Verdi: Verbindliche Personalvorgaben lösen die Probleme doch – Pausenaktion an 30 Kliniken im Land

Die baden-württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) hat gestern erklärt, verbindliche Personalvorgaben würden das Problem der Kliniken nicht lösen, außerdem gebe es im Land fünf Prozent mehr Pflegekräfte als im Bundesschnitt, die 6,9 Prozent mehr verdienen würden. Dazu erklärt ver.di Baden-Württemberg:

Wenn in Baden-Württemberg geringfügig mehr Personal in der Pflege arbeitet als im Bundesschnitt, bedeutet dies lediglich, dass die Situation in anderen Bundesländern noch dramatischer ist als hier.

Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: „Wir waren mit den Klinik-Betreibern im Land bis dato einig darüber, dass die Belastungssituation zu hoch ist. Darunter leidet auf Dauer die Versorgungsqualität. Das war und ist der Grund, warum wir dringend eine gesetzliche Lösung brauchen!“

Dass das Lohnniveau in den Krankenhäusern in Baden Württemberg höher ist als in anderen Bundesländern liegt daran, dass die Tarifbindung im Land höher ist.

Laut BWKG scheitert es an den gesetzlichen Vorgaben zur Krankenhausfinanzierung, dass ausreichend Personal in den Krankenhäusern beschäftigt wird, um eine sichere Patientenversorgung zu gewährleisten.

„Dann reicht es aber nicht aus, diesen Zustand zu beklagen, dann muss sich in logischer Konsequenz etwas an den gesetzlichen Vorgaben ändern. Daran arbeitet ver.di seit Jahren mit einer breiten Bewegung für Entlastung und wird dies in den nächsten Monaten noch nachdrücklicher tun. Unser Ziel ist und bleibt eine gesetzliche Regelung zur Personalausstattung“, so Landesfachbereichsleiterin Irene Gölz.

Auch in Baden-Württemberg lässt sich die Patientenversorgung nur noch auf Kosten der Gesundheit der Beschäftigten aufrecht erhalten. Schichtbesetzungen sind so dünn, dass an eine richtige Pause kaum zu denken ist. Ohne zahlreiche Überstunden, ohne häufiges Einspringen an freien Tagen und ohne die Bereitschaft der Beschäftigten, über die eigenen Belastungsgrenzen hinaus zu arbeiten, käme der Klinikbetrieb häufig zum Erliegen.

Jürgen Lippl von ver.di Baden-Württemberg: „Patienten bekommen nicht ausreichend zu Essen, weil keiner Zeit hat, sie beim Essen ausreichend zu unterstützen. Patienten leiden unnötig, weil keiner Zeit hat, sie rechtzeitig zur Toilette zu begleiten. Ärztlich angeordnete Maßnahmen können wegen Personalmangel nicht oder nicht zeitgerecht durchgeführt werden, auch in Baden-Württemberg.“

Um auf diese Belastungssituation hinzuweisen, hat ver.di bundesweit seit Montag Pausenaktionen durchgeführt, in Baden-Württemberg von Montag bis heute an 30 Kliniken.

Lippl: „Die Wahrheit über die Situation an den Kliniken im Land ist, das zeigt auch wieder diese Aktion: Nehmen Beschäftigte ihre Pause so wie eigentlich vorgesehen, leidet sofort der Klinikbetrieb. Wenn der Laden aber nur noch mit Selbstausbeutung funktioniert, stimmt etwas Grundsätzliches nicht mehr.“

Bis in die 90er Jahre gab es bereits eine gesetzliche Regelung, um den Bedarf an Pflegepersonal gemessen am Pflegeaufwand der Patienten zu ermitteln. Diese wissenschaftlich ermittelte Personalmenge hätte finanziert werden müssen. Aus Kostengründen wurde diese Regelung 1996 deshalb wieder außer Kraft gesetzt. Seitdem stieg die Belastungskennziffer von Fällen pro Pflegekraft um fast 40 Prozent.

Siehe auch Grafik:

https://bawue.verdi.de/++edit++/++file++58ad5080f1b4cd43d58369b9/download/grafik.png

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