Nachdem in der ersten Verhandlungsrunde Im Sozial- und Erziehungsdienst am 25. Februar in Potsdam in den zentralen Punkten und insbesondere beim Thema Entlastung kein Entgegenkommen der Arbeitgeber erkennbar war, wird ver.di auch in Baden-Württemberg am Equal Pay Day am 7. März und vor allem am internationalen Frauentag am 8. März in zahlreichen Städten und Gemeinden zu Aktionen und auch ersten Warnstreiks aufrufen.
Schwerpunkt sind Mannheim, wo auf einer Kundgebung auch die stellvertretende ver.di Vorsitzende Christine Behle sprechen wird, sowie Stuttgart. An vielen Orten wird gemeinsam mit Frauen-Organisationen und feministischen Gruppen, aber auch mit anderen Unterstützer*innen demonstriert. ver.di will an den beiden Tagen ein starkes Signal an die Arbeitgeber und an Politik und Gesellschaft richten, dass es in dieser Runde auch um die Aufwertung von immer noch typischen „Frauenberufen“ geht: rund 90 Prozent der Beschäftigten sind weiblich. Wo Kitas ganz geschlossen sind, werden die Eltern über die Einrichtungen informiert.
Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: „An den 742 Tagen zwischen Pandemiebeginn 2020 und Frauentag 2022 waren die Kitas im Land praktisch nie ganz geschlossen: Notbetreuung, erweiterte Notbetreuung oder seit rund einem Jahr Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen haben die Kitas und sozialen Einrichtungen und Dienste ans absolute Limit gebracht. Derzeit fällt in den meisten Kitas ein Viertel der Beschäftigten wegen Corona aus. Die pädagogischen Fachkräfte haben ihre Gesundheit riskiert, um für uns mit offenen Einrichtungen die Kinder zu betreuen und den Eltern Arbeiten zu ermöglichen, und damit die Wirtschaft am Laufen zu halten. Und sie haben auf ihre eigene Tarifrunde seit zwei Jahren verzichtet. Jetzt sind sie dran. Echte Aufwertung und verbindliche Regeln zur Entlastung dulden keinen Aufschub mehr. Das sind wir den Kolleginnen und Kollegen schuldig. Und das brauchen wir, um die dramatische Fachkräftelücke der kommenden Jahre zu schließen.“
Aktionen und Warnstreiks in Baden-Württemberg nach ver.di Bezirken: Rhein-Neckar: Warnstreik am 8. März in Mannheim in allen Einrichtungen. Kundgebung mit der stellvertretenden ver.di Vorsitzenden Christine Behle um 12 Uhr am Alten Meßplatz. Stuttgart: Warnstreik und Aktionen in den Einrichtungen in Stuttgart und den Landkreisen Böblingen, Rems-Murr und Ludwigsburg am 8. März. Ab zehn Uhr feministisches Programm, zwischen 14:30 und 16:30 Uhr Streikgelderfassung im Gewerkschaftshaus, 15:00 Uhr Streikversammlung, ab 15:30 Uhr Kulturprogramm, um 16:30 Demo Beginn am Börsenplatz mit dem Aktionsbündnis 8. März. Fils-Neckar-Alb: Warnstreiks am 7. März in Geislingen an der Steige und Esslingen und am 8. März in Reutlingen und Tübingen. Heilbronn-Neckar-Franken Aktionen und Warnstreiks am 8. März in Crailsheim und Heilbronn. Mittelbaden-Nordschwarzwald Am 07.03. Smart-Mob um 17:30 Uhr in Karlsruhe vor der Pyramide auf dem Marktplatz. Am 08.03. in Karlsruhe Aktionen und Warnstreik zusammen mit dem 8. März Frauenbündnis unter dem Motto: Überlastet. Ungesehen. Un(ter)bezahlt. Uns reichts! Auf dem Marktplatz ab 13 Uhr: Streikversammlung und aktive Mittagspause, ab 14 Uhr: Kundgebung mit Redebeiträgen von Beschäftigten aus dem Sozial- und Erziehungsbereich, von ver.di und dem Frauenbündnis 8.März. Musik von Rapperin Migerra und Trommlerinnen, Infostände verschiedener Frauengruppen und Organisationen, ab 16 Uhr: Demonstration durch die Stadt. Kontakt: Amely Poll 0160 3686160 Südbaden Schwarzwald Aktionen und Warnstreiks am 8. März in Offenburg, Freiburg, Singen und Lörrach.
Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen gehören zwar zum TVöD, die Eingruppierungsregelungen sowie weiterer Regelungen etwa zum Gesundheitsschutz sind in einem eigenen Tarifvertrag vereinbart, der erstmals 2009 und dann erneut 2015 verhandelt wurde. Bereits 2020 sollte die dritte Runde stattfinden, diese wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. Für ver.di stehen in der Verhandlungsrunde drei Schwerpunkte im Vordergrund. Dazu gehören die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und die finanzielle Anerkennung der Arbeit. ver.di und die VKA verhandeln für rund 330.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Kommunen. Von den Verhandlungen betroffen sind aber auch zahlreiche Beschäftigte bei anderen Trägern, die die Verhandlungsergebnisse übernehmen. Hinweis
Die nächste Verhandlungsrunde findet am 21. und 22. März 2022 ebenfalls in Potsdam statt. Direkt von den Verhandlungen betroffen sind in Baden-Württemberg die kommunal Beschäftigten pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen, in der Schulkindbetreuung, in der Sozialarbeit und der Behindertenhilfe. Alleine in der frühkindlichen Bildung sind damit rund 45.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg direkt in kommunalen Einrichtungen betroffen, knapp 60.000 Beschäftigte sind bei Kitas von freien Trägern direkt oder indirekt berührt. Zusammen betreuen sie 473.000 Kinder. Darüber hinaus sind direkt oder indirekt im Land weitere 32.000 Beschäftigte in sozialen Diensten und Einrichtungen von den Verhandlungen betroffen.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg