Gewalttaten gegen Menschen, die anderen in Not zur Hilfe eilen, mehren sich – das ist traurige Wirklichkeit. Belästigungen, Beleidigungen bis hin zu Bedrohungen und tätlichen Angriffen sind inzwischen Teil des Rettungsdienstalltags. Die potenziellen Tatorte finden sich auf der Straße, in Geschäften, im Rettungswagen, an Brandorten, in Wohnungen, in Arztpraxen, in Kliniken und Kneipen. Daher ist es unerlässlich, jeden, der als Ersthelfer zu einem Notfall gerufen wird, entsprechend auszubilden und zu sensibilisieren. Ersthelfer müssen in der Lage sein, gefährliche Situationen zu erkennen und folgerichtig zu handeln.
Rettungskräfte, Polizisten, Feuerwehrleute, Helfer des Technischen Hilfswerks und sonstige Einsatzkräfte wollen am Einsatzort schnellstmöglich tätig werden und helfen. Doch hinter jeder Wohnungstür und in jedem Gebäude kann Gefahr in den unterschiedlichsten Formen lauern. Sie als Ersthelfer wissen nie genau, was Sie am Einsatzort erwartet. Daher ist es umso wichtiger, dass Sie in der Lage sind, die jeweilige Situation richtig einschätzen und richtig reagieren können, so dass Sie den Anforderungen im Ernstfall gewachsen sind.
Zu Ausnahmefällen zählen nicht die akuten Gefahrenlagen, die bereits im Vorfeld erkennbar sind. Zudem fährt man – z.B. als Rettungsfachkraft – zu bedrohlichen Einsätzen in der Regel mit Polizeibegleitung. Doch nicht immer ist eine bedrohliche Situation auch als solche erkennbar, weshalb jeder Ersthelfer auf nicht vorhersehbares Einsatzgeschehen vorbereitet sein sollte.
Unvermittelt ausbrechende Gewalt birgt erhebliche Risiken. Ein plötzlicher Angriff eines Patienten, der unter der Wirkung von Alkohol oder Drogen steht oder unter einer psychischen Erkrankung leidet, kann sehr gefährlich sein. Patienten oder auch Personen aus dem Umfeld, die plötzlich und unerwartet ausrasten, sind mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht in der Lage oder gewillt, einen Helfer in Rettungsdienst-Schutzkleidung von anderen Einsatzkräften oder Zivilisten zu unterscheiden können. Aber auch Straßenschläger und Amokläufer lassen sich von der Einsatzkleidung der Retter nicht beeindrucken. Bevorstehende Handlungsweisen dieser Tätergruppen lassen sich nicht oder nur sehr schwer einschätzen.
Als Rettungsfachkraft möchte ich Ihnen nützliche Tipps geben, wie Sie als Ersthelfer eine potenziell gefährliche Einsatzlage erkennen, mit welchen Worten Sie eine bedrohliche Situation entschärfen können und wie Sie reagieren können, wenn die Situation an einer Einsatzstelle eskaliert bzw. wenn Sie oder Ihre Kollegen angegriffen werden.
ALFRED BRANDNER