ver.di zum Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme: beharrliches Einfordern von Qualität zahlt sich aus – jetzt weiter ausbauen statt Gütesiegel einführen

Viele engagierte Erzieherinnen haben das Thema Personalschlüssel in Kitas in den letzten Jahren in Baden-Württemberg zusammen mit ver.di bewegt. Der Erfolg dieser nie nachlassenden Bemühungen lässt sich nun auch an der Spitzenposition der Kitas ablesen.

„Wir wollen, dass unser Land hier weiter mit gutem Beispiel vorangeht, denn es gibt noch viel zu tun. Wir müssen statt Gelder in Qualitätssiegel zu stecken, die echte und nicht nur die messbare Kita-Qualität weiter ausbauen“, so Hanna Binder von ver.di Baden-Württemberg. Rein rechnerische Personalschlüssel bilden die Betreuungsrealität nicht ab. Das zeigte auch eine landesweite Befragung von ver.di Baden-Württemberg im Herbst vergangenen Jahres.

Leitungsaufgaben werden, auch wenn feste Zeiten dafür vom Träger gewährt werden, oftmals außerhalb der regulären Arbeitszeit erledigt. Die Bertelsmann Stiftung bestätigte Anfang Juni 2016 diese Ergebnisse mit ihrer Sonderauswertung zu Leitungskräften. Das gleiche gilt für die Anleitung von Auszubildenden. Auch die Kalkulation von Personalreserven für Krankheit, Urlaub und Fortbildung fällt in den Einrichtungen ungenügend aus, wodurch sich die Personalsituation regelmäßig verschärft. Hier muss dringend nachgesteuert und personelle Freiräume geregelt werden.

ver.di fordert deshalb, die strukturellen Rahmenbedingungen, vor allem Freistellungsanteile für Leitungskräfte und verbindliche Zeiten für die Anleitung von Auszubildenden, landesgesetzlich zu regeln.

Denn sonst verbleibe nichts als Schönrechnerei, die mit der Realität nichts zu tun habe, so Binder. Daran ändere auch die heute bescheinigte Spitzenposition der Bertelsmann Stiftung nichts.

Das Vorhaben des Kultusministeriums, die Qualität in den Einrichtungen mittels eines Gütesiegels zu verbessern, hält ver.di für verfehlt, da sowohl Aussagekraft als auch qualitative Weiterentwicklungsmöglichkeiten mehr als fraglich seien.

Dieses Geld sollte besser in echte qualitätsverbessernde Maßnahmen, wie die Einführung von Leitungs- und Anleitungszeit investiert werden.

Auch ist der Ausbau im U3-Bereich noch nicht beendet, wo das Geld ebenfalls sinnvoller eingesetzt wäre.

„Eine Einteilung in gut und schlecht bringt niemandem etwas“, so Binder: „Am Ende haben Eltern keinen Kita-Platz bekommen, wissen aber dann zumindest, wo der angeblich Beste für ihr Kind wäre. Das ergibt keinen Sinn.“

Angesichts des intensiveren Betreuungsbedarfs von Flüchtlingskindern, die mit teilweise traumatischen Erfahrungen zu uns in die Einrichtungen kommen, aber auch für die bessere Inklusion von Kindern mit Handicaps, braucht es mehr und sehr gut aus- und fortgebildetes Personal, das die Möglichkeit hat, durch kontinuierliche Konzeptionsarbeit die Qualität stetig weiter zu entwickeln – das ist der Erfolgsfaktor für bessere Qualität.

PM

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