ver.di Baden-Württemberg begrüßt inhaltlich die heute vom Kultusministerium vorgestellte Überarbeitung des Orientierungsplans für die Kitas im Land. Die Gewerkschaft sieht aber keine realistische Umsetzungs-Perspektive für die frühkindlichen Bildungskonzepte.
Hanna Binder, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin: „Die heutige Präsentation ist für die Beschäftigten die Feier eines Feigenblattes. Die chronisch überlasteten pädagogischen Fachkräfte sollen nun weitere höchst sinnvolle Felder der frühkindlichen Bildung abdecken. Dass es aktuell hinten und vorne nicht für die Umsetzung des bisher gültigen Orientierungsplans reicht, wird ignoriert. So ist weiterer Frust bei Eltern und Beschäftigten vorprogrammiert.“
Es bleibt für ver.di fraglich, wie vielfältige Bildung und Inklusion wirklich belebt und in der Praxis umgesetzt werden kann. „Nach aktuellem Stand steuern wir an dieser Stelle eher auf eine Destabilisierung, denn auf ein gut aufgestelltes und ausreichend finanziertes System für die Frühkindliche Bildung zu“, so Binder.
Denn parallel zu den theoretisch weiterentwickelten qualitativen Aspekten werden die Rahmenbedingungen systematisch qualitativ ausgehöhlt, wenn der Anteil nicht qualifizierten Personals immer weiter ansteigt und die Gruppengrößen weiterhin höher sein dürfen, als fachlich geboten.
ver.di fordert deshalb eine systematische Weiterbildung für alle „geeigneten“ Kräfte, die als Quereinsteiger:innen gewonnen werden können, sowie qualitative Rahmenbedingungen, die den Fachkräften die Umsetzung frühkindlicher Bildung wirklich ermöglichen. Gut für eine wirksame Umsetzung ist, dass der Orientierungsplan ab 2029 verbindlich wird. Spätestens dann erwarten die Fachkräfte einen fachlich gebotenen Fachkraft-Kind-Schlüssel, der den Zielen des Orientierungsplans entspricht.
Sabine Leber-Hoischen, Vorsitzende des ver.di Landesfachgruppenvorstands Erziehung, Bildung und Soziale in Arbeit Baden-Württemberg: „Die vielen Quereinsteiger:innen in den Kitas leisten täglich eine großartige Arbeit. Wenn wir wollen, dass das System Kita nicht kollabiert, brauchen wir eine Qualifizierungsoffensive und verlässliche Standards mit vielen gut ausgebildeten Fachkräften.“
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg