In den laufenden Tarifverhandlungen zur Erhöhung der Gehälter für die Beschäftigten bei der gesetzlichen Krankenkasse AOK ruft ver.di zu einem zweiten landesweiten Warnstreik am 18 Februar 2022 auf, um den Druck auf die Arbeitgeber weiter zu erhöhen. ver.di rechnet erneut mit über 1.000 Streikenden.
Eingebettet in eine digitale Streikkonferenz finden mehreren regionale Streikaktionen und Streikversammlungen unter anderem in Esslingen, Heilbronn, Stuttgart, Tübingen und Ulm statt. Von den bundesweiten Verhandlungen sind in Baden-Württemberg rund 11.500 Beschäftigte bei der AOK sowie der ITSCare betroffen. Bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) fordert ver.di eine Erhöhung von 5,9 Prozent, mindestens 200 Euro, für die Auszubildenden 150 Euro, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber haben bisher lediglich eine einmalige Zahlung im März 2022 von 1.000 Euro für Tarifbeschäftigte und 400 Euro für Auszubildende angeboten. Erst ab Dezember 2022 soll es eine prozentuale Erhöhung der Vergütung um 1,7 Prozent geben, bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Mit diesem Angebot ist die Arbeitgeberseite noch weit entfernt von den jüngst bei anderen gesetzlichen Krankenkassen erzielten Tarifsteigerungen.
„Die AOK konnte auch in der Pandemie ihren Auftrag als Krankenkasse vollumfänglich und jederzeit erfüllen. Dank ihrer Beschäftigten, die auch in dieser extrem herausfordernden Situation permanent kompetente Ansprechpartner*innen für die Versicherten waren und sind“, so Claudia Chirizzi von ver.di Baden-Württemberg: „Jetzt sollen sie in dieser Tarifrunde trotz steigender Inflationsraten vom Einkommensniveau anderer Kassen weiter abgehängt werden. Statt Respekt und Anerkennung für ihre Leistung werden die Beschäftigten auf einen Kostenfaktor reduziert.“ Belastet werden die Verhandlungen auch dadurch, dass das Ergebnis der Tarifrunde nach wie vor nicht für die Beschäftigten der AOK Nordost (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) angewendet werden soll, obwohl die AOK Nordost Mitglied der bundesweiten Tarifgemeinschaft der AOK ist. „Eine einseitige Demontage der Tarifbindung ist nicht akzeptabel“, betont die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. „Die Beschäftigten der AOK Nordost haben wie alle anderen eine angemessene Vergütung für ihre Arbeit verdient.“
Die Tarifverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft der AOK werden am 23. und 24. Februar 2022 in vierter Runde fortgesetzt. Die AOKen begründen ihre Haltung mit den durch die kostenträchtige Gesetzgebung in den vergangenen Jahren und den Eingriffen in den Kassenwettbewerb erheblichen Belastungen der AOK-Gemeinschaft. Aus Sicht von ver.di ist jedoch nicht akzeptabel, dass die Krankenkassenfinanzierung auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden soll. Der Unmut der Beschäftigten zieht nun zwangsläufig weitere Warnstreiks nach sich.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg