Begleitet vom vierten Warnstreiktag in Folge hat am Donnerstag in Stuttgart-Möhringen die dritte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt für die rund 26.000 Beschäftigten der vier Unikliniken Freiburg, Heidelberg, Ulm und Tübingen stattgefunden. Nach zwei Streikwochen mit insgesamt bis zu sieben Tagen Warnstreik haben sich ver.di und der Arbeitgeberverband in 12 Stunden Millimeter für Millimeter aufeinander zubewegt. Ein Abschluss war in greifbarer Nähe.
Am Schluss stand für ver.di überraschend ein völlig inakzeptables Angebot des Arbeitgeberverbandes. Deshalb hat die ver.di-Verhandlungskommission beschlossen, die Verhandlungen abzubrechen und in der Tarifkommission am kommenden Montag über ein Scheitern der Verhandlungen zu beraten. Sollte die Kommission am Montag das Scheitern erklären, wird ver.di die Urabstimmung über einen unbefristeten Streik vorbereiten.
Irene Gölz, ver.di Verhandlungsführerin: „Wir sind erschüttert, denn im Kern haben die Arbeitgeber heute zwar am Ende einen einzigen Prozentpunkt mehr angeboten als bisher, aber bei noch längerer Laufzeit und einer Halbierung der Netto-Einmalzahlungen. In Summe haben sie sich keinen Zentimeter bewegt und ignorieren damit die massive Streikbewegung ihrer eigenen Beschäftigten. Jetzt werden wir sehr ernsthaft besprechen, wie wir die fehlende Bewegung in die Verhandlungen bringen können.“ Nachdem gestern bei Kundgebungen in Freiburg über 700, in Heidelberg 900, in Tübingen 500 und in Ulm 250 Beschäftigte, Auszubildende und dual Studierende (mit Delegationen der drei anderen Standorte) teilgenommen hatten, fand heute an den Standorten ein Streikausklang statt.
ver.di hatte 10,5 Prozent, mindestens aber 375 Euro pro Monat bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten gefordert. Für die Azubis fordert ver.di 200 Euro pro Monat ebenso wie eine bessere Bezahlung der Psychotherapeut*innen in Ausbildung (PiA). Die Arbeitgeber haben heute zum Abschluss Einmalzahlungen von 2.550 Euro statt wie bisher 4.200 Euro sowie sieben Prozent Tabellenerhöhung statt bisher im Schnitt sechs Prozent angeboten. Die Erhöhung kommt zwar früher als im letzten Angebot, die Laufzeit soll aber nun sogar 23 Monate betragen. Die PiAs kämpfen seit Monaten für eine gerechte Eingruppierung. Die Verhandlungen dazu wurden von den Arbeitgebern in die Entgelttarifrunde mit hineingezogen. Für diese Berufsgruppe gab es heute zum wiederholten Mal kein besseres Angebot. Gölz: „Die Arbeitgeber wollen offensichtlich an der ungerechten und auch unlogischen Praktikanten-Bezahlung der PiAs nichts ändern. Eine weitere bittere Enttäuschung nach diesem langen Verhandlungstag.“
Für die vier baden-württembergischen Uniklinika in Ulm, Tübingen, Heidelberg und Freiburg gilt ein eigener, mit dem Arbeitgeberverband Uniklinika abgeschlossener Tarifvertrag, von dem rund 26.000 Beschäftigte an den vier Kliniken betroffen sind. Die Ärzt:innen fallen unter den Tarifvertrag Ärzte Länder, das wissenschaftliche Personal als Landesbeschäftigte unter die Tarifbestimmungen des Landes.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg