Am heutigen bundesweiten Streiktag in Kindertageseinrichtungen und schulischer Ganztagsbetreuung haben in Baden-Württemberg 3.700 Beschäftigte die Arbeit ganztägig niedergelegt. Auf Kundgebungen und bei Aktionen in zehn Städten demonstrierten die Streikenden für Aufwertung und Entlastung. In Stuttgart und den Landkreisen Rems-Murr, Böblingen und Ludwigsburg, in Mannheim, Ulm, Heilbronn, Esslingen, Friedrichshafen und in Radolfzell am See sind heute aufgrund der Warnstreiks mehrere hundert Einrichtungen geschlossen.
ver.di fordert in der Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst für die Beschäftigten in Kitas und Ganztag unter anderem Vor- und Nachbereitungszeiten, damit die Fachkräfte mehr Zeit für die pädagogische Arbeit mit den Kindern haben. Außerdem Zeiten, um Praktikantinnen und Praktikanten zu begleiten, einen Anspruch auf Weiterqualifizierung und die finanzielle Anerkennung der gestiegenen Herausforderungen. Hanna Binder, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin, sagte am Mittag in Radolfzell: „Dass ein Viertel der Berufseinsteigerinnen in den ersten fünf Jahren den Arbeitsplatz Kita wieder verlässt, obwohl sie ihren Beruf lieben, hat zwei Gründe: Zu viel Belastung und zu geringe Bezahlung. Sie haben offensichtlich kein großes Problem, Jobs in anderen Branchen zu finden, in denen mit weniger Stress mehr verdient werden kann. Das müssen wir ändern, wenn wir auch künftig ausreichend pädagogisches Fachpersonal in Kitas und Ganztag für unsere Kinder haben wollen.“
Am morgigen Schwerpunkttag in der Behindertenhilfe wird ver.di den Fokus auf die dritte Berufsgruppe im Sozial- und Erziehungsdienst richten. Um den Druck auf die Arbeitgeber im Vorfeld der dritten und vorerst letzten Verhandlungsrunde Mitte Mai weiter zu erhöhen, wird ver.di am 12. Mai nochmals alle Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst zu einem landesweiten Warnstreik aufrufen.
Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen gehören zwar zum TVöD, die Eingruppierungsregelungen sowie weiterer Regelungen etwa zum Gesundheitsschutz sind in einem eigenen Tarifvertrag vereinbart, der erstmals 2009 und dann erneut 2015 verhandelt wurde. Bereits 2020 sollte die dritte Runde stattfinden, diese wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. Für ver.di stehen in der Verhandlungsrunde drei Schwerpunkte im Vordergrund. Dazu gehören die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und die finanzielle Anerkennung der Arbeit. ver.di und die VKA verhandeln für rund 330.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Kommunen.
Von den Verhandlungen betroffen sind aber auch zahlreiche Beschäftigte bei anderen Trägern, die die Verhandlungsergebnisse übernehmen.
Hinweis: Die dritte Verhandlungsrunde findet am 16. und 17. Mai in Potsdam, Kongresshotel, Am Luftschiffhafen 1, statt. Direkt von den Verhandlungen betroffen sind in Baden-Württemberg die kommunal Beschäftigten pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen, in der Schulkindbetreuung, in der Sozialarbeit und der Behindertenhilfe. Alleine in der frühkindlichen Bildung sind damit rund 45.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg direkt in kommunalen Einrichtungen betroffen, knapp 60.000 Beschäftigte sind bei Kitas von freien Trägern direkt oder indirekt berührt. Zusammen betreuen sie 473.000 Kinder. Darüber hinaus sind direkt oder indirekt im Land weitere 32.000 Beschäftigte in sozialen Diensten und Einrichtungen von den Verhandlungen betroffen.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg