ver.di geht Entlastung der Beschäftigten in Krankenhäuser jetzt tarifpolitisch an – heute Auftaktveranstaltung in Stuttgart

Über 80 Vertreterinnen und Vertreter der Beschäftigten aus baden-württembergischen Krankenhäusern haben sich heute im Rahmen einer ver.di-Krankenhaustagung in Stuttgart zum Ziel gesetzt, tarifpolitisch für Entlastung der Beschäftigten in den Krankenhäusern zu sorgen. Verlässliche Arbeitszeiten, mehr Personal und Ausgleich für die hohe Arbeitsbelastung sind ihre Forderungen.

Martin Gross, stellvertretender ver.di Landesbezirksleiter: „Krankenhäuser sollen der Gesundheit dienen. Derzeit gefährdet die Personalsituation in unseren Krankenhäusern sowohl die Gesundheit der Beschäftigten wie auch die der Patientinnen und Patienten. Die Beschäftigten müssen vor der dauerhaften Überlastung geschützt werden. Wir brauchen dringend mehr Personal zur Entlastung.“

Auf politischer Ebene gibt es bisher nur Absichtserklärungen und Expertenkommissionen, ohne dass die Personalnot wirkungsvoll angegangen wird. 2016 ist mit einer weiteren Verschlechterung der finanziellen Situation der Krankenhäuser in Baden-Württemberg zu rechnen. Es drohen deshalb weitere Kürzungen im Personalbereich. Laut baden-württembergischer Krankenhausgesellschaft können voraussichtlich zwei Drittel der Krankenhäuser im Land aufgrund der finanziellen Situation nicht einmal das Pflegestellenförderprogramms der letzten Krankenhausreform umsetzen.

Irene Gölz, ver.di Landesfachbereichsleiterin Gesundheitswesen: „Dieses würde als Tropfen auf den völlig überhitzten Stein durchschnittlich ohnehin nur durchschnittlich drei Pflegestellen zusätzlich pro Krankenhaus ermöglichen.“

Gespart wird überall – besonders beim Personal – das ist die bittere Erkenntnis von Betriebs- und Personalräten, Mitarbeiter-, Jugend- und Auszubildenden-Vertretungen auf der heutigen Auftaktveranstaltung zur Tarifrunde Entlastung im Krankenhaus der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in Baden-Württemberg.“

„Die Situation ist für die Kolleginnen und Kollegen unerträglich“, so Gölz: „Sie schieben laut einer ver.di-Umfrage einen Berg von 4,5 Millionen Überstunden vor sich her und vernachlässigen permanent ihre eigene Gesundheit, um die Versorgung der Patienten sicherzustellen. Arbeit im Krankenhaus darf nicht krank machen. Politik und die Arbeitgeber entziehen sich aber der Verantwortung für die Gesundheit der Beschäftigten. Deshalb werden wir uns mit den Kolleginnen und Kollegen auf den Weg machen, um mit allen gewerkschaftlichen Mitteln für Entlastung zu sorgen.“

ver.di strebt bundesweit den Abschluss von Tarifverträgen zum Gesundheitsschutz und zur Entlastung durch mehr Personal in den Krankenhäusern an. Krankenhäuser in Baden-Württemberg werden sich an dieser bundesweiten Tarifbewegung beteiligen. Patientenwohl und Beschäftigtengesundheit müssen auch in Akutkrankenhäusern durch eine dafür erforderliche Personalausstattung und deren Finanzierung gesichert werden.

Auf die Frage, wie ein Tarifvertrag für Entlastung sorgen könne, verweist Gölz auf den Tariferfolg der Charité in Berlin. Die Beschäftigten hätten dort den Beweis erbracht, dass tarifliche Entlastung funktioniert. Jetzt käme es darauf an, die Ergebnisse der Berliner weiterzuentwickeln. Dabei gehe es nicht darum, dass sich Beschäftigte mit mehr Geld ihre Gesundheit abkaufen lassen, sondern vor allem um tarifliche Regelungen für personelle Mindestbesetzungen, Gesundheitsschutz und verlässliche Dienstpläne.

PM

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