In der kommenden Woche ruft ver.di zu ersten Warnstreiks in der Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst auf, um vor der nächsten Verhandlungsrunde Bewegung in die Verhandlungen zu bringen. In Baden-Württemberg wird es deshalb unter anderem am Mittwoch im Raum Reutlingen und Tübingen und am Donnerstag in der Region Stuttgart sowie in Karlsruhe zu Arbeitsniederlegungen kommen.
Örtlich sind Kundgebungen geplant. Betroffen sind Kindertagesstätten, Beratungsstellen, Sozial- und Jugendämter, Werkstätten und Wohnheime für behinderte Menschen, Kinder- und Jugendheime, Jugendhilfeeinrichtungen und auch Krankenhäuser (Sozialdienst). In den betroffenen Kindertagesstätten werden die Eltern von ver.di bereits informiert. ver.di rechnet nächste Woche mit mehreren Tausend Streikenden.
Region Stuttgart, Warnstreik am 19. März.
Dagmar Schorsch-Brandt, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin: „Erzieherinnen arbeiten jeden Tag als Pädagoginnen hart daran, dass alle Kinder beim Schulstart faire Chancen haben, egal was sie von zu Hause mitbringen. Sozialarbeiter und Heimerzieherinnen kümmern sich – teilweise rund um die Uhr – um diejenigen, die in unserer Leistungsgesellschaft den Anschluss verloren haben. Dafür steht ihnen endlich eine angemessene Eingruppierung zu.“
Frühkindliche Bildung, Inklusion, Integration, steigende Gewaltbereitschaft, Drogenmissbrauch, Obdachlosigkeit sind Schlagwörter öffentlicher Debatten. ver.di möchte mit dieser Tarifrunde den Fokus auf die Beschäftigten des Sozial- und Erziehungsdienstes richten, die in diesen Bereichen täglich arbeiten, und eine echte Aufwertung ihrer Tätigkeiten erreichen.
„Die meist männlichen Techniker und Ingenieure, die die öffentliche Infrastruktur in Schuss halten, werden immer noch deutlich besser bezahlt als die, die unsere Gesellschaft zusammenhalten: bei vergleichbarer Ausbildung und Tätigkeit. Gleichwertige Arbeit muss gleich bezahlt werden“, fordert Irene Gölz, Fachbereichsleiterin Gesundheits- und Sozialwesen bei ver.di Baden-Württemberg.
ver.di fordert von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) eine Neuregelung der Eingruppierungsvorschriften und Tätigkeitsmerkmale, die für die rund 240.000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst zu Einkommensverbesserungen von durchschnittlich zehn Prozent führen würden.
Nach Auffassung von ver.di sind eine deutliche Aufwertung und die damit verbundene Einkommensverbesserung nötig, weil die Anforderungen an die Beschäftigten in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind. Außerdem werden vielen der Beschäftigten – davon weit überwiegend Frauen – nur Teilzeitverträge angeboten. Insgesamt haben bundesweit nur 40 Prozent der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst eine Vollzeitstelle. Die hohe Teilzeitquote fördert Altersarmut.
Zum Sozial- und Erziehungsdienst gehören unter anderem Erzieherinnen und Erzieher, Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagogen, Fachkräfte für Arbeits- und Berufsförderung in Werkstätten für behinderte Menschen, Heilerziehungspflegerinnen, Kinderpflegerinnen sowie Heilpädagogen. Indirekt profitieren von einem Tarifergebnis mit den kommunalen Arbeitgebern auch die mehr als 500.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst bei freien und kirchlichen Trägern. Die Tarifverhandlungen werden am 23. März 2015 in Münster fortgesetzt.
PM