Baden-Württemberg steht wegen der sich stark verbreitenden Virusmutationen vor der nächsten Pandemiewelle. Dies zeigt sich unter anderem an den allein in den vergangenen Tagen geschlossenen Gruppen in Kitas. Solche Fälle sind in Mannheim, im Ortenaukreis, im Alb-Donau-Kreis und nun auch im Landkreis Waldshut zu verzeichnen.
Dies deckt sich mit der Beobachtung von RKI-Präsident Lothar Wieler, dass es verstärkt Ausbrüche in Kitas gebe. Im Falle einer Mutation müssen in Baden-Württemberg Kontaktpersonen der Kategorie 1 sowie mindestens deren Haushaltsangehörige in 14-tägige behördlich angeordnete häusliche Quarantäne. Die Möglichkeit, sich nach fünf Tagen aus der Quarantäne frei zu testen, besteht bei einem Mutationsfall nicht. Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: „Unser Ziel muss sein, möglichst viele Kitas offen zu halten. Dafür brauchen wir immer noch deutlich mehr Schutz, am effektivsten natürlich durch kleinere und konstante Gruppen. Ansonsten droht ein noch größerer Schaden für Kinder und Eltern durch eine drohende Quarantäne-Welle aufgrund der Mutations-Regelung. Und ja, auch ein Zurück in die Notbetreuung, wie sie jetzt die Stadt Mannheim vollzogen hat, muss möglich sein. Der Schutz für Kinder, Eltern und Beschäftigte muss oberste Priorität haben.“ ver.di als größte Interessenvertretung der Beschäftigten in Kindertagesstätten und der Grundschulbetreuung hält den Schritt der Stadt Mannheim, die Kitas vorerst wieder in den Notbetrieb zu überführen, für „nachvollziehbar und folgerichtig“. Nachdem in sechs Einrichtungen Coronavirus-Mutationen festgestellt wurden, hatte die Stadtverwaltung gestern die Notbremse gezogen. Diese Woche wurden durch ver.di-Vertrauenspersonen in Mannheim vor Ort mit den meisten kommunalen Einrichtungen Gespräche geführt. Hansi Weber, ver.di Landesfachgruppenvorsitzende Sozial-, Kinder- und Jugendhilfe: „In den betroffenen Einrichtungen ist der Tenor der Beschäftigten, dass sie das Vorgehen angesichts der Sachlage nachvollziehen können. Trotzdem ist es eine weitere große psychische und physische Belastung für die Fachkräfte, die Abläufe nun wieder auf Notbetrieb umzustellen. Diese Kraftanstrengung in den Notbetriebseinrichtungen wird von den Beschäftigten als nicht zielführend erkannt, solange die Zugänge zu Notplätzen nicht klarer und enger geregelt werden. 50 Prozent Maximalbelegung muss in Fällen wie in Mannheim die absolute Grenze sein. Leider fehlen genau dafür immer noch verbindliche Vorgaben für die Notbetreuung.“ Um weitere Verunsicherungen und gesundheitliche Belastungen durch solche gravierenden Maßnahmen auf Dauer verhindern zu können und einen stabilen Betrieb zu ermöglichen, braucht es jetzt ein gutes Gesamtkonzept von Schutzmaßnahmen für alle Betroffenen in den Einrichtungen. „Wir sind uns mit den Elternverbänden einig, dass einfach zu handhabende Selbst-Tests für Kinder und Beschäftigte vorgehalten werden müssen“, so Weber. Durch die anhaltenden Impfstoffknappheit ist die Impfpriorisierung des pädagogischen Personals zwar zu begrüßen, führt aber nicht zum sicheren Betrieb der Einrichtungen. Insbesondere die Aussetzung des Oxford/AstraZeneca-Impfstoffs verschärft diese Situation noch. Hanna Binder, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin: „Wir fordern alle Beteiligten auf, die Zwangsimpfpause in den nächsten Tagen zu nutzen, um jetzt eine rasche und arbeitsplatznahe Impfstrategie zu organisieren. Damit die Beschäftigten, die sich bei der pädagogischen Arbeit nicht effektiv vor Corona schützen können, so schnell und unkompliziert wie möglich Termine erhalten, sobald wieder ausreichend Impfstoff verfügbar ist. Dass sich das Personal inzwischen zwei Mal pro Woche testen lassen kann ist gut, entschärft die Pandemiesituation in den Kitas aber nur bedingt.“
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg