Die Tarifrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen nimmt in Baden-Württemberg Fahrt auf. Seit Herbst haben zigtausende Beschäftigte allein im Land ihre Unterschrift unter Mehrheitspetitionen gesetzt. Damit wollen sie ihren Arbeitgebern signalisieren, dass sie bereit sind für die ver.di Forderungen aktiv einzutreten.
Bei vielen Arbeitgebern wurden diese Unterschriften bereits vor Ort übergeben. Am kommenden Mittwoch begleiten über 300 Beschäftigte der Abfallwirtschaft Stuttgart eine solche Übergabe an die Geschäftsführung.
Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: „Die Beschäftigten in der Abfallwirtschaft leisten täglich einen Knochenjob und leiden am meisten unter der Inflation. Denn je niedriger das Einkommen, desto höher die individuelle Inflationsrate. Hier geht es mit der Sicherung der Realeinkommen um die Sicherung von Existenzen. Es ist unser Auftrag in dieser Tarifrunde dafür zu kämpfen, dass niemand zurückbleibt. Nicht mehr und nicht weniger.“
Ein Straßenreinigungswart in Entgeltgruppe 2ü Stufe 3 verdient beispielsweise nur 2569,31 Euro brutto und konnte bereits vor der Energiekrise ein Leben in Stuttgart kaum finanzieren. Die Übergabe findet um 12 Uhr im Hof der AWS-Zentrale in der Heinrich-Baumann-Str. 4 in Stuttgart statt. Markus Töpfer, Geschäftsleiter und Vertreter der Versorgungsbetriebe im KAV Baden-Württemberg, wird die Unterschriften entgegennehmen.
ver.di fordert für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen eine Anhebung der Einkommen um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Das Ergebnis soll später zeit- und wirkungsgleich auf Beamt:innen, Richter:innen, Soldat:innen und Soldaten sowie Versorgungsempfänger:innen übertragen werden. ver.di führt die Tarifverhandlungen gemeinsam mit der GdP, der GEW, der IG BAU und dem dbb beamtenbund und tarifunion. Die erste von drei verabredeten Verhandlungsrunden ist am 24. Januar in Potsdam. Weitere Termine sind der 22. und 23. Februar 2023 sowie der 27. und 28. März 2023.
In Baden-Württemberg arbeiten nach Zahlen des Statistischen Landesamtes von 2022 rund 236.000 Tarifbeschäftigte bei den Kommunen. Etwa 67 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, die Teilzeitquote beträgt rund 44 Prozent (insgesamt inklusive Beamt:innen). Außerdem haben die bundesweiten Verhandlungen unter anderem Auswirkungen auf den Verlauf der Tarifrunde von rund 10.000 Beschäftigten bei der Agentur für Arbeit und über 3.000 Beschäftigten bei der Deutschen Rentenversicherung im Land.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg