Anfang vergangener Woche sollen Betrüger eine Seniorin aus dem Raum Amstetten um ihr Geld gebracht haben (wir berichteten https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110979/4455688). Wie die Seniorin den Ermittlern schilderte, hatte sie über Tage hinweg Kontakt mit den angeblichen Polizeibeamten und einem angeblichen Staatsanwalt. Die konnten die Frau täuschen, sodass sie einem der Betrüger schließlich das Geld aushändigte. Sie hatte zuvor die Tausende Euro von einer Bank geholt.
Die Opfer werden, so die Polizei, meist aus Callcentern aus dem Ausland angerufen. Dort sitzen Betrüger die geübt sind, am Telefon Menschen übers Ohr zu hauen und damit an deren Habseligkeiten zu kommen. Solche Callcenter wachsen derzeit scheinbar wie Pilze aus dem Boden. Sehr sprachgewandte Anrufer ohne jeglichen Akzent geben sich als Polizeibeamte, Staatsanwälte, Notare, Verwandte oder sonstige Vertrauenspersonen aus. Mit ihrer geschickten Gesprächsführung gelingt es den Anrufern, die Angerufenen dazu zu bewegen, Geld, Schmuck oder Wertsachen an Personen zu übergeben, die zu Ihnen an die Haustüre kommen. Oder Sie werden aufgefordert Ihre Wertsachen so schnell wie möglich vor der Haustüre zur Abholung bereit zu legen.
Die meisten Menschen wundern sich über solche Berichte, doch fällt immer wieder jemand auf diese Maschen herein. Wie gehen die Täter vor? Sie suchen zielgerichtet in Telefonbüchern nach den Vornamen mutmaßlich älterer Menschen.
Denn bei Senioren steigen die Chancen der Verbrecher, dass die Angerufenen eher gutgläubig und hilfsbereit auf einen angeblichen Notfall mit finanzieller Unterstützung reagieren. Oder dass sie durch anerzogenes Obrigkeitsverhalten den Anweisungen der „falschen Polizeibeamten“ am Telefon folgen, ohne vorher kritisch nachzufragen oder durch einen Anruf bei der Polizei die fragwürdigen Anweisungen zu überprüfen. Kein Wunder: Die Anrufer klingen seriös und bauen manchmal auch einen hohen Druck auf, um ihre Opfer zu verunsichern. Darüber hinaus nutzen sie Namen von wirklich existierenden Amtspersonen, um ihre Geschichte noch glaubhafter scheinen zu lassen. So wollen sie das Vertrauen der Angerufenen gewinnen.
Am Telefon erzählen die falschen Polizisten von Einbrüchen in der Nachbarschaft.
Zwei Täter seien festgenommen worden. Bei ihnen sollen die Ermittler angeblich den Namen und die Adresse der Angerufenen gefunden haben. Die Betrüger behaupten, dass die Wertsachen zuhause nicht mehr sicher seien. Ein Polizist werde vorbeikommen und die Sachen holen.
Eine andere Masche ist, dass die Betrüger am Telefon von kriminellen Bankangestellten erzählen. Deshalb sollen die Angerufenen Geld und Schmuck aus den Wertfächern der Bank holen, um sie nicht zu verlieren. Die Opfer sollen die Sachen vor ihre Haustür legen, ein Polizist würde sie dann holen.
Oder die Anrufer erzählen, dass jemand aus der Familie einen schweren Unfall im Ausland gehabt habe und jetzt sofort Geld bezahlt werden müsse, damit der Verwandte nicht ins Gefängnis müsse oder die Versicherung bezahlt sei.
Für die Anrufe nutzen die Betrüger eine spezielle Technik, die bei einem Anruf auf der Telefonanzeige des Opfers die Polizei-Notrufnummer 110 oder eine andere örtliche Telefonnummer erscheinen lässt.
Wie kann man sich schützen? Die Polizei gibt Tipps:
– Reden Sie am Telefon nicht über Ihre finanziellen Verhältnissen.
Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.
– Legen Sie den Hörer auf, sobald jemand Geld verlangt oder Sie
sonst auch nur den kleinsten Zweifel haben.
– Informieren Sie sofort nach einem solchen Anrufs eine Person
Ihres Vertrauens und die Polizei. Die Polizei nimmt Ihre
Mitteilung unter der Notrufnummer 110 oder auf jeder
Polizeidienststelle entgegen.
– Wählen Sie selbst die 110. Benutzen Sie auf keinen Fall die
Rückruftaste, da Sie sonst womöglich wieder bei den Betrügern
landen. Beenden Sie vorher selbst das Gespräch, indem Sie
auflegen oder auf die richtige Taste drücken. Notieren Sie die
Nummer einer Vertrauensperson, Ihrer Polizeidienststelle und die
Notrufnummer 110 griffbereit neben dem Telefon.
– Geben Sie Unbekannte oder angeblichen Polizisten niemals Geld.
Die Polizei wird Sie nie um Geld oder die Herausgabe anderer
Wertsachen bitten.
– Die Polizei ruft Sie niemals unter der Telefonnummer 110 an.
– Notieren Sie sich die Telefonnummer, die auf der Telefonanzeige
erscheint.
Wie können Sie sich noch schützen?
– Prüfen Sie Ihre Einträge in den Telefonverzeichnissen und ändern
Sie sie so, dass keine Vornamen und keine Adresse mehr
aufgeführt sind.
– Sensibilisieren Sie Bekannte und Verwandte, damit sie im Falle
eines Anrufs nicht überrascht sind. Ohne das Überraschungsmoment
ist es für die Betrüger am Telefon schwieriger, ihre Opfer zu
verunsichern.
Noch mehr Infos und Tipps gibt die Polizei in einem Informationsblatt unter https://www.polizei-beratung.de/fileadmin/Medien/285-IB-Vorsicht-Falscher-Polizist-am-Telefon.pdf.
Ein Video, wie die Betrüger vorgehen, hat die Polizei im Internet parat:
https://twitter.com/PolizeiRT/status/918764789878415360.
Wer sich lieber in einem Comic informieren will dem empfiehlt die Polizei die Adresse https://www.polizei-beratung.de/fileadmin/Medien/293-SF-Comic-Falscher-Polizist.pdf.
PM Polizeipräsidium Ulm