In der heutigen dritten Verhandlungsrunde zu den Tarifentgelten für die rund 120.000 Beschäftigten des baden-württembergischen Groß- und Außenhandels legten die Arbeitgeber heute ein erstes Angebot vor, das jedoch von ver.di als viel zu niedrig zurückgewiesen wurde. Das Angebot der Arbeitgeber bezieht sich auf eine Laufzeit von 24 Monaten (1.4.2021 bis 31.3.2022).
Es soll zwei Erhöhungen der Gehälter, Löhne und Ausbildungsvergütungen geben:
• Im Jahr 2021 gar keine Tariferhöhung!
• Ab 1. Februar 2022 um 1,5%
• Ab 1. Oktober 2022 um weitere 1,0%
Wirtschaftlich „starke Unternehmen“ (deren „Stärke“ nach einer bisher nicht benannten „betriebswirtschaftlichen Kennzahl“ definiert werden soll), sollen im Juni 2021 eine nicht tabellenwirksame Einmalzahlung von 150 € zahlen und dann die Tariferhöhungen jeweils 6 Monate früher (also im August 2021 bzw. April 2022) gewähren. „Von der Pandemie betroffene“ Unternehmen (deren „Betroffenheit“ nach Kriterien wie mehr als 3 Monate Kurzarbeit oder Bezug von staatlichen Unterstützungsleistungen in 2021 oder 2022 definiert werden soll) sollen dagegen die Tariferhöhungen sogar erst weitere 6 bzw. 4 Monate später (also im August 2022 bzw. Oktober 2023) zahlen müssen. Die ver.di-Verhandlungskommission hat das Angebot scharf kritisiert und als völlig unzureichend zurückgewiesen. Es liegt erheblich unter den Teuerungsraten, die für 2021 und 2022 erwartet werden, und würde deshalb reale Lohnsenkungen für alle Beschäftigten bedeuten.
„Es ist nicht nachvollziehbar, dass Unternehmen, die bisher wirtschaftliche unbeschadet durch die Pandemie gekommen sind – und das ist die Mehrheit der Großhandelsunternehmen –, ihren Beschäftigten lediglich Mini-Erhöhungen von insgesamt 2,5 Prozent bezahlen, und dies nur nach vielen Nullmonaten. Die Beschäftigten haben seit mittlerweile 15 Monaten, z. T. bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit, unser aller Versorgung während der Krise sichergestellt. Nun sollen sie billig abgespeist werden.“, erklärte ver.di-Verhandlungsführer Bernhard Franke. ver.di geht davon aus, dass dieses erste Angebot von den Beschäftigten als Zumutung oder gar Provokation aufgefasst wird. „Mit weiteren Protestaktionen und Warnstreiks ist zu rechnen.“, so Bernhard Franke.
ver.di hat die Entgelttarifverträge zum 31. März 2021 gekündigt und erhebt folgende Forderungen:
– Erhöhung der Löhne und Gehälter um 5,5 %, mindestens um 150 €,
– ein tarifliches Mindestentgelt von 12,50 € pro Stunde,
– Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 100 €,
– die neuen Tarifverträge sollen für eine Laufzeit von 12 Monaten vereinbart und
– für allgemeinverbindlich erklärt werden.
Am 1. Juli werden die Verhandlungen fortgesetzt. Ob digital oder vor Ort in Präsenz, steht noch nicht fest.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg