ver.di erreicht Zukunftspaket für Beschäftigte an den Unikliniken

Acht Prozent mehr Geld in zwei Stufen und zusätzliche freie Tage sowie Wahlmöglichkeiten zwischen Zeit und Geld – Mitgliederbefragung zum Ergebnis

In der insgesamt 13. Verhandlungsrunde für ein Zukunftspaket für die Beschäftigten an den vier Unikliniken Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm hat ver.di Baden-Württemberg ein Ergebnis erreicht. Die große Tarifkommission hat gestern beschlossen, eine Mitgliederbefragung durchzuführen und den Mitgliedern einstimmig die Annahme des Ergebnisses empfohlen. Begleitet von einer dritten Warnstreikwelle, bei der in der Spitze von Montag bis Mittwoch über 2.000 Beschäftigte im Ausstand waren, haben die Arbeitgeber in den Verhandlungen in der Nacht zum Donnerstag ihre Blockade bei Regelungen zu Zeit und Entlastung aufgegeben. Damit konnte die Gewerkschaft ordentliche bis sehr gute Kompromisse in allen vier Themenfelder des geforderten Zukunftspakets erreichen:

So gibt es in zwei Stufen mindestens acht Prozent mehr Geld und eine Inflationszahlung von 1.050 Euro. Die Ausbildungsvergütungen werden in zwei Stufen um insgesamt 175 Euro erhöht, die Auszubildenden erhalten eine Inflationszahlung von 1.505 Euro. Zudem werden Zeitzuschläge für Sonntags- und Nachtarbeit sowie Bereitschaftsdienst deutlich erhöht. Als Belastungsausgleich in der Pflege wird zur Entlastung ein Ausgleichsmechanismus neu eingeführt. Bis zu einer automatisierten Umsetzung dieses Belastungsausgleichs gibt es pauschal einen Entlastungsbetrag, der wahlweise in freie Tage pro Jahr umgewandelt werden kann. Das entspricht einem Äquivalent von 5 Tagen. Als weitere Zeit-Komponente werden für alle Beschäftigte nach Betriebszugehörigkeit gestaffelt bis zu vier weitere freie Tage pro Jahr eingeführt, die ausbezahlt werden, in Freizeit genommen oder auf ein bestehendes Langzeitkonto gebucht werden können. Das ist wichtig für die Menschen, um Zeit zu haben, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen. Eine Pflegekraft mit 15 Jahren Betriebszugehörigkeit erhält damit aus beiden Regelungsbereichen sieben zusätzliche freie Tage plus insgesamt über acht Prozent mehr Geld. Schließlich wurden ein höherer Umfang der Praxisanleitungen sowie weitere deutliche Verbesserungen für die Auszubildenden tarifiert.

Jakob Becker, ver.di Verhandlungsführer: „Die dritte und dreitägige Warnstreikwelle hat uns den Durchbruch in den Verhandlungen ermöglicht. Mit ihrem Arbeitskampf haben die Kolleginnen und Kollegen die strikte Blockade ihrer Arbeitgeber bei allen Zeitfragen gelöst. Das jetzt geschnürte Zukunftspaket bringt sofort mehr Geld mit sozialer Komponente, mehr Entlastung durch mehr Zeit sowie verbindlichere Ausbildungsqualität. Mit den zusätzlichen freien Tagen und der Wahlmöglichkeit zwischen Geld und Freizeit betreten wir echtes Neuland bei den Unikliniken im Land. Mit diesem Tarifergebnis ist der Weg zu einer grundsätzlichen Neuaufstellung der Arbeitsbedingungen eingeschlagen.“

Das Tarifergebnis im Detail: Das Tarifergebnis sieht bei einer Laufzeit von 24 Monaten eine so schnell wie möglich auszuzahlende Inflationsausgleichsprämie von 1.050 Euro (für Azubis 1.505 Euro) sowie Entgeltsteigerungen von 4,3 Prozent, mindestens 160 Euro, ab Oktober 2024 und von weiteren 3,7 Prozent ab Oktober 2025 vor, bzw. für die Azubis 100 Euro mehr ab August 2025 und weitere 75 Euro ab April 2026. Die von ver.di erstmals geforderten Lebensphasentage werden wie folgt 2025 eingeführt: Je nach Betriebszugehörigkeit ab mindestens fünf Jahren gibt es zwischen ein und vier zusätzliche freie Tagen im Jahr, die wahlweise ausgezahlt, in Freizeit genommen oder auch auf einem Langzeitkonto angespart werden können. Zur Entlastung in der Pflege werden noch in Redaktionsverhandlungen konkrete Umsetzungen vereinbart.

PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg

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