und nach abgeräumt – immerhin hatten sich 189 von 284 stimmberechtigte Aktive sowie viele Mitglieder der Jugendfeuerwehren, des Spielmanns- und des Fanfarenzugs, der Altersabteilung sowie der Oldtimergruppe eingefunden – und die Musiker/-innen nahmen ihre Plätze auf der Bühne ein, um zunächst getrennt, dann gemeinsam auf den offiziellen Teil der Jahreshauptversammlung einzustimmen. „Mit 549 Einsätzen im Jahr 2015 gegenüber 450 im Jahr 2014 gab es genau 99 Einsätze mehr“, eröffnete der stellvertretende Kommandant Peter Melzer anschließend die Versammlung. „Es gab hauptsächlich viele Kleineinsätze zu verzeichnen, dabei war der Juli ein besonderer Monat: Sage und schreibe 40 Einsätze hatte die Feuerwehr zu verzeichnen, hauptsächlich mit freiwilligem Personal. Da gingen die Freiwilligen an ihre Grenzen.“ Auch sonst riss Melzer in der Begrüßung ein arbeitsreiches Jahr 2015 an: Die Entschädigungssatzung wurde vom Ausschuss beschlossen und vom Gemeinderat verabschiedet; die neue Autodrehleiter konnte am 22. Dezember beim Hersteller in Karlsruhe abgeholt werden, der neue Kommandowagen einen Tag später; und die neue Alarm- und Ausrückeordnung steht vor ihrer Vollendung. „Dennoch gibt es 2016 noch vieles zu tun“, blickte Melzer nicht nur zurück, sondern auch nach vorne. Sein Dank galt dem Oberbürgermeister, der Verwaltung und dem Gemeinderat für ihre Unterstützung bei den Beschaffungen.

Mit Blick auf die anwesenden Abgeordneten Heike Baehrens und Hermann Färber (beide Bundestag) sowie Staatssekretär Peter Hofelich und Jutta Schiller (beide Landtag) freute sich Oberbürgermeister Guido Till über das ungebrochen hohe Ansehen der Freiwilligen Feuerwehr: „Wann sonst kann man so viel politische Prominenz allein zum Zuhören begrüßen?“ Die Feuerwehr ist die früheste, die mutigste und die lebendigste Bürgerinitiative unseres Landes, zitierte  OB Till den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. „Nicht nur als Ihr Feuerwehrdezernent, sondern vor allem auch als Stadtoberhaupt danke ich Ihnen von ganzen Herzen für Ihren unermüdlichen freiwilligen Einsatz für unsere städtische Gesellschaft, für die Bürgerschaft in Göppingen inklusive der sieben Stadtbezirke.“ Die Freiwillige Feuerwehr mit ihren zehn Löschzügen, mit Jugend- und Altersabteilungen, mit Fanfaren- und Spielmannszug und mit Oldtimergruppe ist ein fester und unverzichtbarer Pfeiler des gesellschaftlichen Lebens in der Kernstadt und speziell in den sieben Stadtbezirken. Dabei ist der Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr ein ganz besonderer Dienst an der Allgemeinheit. Er wird an 365 Tagen im Jahr – in diesem Jahr sogar an 366 Tagen – rund um die Uhr geleistet. „Bei der Feuerwehr ist man ganz, dem Feuerwehrdienst hat man sich mit Leib und Seele verschrieben – die auch innere Bindung an die Feuerwehr ist weitaus stärker ausgeprägt als in manch anderen Bereichen unserer Gesellschaft“, anerkannte OB Till. Der Gemeinderat war und ist sich dessen stets bewusst und hat die finanziellen Mittel für die erforderlichen Fahrzeuge und Geräte, aber auch Ausbildungen zur Verfügung gestellt. Fast 1,3 Millionen Euro hat die Stadt im vergangenen Jahr 2015 allein für Feuerwehr-Fahrzeuge ausgegeben; für dieses Jahr sind knapp 700.000 Euro im Haushalt eingestellt, und für 2017 und 2018 sind jeweils mindestens 550.000 Euro vorgesehen. Und dass Gemeinderat und Stadtverwaltung an der dezentralen Organisation der Freiwilligen Feuerwehr mit Löschzügen in allen sieben Stadtbezirken festhalten, ist an den Investitionen und Planungen für die Feuerwehrhäuser in Faurndau, Holzheim, Jebenhausen und Maitis erkennbar. Denn, so der Rathauschef weiter: „Bürgernähe und die speziellen Ortskenntnisse der Stadtbezirks-Löschzüge sind aus meiner Sicht unverzichtbar.“ 2014 wurde in die Feuerwehrhäuser fast eine Million Euro investiert, 2015 waren es – die in dieses Jahr übertragene Mittel mit eingerechnet – fast 1,5 Millionen Euro. Hinzu kommen heuer planmäßig 840.000 Euro, 2017 und 2018 jeweils rund eine Million Euro und 2019 über drei Millionen Euro. „Die Feuerwehr ist uns nicht nur lieb, sondern auch teuer – aber verdientermaßen teuer.“ In Holzheim konnte vergangenes Jahr ein tolles Feuerwehrhaus in Betrieb genommen werden; in Jebenhausen ist die Stadt auf einen guten Weg; und auch für Faurndau und für die Hauptwache wird mit Hochdruck gearbeitet. Daran ändert nach Tills Worten auch die vorläufige Dienstfreistellung des hauptamtlichen Kommandanten nichts. Wie in den Zeitungen zu lesen war, ermittelt die Staatsanwaltschaft Augsburg gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue, bezogen auf seine Tätigkeit in Augsburg. Deshalb musste die Stadt den Kommandanten vorläufig vom Dienst freistellen; bei dieser Entscheidung gab es keinen Ermessensspielraum. „Dank dem kommissarischen Kommandanten und dem kommissarischen Einsatzleiter ist die Freiwillige Feuerwehr Göppingen voll einsatzfähig“, unterstrich OB Guido Till. „Die Kompetenz und die Einsatzbereitschaft in den zehn Löschzügen ist geblieben.“ Auch werden alle Planungen bezüglich Gebäuden und Fahrzeugen vollumfänglich weiter vorangetrieben, versicherte Till, der sein Grußwort mit großer Freude und Anerkennung für den Wechsel mehrerer Freiwilliger von den Jugendfeuerwehren zu den Aktiven schloss.

 

Fünf Kandidaten

Wie attraktiv die Feuerwehr Göppingen nach wie vor ist, zeigte die anschließende, alle fünf Jahre satzungsgemäß durchzuführende Wahl des ehrenamtlichen stellvertretenden Kommandanten: Gleich fünf Männer bewarben sich um diese Position! Nach einer Vorstellungsrunde verfehlte Peter Melzer, der seit 30 Jahren als stellvertretender Kommandant tätig ist und während dieser Zeit die Feuerwehr sechs Mal kommissarisch führte, die im ersten Wahlgang erforderliche absolute Mehrheit um vier Stimmen – er erhielt 91Stimmen; die weiteren Kandidaten kamen auf 35, 27, 15 und zehn Stimmen. Bei der Stichwahl setzte sich Melzer, der aus Altersgründen sein Amt in zwei Jahren abgeben wird, mit 123 zu 52 Stimmen, bei fünf Enthaltungen und vier ungültigen Stimmen, durch.

 

Statistik

Während ausgezählt wurde, stellte Peter Melzer den Jahresbericht für 2015 vor. Demnach gehörten der Feuerwehr zum Jahresende 445 Personen an, verteilt auf 283 aktive Feuerwehrangehörige, 58 Jugendfeuerwehrangehörige, 15 Angehörige des Spielmannzuges, 26 Angehörige des Fanfarenzuges und 63 Angehörige der Altersabteilung. Die aktiven Feuerwehrangehörigen verteilen sich auf die Löschzüge 1 = 26, 2 = 22 und 3 = 20 (alle drei Innenstadt), Zug 4/Holzheim = 35, Zug 5/Jebenhausen = 28, Zug 6/Bartenbach = 27, Zug 7/Bezgenriet = 23, Zug 8/Hohenstaufen = 22, Zug 9/Maitis = 29 und Zug 10/Faurndau = 38.

Verzeichnet wurden 2015 (in Klammern Vergleichszahlen 2014) 83 (87) Brandeinsätze, 292 (220) technische Hilfeleistungen, elf (16) Tierrettungen, sechs (fünf) böswillige Alarmierungen, 120 (90) Fehleinsätze, 23 (30) Helfer vor Ort, null (null) Umwelteinsätze und 14 (zwei) sonstige Einsätze. Die Brände unterteilten sich in 43 Kleinbrände a (kleines Löschgerät), 23 Kleinbrände b (bis 1 C-Rohr) und sechs Mittelbrände (2 bis 3 C-Rohre). Bei elf Bränden wurde Überlandhilfe geleistet; außerdem wurden 60 Brandsicherheitsdienste registriert.

In der Zentralen Atemschutzwerkstatt (ZAW) konnten zwei neue Prüfstände in Betrieb genommen werden, dazu gab es neue Computer und größere Monitore. Ein neuer Maskentrockenschrank konnte auch in Dienst gestellt werden. Am alten Trockenschrank beliefen sich die Trockenzeiten mit sechs Vollmasken auf vier Stunden; am neuen sind nun acht Vollmasken in 25 Minuten trocken. 2.233 Vollmasken wurden komplett geprüft, 743 Pressluftatmer wurden geprüft, grundüberholt oder repariert.

Zur Zentralen Schlauchwerkstatt (ZSW) gehörten7.223 Schläuche aus 24 angeschlossenen Feuerwehren, Betriebshöfe und Hilfsorganisationen; der Göppinger Anteil belief sich auf 1.814 Druck- und Saugschläuche. Geprüft und gereinigt wurden 3.437 Schläuche. Sowohl der Bestand als auch die Reinigungszahlen sind 2015 gegenüber 2014 gestiegen.

 

Jugendfeuerwehr

Die Jugendfeuerwehr Göppingen besteht aus insgesamt 58 Jugendlichen, 51 Jungs und sieben Mädchen. Dies bedeutet gegenüber Ende 2014 mit insgesamt 51 Mitgliedern wieder ein Zuwachs. Außerdem sind sieben Jugendliche in die aktive Wehr übergetreten. Ausgebildet und betreut werden die Jugendlichen von fünf Ausbildern in Göppingen, vier in Faurndau, drei in Maitis und fünf in Holzheim. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 149 Übungsdienste abgehalten und darüber hinaus viele Veranstaltungen besucht oder selbst durchgeführt:

 

Ehrungen

Zum Ehrenmitglied wurde OLM Rudi Romeike aus der Altersabteilung ernannt.

Für 40 Jahre aktiven Feuerwehrdienst wurden ausgezeichnet OLM Heinz Bärthel (Zug /Hohenstaufen), OBM Werner Bidlingmaier (Zug 6/Bartenbach), HBM Bernd Göbel (Zug 3/Innenstadt) und OBM Dietmar Winter (Zug 1/Innenstadt).

Für 25 Jahre aktiven Feuerwehrdienst wurden geehrt OBM Markus Gneiting und HLM Martin Schneider (beide Zug 2/Innenstadt) sowie HFM Markus Straub und LM Michael Weirich (beide Zug 9/Maitis).

Mit den Traditionsnadeln 2015 der Jugendfeuerwehr wurden ausgezeichnet Bryan Urban, Fabian Richter, Julius Hieber, Maxi Pöpl, Marvin Hubrig, Simon Schirmer und Nils Stolhofer.

 

Beförderungen

Auch Beförderungen wurden auf der Jahreshauptversammlung vollzogen: LZ 1 (Innenstadt) Toni Brandt zum Brandmeister; LZ 2 (Innenstadt) Axel Maier zum Oberfeuerwehrmann und Armin Maier zum Hauptlöschmeister; LZ 3 (Innenstadt) Lukas Lüttig zum Feuerwehrmann; LZ 4 (Holzheim) Jens Helbing zum Feuerwehrmann, Florian Kaltenecker zum Feuerwehrmann, Thomas Maier zum Feuerwehrmann, Martin Peter zum Brandmeister, Sascha Pittasch zum Feuerwehrmann, Thorsten Pittasch zum Feuerwehrmann und Nicole Steffens zur Feuerwehrfrau; LZ 5 (Jebenhausen) Dietrich Birk zum Oberfeuerwehrmann; LZ 7 (Bezgenriet) Ralph Abele zum Oberfeuerwehrmann; LZ 9 (Maitis) Simon Strohmaier zum Oberfeuerwehrmann und Patrick Wiedmann zum Feuerwehrmann; LZ 10 (Faurndau) Jan Hottinger zum Feuerwehrmann und Steffen Widmeyer zum Oberfeuerwehrmann.

PM

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