Im Tarifkonflikt im Einzelhandel haben heute über 1.000 Beschäftigte aus etlichen Kaufland-Filialen in Baden-Württemberg sowie Bayern, Rheinland-Pfalz und dem Saarland ihre Arbeit niedergelegt und vor der Kauflandzentrale in Neckarsulm demonstriert.
Mit dem heutigen Streiktag will ver.di den Druck auf einen der größten Arbeitgeber der Branche deutlich erhöhen: Kaufland ist eines der am schnellsten wachsenden sowie profitabelsten Handelsunternehmen in Europa und als eines der einflussreichsten Mitglieder im Arbeitgeberverband maßgeblich am Verhandlungsgeschehen beteiligt.
Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter, sagte in Neckarsulm auf der Kundgebung: „Eure Arbeitgeber haben die Preise im Lebensmitteleinzelhandel binnen eines Jahres um weit über zwanzig Prozent erhöht. Und euch bieten sie gerade mal 7,5 Prozent auf zwei Jahre an. Das ist doppelt unanständig: Gewinne mitnehmen und die eigenen Beschäftigten im Regen stehen lassen. Viele von euch können sich inzwischen die Produkte im eigenen Laden nicht mehr leisten und müssen täglich Kundinnen und Kunden gegenüber die gestiegenen Preise rechtfertigen.“
Am 17. Mai war die zweite Verhandlungsrunde über die Tarifentgelte im Einzel- und Versandhandel Baden-Württemberg ohne Annäherung zu Ende gegangen. Ein von den Arbeitgebern vorgelegtes (zweites) Angebot war von ver.di als unzureichend abgelehnt worden: Die Arbeitgeber bieten für eine Laufzeit von 24 Monaten (1.4.2023 bis 31.03.2025) tabellenwirksame Erhöhungen in drei Schritten an: 3 Prozent ab Zeitpunkt des Tarifabschlusses, 2 Prozent ab 1.4.2024 und weitere 2,5 Prozent ab 1.1.25. Zudem soll eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1000 Euro in zwei Teilen gezahlt werden: 750 Euro zum nächstmöglichen Zeitpunkt und 250 Euro im zweiten Jahr. Verbunden mit einer Anrechnungsklausel für bereits ausgezahlte Inflationsausgleichsprämien und einer Notfallklausel mit Abweichungsmöglichkeiten für Unternehmen in besonderer wirtschaftlicher Situation. In anderen Tarifbezirken/Ländern laufen aktuell auch Tarifverhandlungen für den Einzelhandel. Die Arbeitgeber legten dort jeweils inhaltsgleiche Angebote wie in Baden-Württemberg vor, die seitens ver.di auch als völlig unzureichend zurückgewiesen wurden.
„Wir erwarten nächsten Freitag in der dritten Verhandlungsrunde ein deutlich verbessertes Angebot der Arbeitgeber. Sie müssen sich der traurigen Wirklichkeit stellen, dass viele Einzelhandelsbeschäftigte mittlerweile zu wenig verdienen, um von ihrem Gehalt leben zu können“, so der ver.di-Verhandlungsführer Wolfgang Krüger in Neckarsulm.
ver.di fordert in Baden-Württemberg eine Erhöhung der Entgelte um 15 Prozent für eine Laufzeit von zwölf Monaten. Weitere Forderungen sind: Anhebung der Ausbildungsvergütungen um monatlich 200 Euro, Verdoppelung der Sozialzulagen und die Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit. Die dritte Verhandlungsrunde findet am 23. Juni in Stuttgart-Weilimdorf (Hotel Holiday Inn) statt.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg