Das vor einem Jahr von 31 Sozialverbänden, Gewerkschaften, zivilgesellschaftlichen und kirchlichen Organisationen in Baden-Württemberg gegründete Bündnis gegen Armut im Alter hat heute im Stuttgarter Hospitalhof zum ersten Jahrestag seiner Gründung bekräftigt, seine Arbeit weiter fortsetzen zu müssen. Die Pläne der großen Koalition zur Rentenpolitik reichen nicht aus, so das Bündnis, um Altersarmut mittel- und langfristig zu verhindern. In einer Podiumsdiskussion mit anschließendem Empfang forderte das Bündnis die SPD-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier und die Landtagsvizepräsidentin und CDU-Abgeordnete Sabine Kurtz auf, sich für dringend erforderliche weitere Reformen einzusetzen.
Martin Gross, Landesbezirksleiter ver.di Baden-Württemberg: „Bessere Erwerbsminderungsrenten, Mütterrente II und die Festschreibung des Rentenniveaus bei 48 Prozent bis 2025 sind erste Verbesserungen in der Rentenpolitik. Mit diesen Schritten werden aber die strukturellen Probleme, die ab 2030 zu massenhafter Altersarmut führen werden, nicht einmal ansatzweise gelöst. Jetzt müssen dafür die Weichen gestellt werden. Deshalb wird unser Bündnis weiter Druck auf die Politik machen.“
Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg: „Wer sein Leben lang gearbeitet hat und dann, weil die Rente nicht zum Leben reicht, zum Bittsteller werden muss, erlebt eine tiefe Kränkung. Altersarmut ist fast immer irreversibel. Es gilt zu verhindern, dass diejenigen Menschen, die bereits während des Berufslebens die schlechteren Chancen gehabt haben, am Ende dafür zusätzlich bestraft werden.“
Roland Sing, VdK-Landesverbandsvorsitzender und Vizepräsident des Sozialverbands VdK Deutschland: „Bessere Mütterrenten sind gut, aber bitte für alle Mütter und aus Steuermitteln finanziert. Dies ist eindeutig eine gesellschaftspolitische Aufgabe. Langfristig brauchen wir wieder ein Rentenniveau von mindestens 50 Prozent.“
Ursel Wolfgramm Vorstandsvorsitzende DER PARITÄTISCHE Baden-Württemberg: „Die geplante Grundrente ist keine eigenständige Rentenleistung, sondern soll nur Grundsicherungsbeziehenden zustehen, und diesen auch nur dann, wenn sie mindestens 35 Jahre an Beitragszeiten vorweisen können. Langjährig versicherte Rentner mit geringem Einkommen knapp oberhalb der Grundsicherung soll hingegen gar keine Grundrente zustehen. Dies schafft ein „Mehrklassensystem“ in der Alterssicherung und ist von einer Anerkennung der Lebensleistung weit entfernt.“
Bis zur Bundestagswahl hatte das Bündnis und seine Bündnispartnerinnen bei rund 50 Veranstaltungen aufgezeigt, dass die Rente schon in naher Zukunft nicht ausreichen wird, um ein Leben in Würde führen zu können. Nun hat die neue Bundesregierung ihre Arbeit aufgenommen und im Koalitionsvertrag durchaus Verbesserungen – auch bei der Rente – verhandelt. Für das Bündnis reichen diese Vereinbarungen aber nicht aus, um Armut im Alter – vor allem nach 2025 – zu verhindern.
Weitere Informationen zum Bündnis: http://buendnis-gegen-altersarmut.de/
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg