ver.di Baden-Württemberg hat den Arbeitgeberverband für die vier Uniklinika in Baden-Württemberg (Freiburg, Tübingen, Heidelberg und Ulm) sowie das SRH-Klinikum Karlsbad-Langensteinbach zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag zur Entlastung der Beschäftigten aufgefordert.
„Die Patienten erwarten eine angemessene Versorgung, die Beschäftigten endlich Entlastung“, so Irene Gölz, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit und Soziales bei ver.di Baden-Württemberg.
Durch die Personalnot ist der Druck auf die Beschäftigten enorm. Selbst gesetzlich vorgeschriebene Pausen können oft nicht genommen werden. Die Beschäftigten sind permanent in Sorge, nicht so pflegen und versorgen zu können, wie es fachlich geboten wäre. Sie schieben laut einer ver.di-Umfrage allein in Baden-Württemberg einen Berg von 4,5 Millionen Überstunden vor sich her und vernachlässigen permanent ihre eigene Gesundheit, um die Versorgung der Patienten sicherzustellen.
„Dass Arbeit so organisiert werden muss, dass die Gesundheit nicht gefährdet wird, gilt auch für Krankenhäuser. Arbeit im Krankenhaus darf nicht krankmachen“, so Irene Gölz: „Deshalb machen wir das Thema Entlastung nun zum Gegenstand einer tarifpolitischen Auseinandersetzung.“
„Der Dauerstress belastet und macht viele Beschäftigte selbst krank. Überdurchschnittliche Krankenstände, hohe Teilzeitquoten, die Flucht aus dem Beruf und ein erhöhtes Risiko des vorzeitigen Ausstiegs aus dem Erwerbsleben sind die Folgen“, erklärt Jürgen Lippl, Fachsekretär bei ver.di für die Krankenhausbranche.
Die Aufforderung zu Tarifverhandlungen sind eingebettet in die bundesweite Bewegung der Gewerkschaft ver.di für mehr Personal und Entlastung im Krankenhaus. Bundesweit fehlen 162.000 Stellen, 70.000 allein in der Pflege (Baden-Württemberg: 20.000 Stellen, davon 9.000 in der Pflege). 64 Prozent der Pflegekräfte müssen nachts allein durchschnittlich 26 Patientinnen und Patienten pflegen und versorgen. Die Arbeitgeber haben die Verantwortung für gute Arbeitsbedingungen, die durch entsprechende Tarifverträge zu regeln sind. Der Gesetzgeber hat die Verantwortung für eine gute Gesundheitsversorgung mit einer vorgeschriebenen Personalausstattung und einer ausreichenden, zweckgebundenen Finanzierung.
ver.di erwartet die zügige Aufnahme von Tarifverhandlungen. „Die Geduld und die Kraft der Beschäftigten in den Kliniken ist restlos aufgebraucht“, so Gölz.
PM