Der ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg und der ver.di Bezirk Stuttgart unterstützen die heutige Demonstration zum Kita-Notstand in der Stuttgarter Innenstadt und das Bündnis Kitastrophe.
Sabine Leber-Hoischen, Erzieherin in Mannheim und ehrenamtliche Vorsitzende der ver.di Landesfachgruppe Erziehung, Bildung und soziale Arbeit: „Es ist ein gutes und wichtiges Signal an die Politik im Land und in den Kommunen, wenn heute Eltern, Fachkräfte und Kinder gemeinsam den Notstand in den Kitas auf die Straße tragen. Die pädagogischen Fachkräfte und die Eltern wollen sich nicht spalten lassen. Wir wehren uns heute gemeinsam gegen eine weitere Absenkung von qualitativen Standards und die Verschlechterung fachlich gebotener Personalausstattung. Es gilt, die Gefahr der De-Professionalisierung abzuwenden, gleichwohl müssen konstruktive Lösungen auf den Tisch. Wir, die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas, sind Profis für frühkindliche Bildung. Wir bilden die Zukunft. Wir wollen auch weiterhin mit Engagement und Kompetenz Kinder und deren Familien auf ihrem Bildungsweg begleiten. Dazu brauchen wir aber auch die Rahmenbedingungen.“
ver.di warnt davor, dass schon jetzt viele Fachkräfte die Berufsfelder Kita und Ganztag an der Grundschule verlassen wollen, wenn die Bedingungen sich nicht endlich verbessern. Deshalb lehnt die Gewerkschaft auch die nun auf den Weg gebrachte Experimentier-Klausel ab. Wie der SWR diese Woche berichtete, sieht das Konzept des Kultusministeriums vor, dass die Einrichtungen künftig individuelle, für sie passende Regelungen für die Betreuung der Kinder beantragen können. „
Von dem Personalschlüssel kann abgewichen werden, wenn das eine Lösung vor Ort ist, die man mit den Beteiligten erarbeitet“, so Staatssekretär Schebesta gegenüber dem SWR. Der Antrag müsse dann vom Landesjugendamt geprüft werden. Das Kultusministerium wolle so neue Konzepte erproben und komme damit einer Forderung der Kommunalverbände nach.
Hanna Binder, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin: „Eltern und Fachkräfte wollen sich aber nicht unter dem Druck des Kita-Notstandes gegeneinander ausspielen lassen. Aus Kindergärten wurden aus gutem Grund Einrichtungen für frühkindliche Bildung. Ein Zurück darf es nicht geben. Wir brauchen stattdessen eine echt Ausbildungsoffensive: wirklich alle Wege, pädagogische Fachkraft zu werden, sollten auch angeboten und genutzt werden. Zudem ist die längst überfällige Einführung von Anleitungszeiten für Ausbilderinnen in der Mindestpersonalverordnung unerlässlich.“
ver.di ist bereit, konstruktiv mitzuarbeiten, um Lösungen für die „Kitastrophe“ zu entwickeln. Aus Sicht der Gewerkschaft braucht es dazu einen runden Tisch mit allen Beteiligten auf Landesebene, auch unter Beteiligung der Wirtschaft und der Spitze der Landesregierung.
„Die Not, wenn ein Kitaplatz fehlt oder Betreuungszeiten reduziert werden, darf nicht individualisiert werden. Wir brauchen für das gesellschaftliche Problem einer wieder schwieriger werdenden Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine kollektiv tragende Antwort. Eltern, die Arbeitszeit reduzieren müssen, weil sie keine Großeltern vor Ort haben oder sich eine private Betreuung nicht leisten können, sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Dafür nehmen wir Arbeitgeber und Politik mit in die Pflicht“, so Binder.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg