Während für die Schulen strenge Schutz-Konzepte für den Start am Ende der Sommerferien am 13. September aufgelegt werden, fehlt es für die Kitas bisher an geeigneten Maßnahmen. Obwohl dort die üblichen Schließzeiten von drei Wochen bereits für viele Einrichtungen in zehn Tagen enden. ver.di als größte Interessenvertretung der Beschäftigten in den Kindertagesstätten fordert die Landesregierung auf, noch vor den jetzt anstehenden Öffnungen verbindliche Schutzregeln aufzustellen, um drohende Infektionen durch Reiserückkehrer*innen zu vermeiden.
Dazu sollte das Sozialministerium zum Schutz der Kinder, Eltern und Beschäftigten systematische und verbindliche Lolli-Pool-PCR-Testungen an zwei Tagen in der Woche vorschreiben. Die Gewerkschaft hat in der gestrigen Gesprächsrunde mit dem Kultusministerium betont, dass auch die bereits im letzten Jahr geforderte Bescheinigung von den Eltern, dass der letzte Auslandsaufenthalt mindestens 14 Tage zurückliegt, mehr Sicherheit für alle bieten würde. Außerdem braucht es Luftfilter in Kitas, in denen das Lüften erschwert ist, und mindestens CO2-Messgeräte für alle Einrichtungen. Hanna Binder, stellvertretenden ver.di Landesbezirksleiterin: „Die Kitas sind wahrscheinlich der Ort mit den meisten ungeschützten Kontakten, weil Abstand und Maskenpflicht in der Arbeit mit Kindern nicht funktionieren. Umso größer müssen die zusätzlichen Schutzmaßnahmen für Kinder, Eltern und Beschäftigte sein. Auch, um erneute Schließungen zu vermeiden.
Die Zeit drängt massiv, da die Kitaferien Mitte August fast überall vorbei sind.“ Hansi Weber, ver.di Landesfachgruppenvorsitzende Sozial-, Kinder- und Jugendhilfe: „Systematische Lolli-Testungen wären im Vergleich zu den bisherigen Schnelltests eine Win-Win-Situation für Kinder und Beschäftigte: Sie sind deutlich einfacher durchzuführen und damit weniger belastend für alle Beteiligten. Und sie sind deutlich genauer. Die Kolleginnen und Kollegen, die sich gerade im Sommerurlaub von einem extrem belastenden Corona-Jahr erholen, haben es verdient, dass sie nicht erneut sehenden Auges in die nächste Belastungssituation geschickt werden. Auch in der frühkindlichen Bildung gibt es Nachholarbeit, während die nächsten Kinder schon auf der Matte stehen. Darauf sollte der Fokus der Beschäftigten nun liegen – unter Rahmenbedingungen, die einen höchstmöglichen Gesundheitsschutz sicherstellen. Die Erfahrungen aus über 15 Monaten Pandemie-Realität in den Einrichtungen zeigt: Aus Blauäugigkeit wird schnell Fahrlässigkeit.“ ver.di fordert die Landesregierung und die Träger außerdem auf, den August zu nutzen, um die Impfquote in den Einrichtungen nochmals zu erhöhen und die bald notwendigen Booster-Angebote vorzubereiten. Binder: „Nach derzeitigem Stand werden Booster-Impfungen für einen maximalen Schutz notwendig sein. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die Planung.“ Im gestrigen Austausch mit dem Kultusministerium hat die Gewerkschaft nachdrücklich darauf hingewiesen, dass der seit über einem Jahr wegen Corona abgesenkte Personalschlüssel wieder angehoben werden muss. Binder: „Eine gute Fachkraft-Kind-Relation ist das A und O für gute frühkindliche Bildung. Kita-Betrieb unter Pandemiebedingungen wird vermutlich noch lange die Regel sein. Die jetzige Ausnahme darf nicht zur Regelbelastung für die Beschäftigten werden. Durch die Absenkung des Mindestpersonalschlüssels gefährden wir die Qualität und den Bildungsauftrag dauerhaft.“
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg