Die Unternehmen im Land beurteilen die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit etwas besser als im Bund. Das ergab die Baden-Württemberg-spezifische Auswertung des bundesweiten DIHK-Energiewendebarometers 2019. Auf einer Skala von -100 bis +100 bewerten die am heimischen Standort befragten Unternehmen die Auswirkungen auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit mit -2,3; für Deutschland liegt dieser Wert bei -3,0. Dieses Ergebnis bestätigt das Vorjahresresultat, welches auch nur knapp unter einer neutralen »Null« lag, so das Fazit des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK).
Die Industrie kommt mit -17,4 zu einer pessimistischeren Chancen-Risiken-Bewertung und zeigt sichtbaren Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Deutschlandweit liegt die Bewertung mit -19,0 noch darunter. Energie- und klimapolitische Maßnahmen müssen daher nach wie vor besonders die Auswirkungen auf den Industriestandort berücksichtigen. Dabei befürworten fast alle Unternehmen in Baden-Württemberg und auch der Industrie zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen, allerdings bei rund der Hälfte der Industriebetriebe mit der Einschränkung, dass es zu keiner zusätzlichen Belastung für den eigenen Betrieb kommt.
Gefragt nach den Maßnahmen, die die Politik kurzfristig ergreifen sollte, steht bei den Betrieben im Land die Forderung nach Unterstützung des Netzausbaus und damit das Thema Versorgungssicherheit klar an erster Position, ebenso bei den Unternehmen in Deutschland und bei der hiesigen Industrie. Prioritär werden auch die Forderung nach Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren bewertet sowie die bessere Abstimmung der politischen Maßnahmen.
Die insgesamt noch ausgewogene Bewertung zu den Auswirkungen der Energiewende zeigt die hohe Anpassungsfähigkeit der heimischen Wirtschaft. Wie in den Vorjahren ergreifen oder planen die Unternehmen im Land auch in 2019 häufiger Maßnahmen als im Bundesschnitt. Besonders deutlich wird dies beispielsweise bei der Anschaffung von Elektrofahrzeugen oder der Nutzung von Abwärme.
„Dies zeigt, dass die Wirtschaft in Baden-Württemberg, insbesondere die hiesige Industrie, die Herausforderungen der Energiewende und des Klimaschutzes gleichermaßen angenommen hat und entsprechend handelt“, erläutert Wolfgang Grenke, BWIHK-Präsident und Präsident der in Energiefragen federführenden IHK Karlsruhe die Situation.
93 Prozent der Industrieunternehmen im Land (ebenso viele bundesweit) beschäftigen sich mit Aktivitäten zur Steigerung der Energieeffizienz, obwohl gleichzeitig 82 Prozent der Industriebetriebe maximal ein Prozent Einsparpotenzial pro Jahr im eigenen Unternehmen sehen. Investitionen in effizientere Technik finden sich auf Platz eins der am häufigsten ergriffenen Maßnahmen.
Aktivitätsverlagerungen ins Ausland, aufgrund energiewirtschaftlicher Einflüsse, bleiben bei circa 20 Prozent der Industrieunternehmen in Baden-Württemberg in Umsetzung oder Betracht. „Die Aufforderung an die Politik besteht daher weiter, für dauerhafte Versorgungssicherheit und international wettbewerbsgerechte Strompreise zu sorgen – gerade weil die Mehrheit der Betriebe in den letzten zwölf Monaten von gestiegenen Strom- und Energiepreisen berichten“, schließt Grenke.
Die vollständige BW-spezifische Auswertung des bundesweiten DIHK-Energiewendebarometers 2019 finden Sie anbei.
Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHK). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es, in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-, Bundes- und Europapolitik sowie dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.
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