Hanna Binder, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin: „Zeit ist die neue Währung im Ringen um Fachkräfte. Wir begrüßen es, dass die Landesregierung sich mit dem Thema auseinandersetzt. Die Einführung eines Lebensarbeitszeitmodells darf dabei aber keine Mogelpackung sein. Die Vier muss weg, deshalb kann ein Lebensarbeitszeitkonto nur mit einer echten Verkürzung der Wochenarbeitszeit der Beamtinnen und Beamten einhergehen, die immer noch 41 Stunden in der Woche arbeiten.
Zu 41 Stunden on top Mehrarbeit ansammeln ist ein echtes no go. Junge Bewerberinnen und Bewerber können rechnen und vergleichen. Sie wissen, dass im öffentlichen Dienst der Kommunen bis zu zwei Stunden pro Woche weniger gearbeitet wird. Das favorisierte hessische Modell sieht nur eine Entnahme am Lebensarbeitszeitende vor. Dies ist nur bedingt attraktiv, denn die Rushhour des Lebens liegt oft nicht zwischen dem 60. und 67 Lebensjahr. Mit der Einführung muss aus Sicht von ver.di auch eine Ausbildungsoffensive einhergehen, damit die dann fehlenden Fachkräfte ersetzt werden können. Das muss die Landesregierung auch im Blick haben. Sonst würden die Kosten der nächsten Generation aufgebürdet.“
Ein Lebensarbeitszeitkonto kann bei den Beschäftigten der Landesverwaltung nur dann attraktiv sein, wenn es für beide Statusgruppen, Beamtinnen und Beamte sowie Tarifbeschäftigte, offen ist. Die Teilnahme muss für die Beschäftigten freiwillig sein. Das Modell darf nicht dafür missbraucht werden, Beschäftigte heute wegen Unterbesetzungen faktisch zu Überstunden zu zwingen, um sich vor der dringend notwendigen Schaffung neuer Stellen zu drücken.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg