Über 1.600 Beschäftigte haben heute die Arbeit in Kitas, Grundschulbetreuung, sozialen Diensten und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen in Stuttgart und Ulm niedergelegt. Weitere Warnstreiks finden diese Woche noch am Freitag in Crailsheim, Kupferzell, Schwäbisch Hall und Karlsruhe statt. In der kommenden Woche finden im ganzen Land weitere Arbeitsniederlegungen statt. ver.di wird dabei am Montag, dem 2. Mai, die Beschäftigten in der Sozialarbeit, am Mittwoch, dem 4. Mai, die Beschäftigten der Kitas und des schulischen Ganztags, und am 5. Mai Beschäftigte der Behindertenhilfe bei den Warnstreiks, Kundgebungen und Demonstrationen in den Mittelpunkt stellen.
Mit den Branchenschwerpunkten in der kommenden Woche will ver.di die große Bandbreite der Tätigkeiten im Sozial- und Erziehungsdienst verdeutlichen. Hanna Binder, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin: „Spätestens seit der Pandemie wissen Eltern und auf Unterstützung angewiesene Menschen, was fehlt, wenn Kitas und soziale Einrichtungen geschlossen sind: Verlässliche Betreuung und frühkindliche Bildung für unsere Jüngsten in Kitas und Grundschulbetreuung. Und Menschen mit Behinderungen wird in ihren Einrichtungen Teilhabe an unserer Gesellschaft ermöglicht. Die Arbeitgeber haben leider noch immer nicht verstanden, dass sie mehr in das System investieren müssen, wenn es erhalten werden soll. Das wollen wir mit diesen Streiks ändern. Die Beschäftigten brauchen bessere Arbeitsbedingungen, damit sie auch morgen noch mit ihrer ganzen Kraft und ihrem Knowhow für unsere Gesellschaft arbeiten können.“
Weitere Informationen zur aktuellen Situation in den Einrichtungen und sozialen Diensten: Die Beschäftigten in Sozialämtern, in Kitas und vielen anderen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes wollen die aus der Ukraine Geflüchteten unterstützen, stoßen dabei aber häufig an ihre Grenzen, weil zu wenig Personal zu viele Aufgaben bewältigen muss. Die Überlastung ist in den sozialen Diensten und den Kitas besonders deutlich. Platzmangel, zu große Gruppen, Fluktuation, Fachkräftemangel und die hohe Erkrankungsrate der Beschäftigten lassen es nicht mehr zu, den Kindern gerecht zu werden. Die Krisensituation verschärft die Arbeitsbelastung zusätzlich, da Kinder und Eltern mit Kriegserfahrungen besondere Zuwendung benötigen. Gleiches gilt für die Jugendämter. Sozialarbeiter*innen mussten schon während der Pandemie wegen steigender Anforderungen Entscheidungen treffen, ohne die Familie und die Kinder gesehen zu haben. Nun treffen Großeltern mit Enkelkindern, Mütter mit Kindern und unbegleitete Kinder und Jugendliche auf der Suche nach Schutz ein. Es müssen Strukturen aufgebaut werden, die gewährleisten, dass die Familien die notwendige Sicherheit erfahren. Kleine Kinder sollten nicht von ihren Bezugspersonen getrennt werden. Zudem muss eine professionelle sozialpädagogische Koordination erfolgen und Fachpersonal zur psychosozialen Betreuung und der Aufarbeitung von Traumata bereitstehen. Für die Integration der Kinder in die Kindertageseinrichtungen und in den schulischen Ganztag braucht es aus Sicht von ver.di deshalb vorübergehend Zusatzkräfte, die nicht auf den Personalschlüssel angerechnet werden. Besonders hilfreich wäre die Einstellung von ukrainischen Muttersprachlerinnen und Muttersprachler mit professionellem pädagogischen Hintergrund. Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen gehören zwar zum TVöD, die Eingruppierungsregelungen sowie weiterer Regelungen etwa zum Gesundheitsschutz sind in einem eigenen Tarifvertrag vereinbart, der erstmals 2009 und dann erneut 2015 verhandelt wurde. Bereits 2020 sollte die dritte Runde stattfinden, diese wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. Für ver.di stehen in der Verhandlungsrunde drei Schwerpunkte im Vordergrund. Dazu gehören die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und die finanzielle Anerkennung der Arbeit. ver.di und die VKA verhandeln für rund 330.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Kommunen. Von den Verhandlungen betroffen sind aber auch zahlreiche Beschäftigte bei anderen Trägern, die die Verhandlungsergebnisse übernehmen. Hinweis: Die dritte Verhandlungsrunde findet am 16. und 17. Mai in Potsdam, Kongresshotel, Am Luftschiffhafen 1, statt. Direkt von den Verhandlungen betroffen sind in Baden-Württemberg die kommunal Beschäftigten pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen, in der Schulkindbetreuung, in der Sozialarbeit und der Behindertenhilfe. Alleine in der frühkindlichen Bildung sind damit rund 45.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg direkt in kommunalen Einrichtungen betroffen, knapp 60.000 Beschäftigte sind bei Kitas von freien Trägern direkt oder indirekt berührt. Zusammen betreuen sie 473.000 Kinder. Darüber hinaus sind direkt oder indirekt im Land weitere 32.000 Beschäftigte in sozialen Diensten und Einrichtungen von den Verhandlungen betroffen.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg