Bis 2035 könnten in Baden-Württemberg etwa 379.430 Stellen unbesetzt bleiben. Eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen könnte diese Lücke auf etwa 296.620 Stellen verringern. Dies zeigen aktuelle Szenarien des IHK-Fachkräftemonitors. „Wir können es uns nicht länger erlauben, auf die Potenziale der Frauen zu verzichten“, sagt Susanne Herre, Hauptgeschäftsführerin der im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag für die Fachkräfte verantwortlichen IHK Region Stuttgart. „Daher muss alles getan werden, den Frauen, die mehr arbeiten wollen, dies zu ermöglichen“, so Herre. Immerhin sei das nach einer aktuellen Prognosstudie fast die Hälfte der Frauen, die derzeit in Teilzeit arbeiten. Unter anderem fordert die IHK-Chefin daher, eine gesicherte und kostengünstige Kinderbetreuung und – wo dies betrieblich machbar sei – flexible Arbeitszeitmodelle.
In Baden-Württemberg gab es laut Agentur für Arbeit (Stand Mai 2025) 5.567.030 Beschäftigte. In Vollzeit arbeiten 44 Prozent der Frauen, wohingegen es bei den Männern 82 Prozent sind. Würde zum Beispiel die Erwerbsbeteiligung von Frauen auf das Niveau der Männer in den jeweiligen Altersgruppen in den nächsten Jahren steigen, wäre gegenüber der erwarteten Entwicklung eine deutliche Entspannung am Arbeitsmarkt zu erwarten. Mehr Arbeitsplätze könnten besetzt werden, und die Zahl unbesetzter Stellen würde im Verhältnis deutlich sinken. „Das wäre ein spürbarer Beitrag zur Entlastung des Arbeitsmarkts, könnte den Fachkräftemangel deutlich reduzieren und würde zugleich dafür sorgen, dass gerade Frauen im Alter eine bessere Sozialversorgung hätten“, ergänzt Herre.
Hintergrundinformationen zum Fachkräftemonitor:
- Der Fachkräftemonitor zeigt, in welchen Branchen und Berufen Engpässe entstehen oder sich verschärfen. Unternehmen können zum Beispiel durch entsprechende Qualifizierung, Rekrutierung oder Automatisierung rechtzeitig reagieren.
- Er liefert detaillierte Analysen für einzelne Regionen und Branchen. Das ist besonders wichtig für die Standortpolitik und für Unternehmen, die lokal planen.
- Der Monitor arbeitet mit Szenarien und Projektionen, um die Entwicklung bis zum Jahr 2035 darzustellen. So können Unternehmen ihre Personalstrategie langfristig ausrichten.
- Die Daten dienen als Grundlage für Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik. Sie helfen, Ausbildungsangebote und Weiterbildungsprogramme gezielt zu steuern.
Mehr Info:
Der Fachkräftemonitor der IHK erstellt Szenarien rund um Fachkräfte und Erwerbstätigkeit. Dieses strategische Instrument, hilft Unternehmen und Entscheidungsträgern, die aktuelle und zukünftige Fachkräftesituation besser einzuschätzen.
Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es, in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-, Bundes- und Europapolitik sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.
PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag