Rettungsfachkräfte im Einsatzdienst, treffen häufig auf Patienten, bei denen offensichtlich wird, dass diese unter anderem auch wegen fehlendem Selbstvertrauen, und inneren Zufriedenheit, durch die „sozialen Maschen“ in unserer Gesellschaft gefallen sind.
Das was diesen Menschen widerfahren ist, kann auch jeden von uns treffen. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die physische und psychische Gesundheit durch Frust erheblich geschädigt werden kann. Die Auswirkungen nehmen oftmals bedrohliche Formen an. Diverse Ängste, durchlebte Enttäuschungen, sowie kontinuierliche Belastungen aus zwischenmenschlichen Beziehungen hinterlassen deutliche Spuren. Solche lang anhaltenden, negativen Emotionen, können über zentral –nervöse Störungen zu Funktionseinschränkungen und Entgleisung lebenswichtiger Organe führen. Diagnostisch bestätigte Veränderungen der Herzkranzgefäße (KHK), sind in der Realität gemeint, wenn Menschen davon sprechen, dass die Trennung vom Geliebten das Herz brechen kann.
Ein intaktes Klima als solches, ist im Umgang miteinander nicht nur für die von uns zu erbringenden täglichen Leistungen ein entscheidender Faktor, sondern insbesondere auch für den emotionalen Austausch. Das Gefühl der sozialen Zugehörigkeit im Kollegium, und die wichtige Erfahrung gebraucht, anerkannt, und für gute vollbrachte Leistungen gerecht belohnt zu werden (nicht nur finanziell) sind wichtig zur Bewältigung eventuell gegebener emotionaler Spannungen. Fehlen die Motivationen der Zugehörigkeit, Anerkennung und Wirksamkeit, dann können Krisen voll durchschlagen, und die Krankheitsanfälligkeit steigt dramatisch.
Dem können wir entgegen wirken. Jeder von uns, auch in der Arbeitswelt, kann wenn er nur will ein Vorbild sein. Das betrifft von der obersten Führung, bis zur Reinigungskraft alle. Mit denkbar einfachsten Grundsätzen, und mit der erforderlichen Änderung so mancher Lebenseinstellung, kann man vielen täglichen Belastungen erfolgreich entgegen wirken.
Gehen wir zunächst davon aus, dass keiner von uns, nur mal so zufällig auf der Welt ist. Jeder ist einmalig und demnach unverwechselbar. Wir müssen uns darüber bewusst sein, dass es jeden von uns, unter Milliarden Menschen nur einmal gibt. Menschen die sich auf, s Haar gleichen hat es nie gegeben. Selbst unsere Fingerabdrücke entscheiden sich von allen anderen. Jeder pflegt eine eigene Denkweise, und weicht auch vom Aussehen der unzähligen Menschen auf dieser Welt ab. Das allein kann schon Grund genug sein, niemals an sich selbst zu zweifeln. Jeder Mensch ist eine Persönlichkeit, und kann mit seinem Beitrag am Gelingen dieser Welt mitwirken – unabhängig von sozialer Zugehörigkeit, beruflicher Position oder Dienstgrad.
Zum Sinn unseres Lebens könnte man sagen, wir sollten so sein wie wir sind, um so zu werden, wie uns zu werden möglich sein könnte. Wer von dieser Aussage überzeugt ist, dem bleibt in seinen Vorstellungen kein Platz für Missgunst, eine der übelsten Gemütsbewegungen beim Menschen. Auf dem Boden der Missgunst nährt sich Hass, Habgier, Eifersucht und Neid. Diese asozialen Untugenden sind sehr häufig die Ursache quälender Minderwertigkeitskomplexe, deren negativen Begleitumstände auf das Umfeld hinreichend bekannt sind.
Ich treffe täglich in meinem Berufsleben, im Sport, in der Nachbarschaft und im weiteren Umfeld auf Menschen die mir in allen möglichen Belangen überlegen sind. Diese Menschen beherrschen Fähigkeiten die ich nicht habe, andere sind sehr reich was ich nicht bin. Diese Erfahrungen könnte man nahezu unendlich fortsetzen. Das uns andere Menschen überlegen sind darf kein Grund zur Sorge sein. Wir müssen uns bemühen, ein klares Bild unserer eigenen Persönlichkeit zu gewinnen: Wozu bin ich auf dieser Welt? Was soll ich tun? Wie soll ich sein? Sind diese Fragen beantwortet, dann nehme man die gewonnenen Erkenntnisse und orientiere sich daran. Unser Wesen wird sich ändern und der neuen Denkweise anpassen.
Einem guten Freund, einem erfolgreichen, und wohlhabenden Immobilienmakler, dem ich vor einiger Zeit die Frage nach dem Geheimnis für seinen persönlichen Erfolg gestellt habe, gab mir folgende Antwort: Wenn eine Entscheidung zu treffen ist, dann treffe sie und mache weiter. Natürlich werden bei schnellen und bündigen Entscheidungen auch Fehler begangen, doch sind diese von der Tragweite meistens nicht so schwerwiegend, wie die Nachteile, welche durch ständiges Zögern und Hin- und Herüberlegen entstehen. Wer permanent einen Berg von Entscheidungen vor sich herschiebt, der blockiert sich und verliert die Fähigkeit, kreativ agieren zu können.
Diese Aussage war für mich sehr aufschlussreich, denn als Rettungsfachkraft im Einsatzdienst, im ständigen Kontakt mit Patienten, Kollegen und Angehörigen jeglichem, sozialem Couleur, habe ich schon längst den Eindruck gewonnen, dass die Unfähigkeit, klare und auch eindeutige Entscheidungen zu treffen, an so manchem verpfuschten Leben maßgeblich schuld sein könnte.
Ich denke daher, wer den erforderlichen Mut zu Entschiedenheit aufbringt gewinnt nicht nur die Achtung vor sich selbst, sondern insbesondere auch die von seinen Mitmenschen. Natürlich besteht hierbei das Risiko, dass eine getroffene Entscheidung nicht der „Volltreffer“ war, aber auch die Klügsten machen Fehler. Aber wer etwas schaffen will, der muss zumindest ein kalkulierbares Risiko in Kauf nehmen, den Mut für Entscheidungen aufbringen, und sein Vorhaben dann verwirklichen und weitermachen.
Im Alltag gibt es oftmals Probleme, die sich mit einer einzigen Entscheidung für immer lösen lassen. Nehmen wir als eindrucksvolles Beispiel die Ehrlichkeit. Man sollte sich entscheiden, ob man ehrlich sein will oder nicht. Dann braucht man sich nicht mehr damit belasten, hier mal unaufrichtig zu sein, und an anderen Stellen lügen zu müssen. Wer gelernt hat sich zu entscheiden, lebt sein Leben wesentlich leichter und bewusster.
Ein weiterer Grundstein wäre noch der Glaube. Wer sein Leben im Griff haben will, der sollte auch glauben lernen, ich sage ganz bewusst lernen, denn auch das Glauben will gelernt sein. Denken wir an die Kindheit. Man musste gehen lernen, und ist dabei oft hingefallen. Nun können wir gehen, weil wir jedes Mal wieder aufgestanden sind, und einen neuen Versuch unternommen haben.
Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass wir den Glauben an uns, , selbst nach allergrößten Enttäuschungen nicht gleich verlieren dürfen. Jeder soll glauben dürfen, dass er nach einem „Ab – Sturz“ eine neue Möglichkeit zum Einstieg in ein besseres Leben bekommen kann.
Oftmals ist es ausschließlich der Glaube an ein positives Ereignis, der einem wieder einen Einstieg in die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen ermöglicht.
Alfred Brandner