„Es gibt noch viele freie Ausbildungsplätze. Bewerbt euch und fangt noch im Herbst mit eurer Ausbildung an“, appelliert Marjoke Breuning, Vizepräsidentin des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) und Präsidentin der IHK Region Stuttgart, der beim BWIHK für Ausbildungsfragen zuständigen Kammer anlässlich der Pressekonferenz zum Ausbildungsstart 2021 an die Jugendlichen.
Nachdem Corona bereits im vergangenen Jahr deutliche Spuren auf dem Ausbildungsmarkt im Südwesten hinterlassen hatte, sind die Auswirkungen der Pandemie auch in diesem Jahr noch spürbar. „Die Pandemie hat dazu geführt, dass sich viele junge Menschen verunsichert fühlen, wie sie ihre Zukunft gestalten wollen. Das liegt auch daran, dass sich in den letzten eineinhalb Jahren durch Corona die Berufsorientierung schwieriger gestaltete. Den Unternehmen im Südwesten fehlen dadurch Bewerberinnen und Bewerber“, sagt Breuning.
So starten in diesen Tagen rund 1.900 weniger Auszubildende bei Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistung in Baden-Württemberg ins Berufsleben als 2020. Mit 32.355 Neueintragungen bei den Industrie- und Handelskammern im Land sind das 5,5 Prozent weniger Ausbildungsverträge als Ende August letzten Jahres.
„Es macht uns große Sorgen, dass die Bewerberzahlen bereits im zweiten Jahr rückläufig sind, obwohl es immer noch so viele freie Lehrstellen gibt“, so Breuning. In der Lehrstellenbörse der Kammern im Land sind zum Ende August noch über 3.400 Stellen frei. Auch für den Herbst 2022 sind schon 6.700 ausgeschrieben. „Das Engagement der Unternehmen ist trotz Unsicherheiten und wirtschaftlicher Herausforderungen ungebrochen hoch“, lobt die BWIHK-Vizepräsidentin.
Einbruch der Ausbildung in Regionen und Branchen unterschiedlich
Rückgänge registrieren die Kammern weiterhin bei Banken, in vielen technischen Berufen – wie etwa in der Metall- und Elektroindustrie – und bei den Verkäufern. In der Industrie zeigen sich Veränderungen bei den angebotenen Lehrstellen durch Fahrt aufnehmende Transformationsprozesse. Das melden unter anderem die IHKs in Heidenheim, Reutlingen, Stuttgart, Ulm, Mannheim und Heilbronn.
Bestimmte Berufe, wie zum Beispiel Bankkaufmann, Industriekaufmann oder Zerspanungsmechaniker, werden nicht mehr in dem Maße gebraucht wie früher. Einen Anstieg bei den Neuverträgen im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen die Kammern vor allem in den IT-Berufen, im Verkehrs- und Transportgewerbe und in den Bereichen Lager, Einzelhandel sowie Groß- und Außenhandel.
Viel Aufholbedarf bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen gibt es weiterhin im Tourismus, vor allem in den Regionen, die stark von dieser Branche geprägt sind, wie beispielsweise die Region Hochrhein-Bodensee.
Besser stellt sich die Situation insgesamt bei den Kammern Heilbronn-Franken, Reutlingen und Rhein-Neckar dar, wo aktuell ein leichtes Plus zu verzeichnen ist.
IHKs unterstützen Betriebe sowie Bewerber mit „Sommer der Berufsausbildung“
Bei der bundesweiten Aktion „Sommer der Berufsausbildung“ wirken die Südwest-Kammern mit einem vielfältigen Angebot mit. Der Erfolg kann sich sehen lassen: In den letzten Wochen konnte landesweit noch eine Vielzahl an Ausbildungsverträgen abgeschlossen werden. „Wir haben die Hoffnung, dass wir den Rückstand zum Vorjahr noch aufholen oder zumindest verringern können. Dafür müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um Betriebe und Bewerber beim Matching zu unterstützen“, betont Breuning. Das Angebot der Kammern reicht von Nachvermittlungsaktionen mit der örtlichen Arbeitsagentur, über virtuelle Speed-Datings, Elterncafés, und Vermittlungsbörsen bis hin zu Ausbildungsmessen. Und auch jetzt sei es noch nicht zu spät für den Ausbildungsstart. „Es lohnt sich mit der Arbeitsagentur oder der IHK vor Ort zu sprechen. Dort bekommt man Beratung von Experten und hat die Chance auf eine Vermittlung“, so die Vizepräsidentin.
PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag