In der heutigen ersten Verhandlungsrunde über Gehälter und Löhne für die 490.000 Beschäftigte im baden-württembergischen Einzel- und Versandhandel gab es weder ein Angebot der Arbeitgeberseite, noch kam es zu einer inhaltlichen Annäherung der beiden Tarifparteien.
Die Verhandlungen werden am 20. Mai fortgesetzt. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) begründete ihre Tarifforderungen ausführlich und ging dabei auf die für die Gesamtbranche nach wie vor positive Umsatz- und Ertragslage ein. Ungeachtet der Corona-Einschränkungen stiegen die Umsätze im Einzelhandel bundesweit in 2020 insgesamt (real) um 4,5 %. Allerdings verteilten sich die Umsätze sehr unterschiedlich in den Teilbranchen: Während Online- und Versandhandel, der Lebensmittelhandel und die Baumärkte zweistellige Zuwächse erreichten, gab es durch pandemiebedingte Einschränkungen erhebliche Einbußen im gesamten innerstädtischen Einzelhandel und insbesondere im gesamten Bekleidungshandel.
ver.di signalisierte die Bereitschaft, zur Beschäftigungssicherung in tarifgebundenen Betrieben in nachgewiesenen Notlagen flexible Lösungen tarifvertraglich zu vereinbaren. „Die Beschäftigten im Handel haben mehr Respekt und Anerkennung verdient“, so ver.di-Verhandlungsführer Bernhard Franke. „Sie haben in der Pandemie unter deutlich erschwerten Arbeitsbedingungen und stark gestiegenem Arbeitsdruck dafür gesorgt, die Versorgung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. In manchen Betrieben mussten die Beschäftigten über Monate empfindliche Gehaltskürzungen durch Kurzarbeit hinnehmen“. Bernhard Franke weiter: „Applaus und Einmalzahlungen reichen nicht aus – die Beschäftigten brauchen dauerhaft bessere Bezahlung und tarifliche Absicherung!“
Die Arbeitgeberseite wurde aufgefordert, zu der bis zum Jahr 2000 geübten Praxis zurückzukehren und die Tarifverträge wieder für allgemeinverbindlich erklären zu lassen. „Nur so können weitere Tarifflucht der Unternehmen und um sich greifende Dumpinglöhne im Einzelhandel verhindert werden“, so Bernhard Franke. Die Arbeitgeberseite kritisierte die ver.di-Forderungen insgesamt als zu hoch und der Corona-Krisensituation nicht angepasst. Die nächste Verhandlung wurde für den 20. Mai terminiert. ver.di erwartet zu diesem Termin ein Angebot der Arbeitgeberseite.
Die ver.di-Forderungen im Überblick:
– Erhöhung der Löhne und Gehälter um 4,5 % plus 45 €
– Anhebung der Ausbildungsvergütungen um monatlich 100 €
– einen rentenfesten tariflichen Mindestlohn von 12,50 € in der Stunde
– tarifliche Aufstockung von Kurzarbeitergeld auf 100 % des Nettoverdienstes
– Erhöhung der monatlichen tariflichen Sozialzulage auf 25 € bzw. 35 €
– Laufzeit: 12 Monate
– Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit
ver.di hat den Entgelttarifvertrag zum 31. März 2021 gekündigt.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg