Qualität im Handwerk sichern: Ein „klares Bekenntnis zum Meisterbrief“ fordert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) von den Bundestagskandidaten im Landkreis Göppingen. Hintergrund sind Pläne der EU-Kommission: Sie will die Zugangsvoraussetzungen in Handwerksberufen europaweit angleichen. Darunter würden Qualität und Ausbildung leiden, befürchtet IG BAU-Bezirksvorsitzender Mike Paul. Meisterbetriebe im Landkreis wären besonders betroffen.
„Wohin der Abbau von Standards führen kann, zeigt sich im Fliesenlegerhandwerk“, so Paul. Mit der Novelle der Handwerksordnung im Jahr 2004 wurde hier die Meisterpflicht abgeschafft. Seitdem ist die Zahl der Fliesenleger-Betriebe im Bereich der Handwerkskammer Region Stuttgart von 625 auf 1.697 im letzten Jahr angestiegen – ein
Zuwachs von 172 Prozent. „Immer mehr Ein-Mann-Betriebe buhlen um Aufträge. Qualität und Ausbildung bleiben aber oft auf der Strecke“, kritisiert der Gewerkschafter.
Sollte der Trend die ganze Baubranche erfassen, drohe eine weitere Verschärfung des Fachkräftemangels. Denn die Handwerksmeister seien die tragende Säule der Berufsausbildung. Neue Zahlen der Handwerkskammer Region Stuttgart nennt Paul deshalb „beunruhigend“: Lediglich 158 bestandene Meisterprüfungen im Bau- und Ausbaugewerbe zählte die Kammer im vergangenen Jahr. Der Lehrlingsbestand in der Branche ging im
Zehn-Jahres-Vergleich um 9 Prozent auf zuletzt 1.436 Azubis zurück.
Die IG BAU ruft die heimischen Bundestagskandidaten auf, sich für den Erhalt der Meisterpflicht im Handwerk einzusetzen. Bei den Fliesenlegern müsse sie dringend wieder eingeführt werden, so die Gewerkschaft.
IG BAU will Meisterbrief im Kreis Göppingen schützen: 172 Prozent mehr Fliesenleger-Betriebe in zwölf Jahren
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