„1700 Jahre geschützter Sonntag“ – virtuelle Festveranstaltung mit Podiumsdiskussion zur Landtagswahl

Mehr als 100 interessierte Bürgerinnen und Bürger nahmen an der gestrigen virtuellen Festveranstaltung (in Form einer web-basierten Konferenz) zum Jubiläum „1700 Jahre geschützter Sonntag“ teil, die von der „Allianz für den freien Sonntag“ in Baden-Württemberg durchgeführt wurde.

Den ersten Teil der Veranstaltung bildeten zwei Vorträge, gehalten vom Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh und vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Dr. Jürgen Rinderspacher von der Universität Münster. Bischof Cornelius-Bundschuh charakterisierte den Sonntag mit zwei wesentlichen Seiten: Er setzt dem Einzelnen wie der Gesellschaft verlässlich und regelmäßig eine für unser Leben notwendige, „heilsame“ Grenze. Zudem feiern wir am Sonntag, „was uns als gutes Leben verheißen ist“: Der Einzelne kann jenseits des Werktags/Alltags zu sich finden („Ich bin mehr und anders als das, was ich leisten muss“), die soziale Gemeinschaft wird gestärkt und es findet ein Aufatmen des Einzelnen wie der Schöpfung insgesamt statt. Dr. Jürgen Rinderspacher beleuchtete den freien Sonntag aus soziologischer Sicht als eine religiös fundierte Zeitinstitution, die anhaltend kulturellen Veränderungen (wie z. B. Digitalisierung, online-Handel) ausgesetzt ist. Sonntagsruhe in einer demokratisierten Gesellschaft könne nicht nur von oben verordnet werden, sie brauche die Akzeptanz in der Gesellschaft. Der freie Sonntag sei heute „weniger Gebot, mehr Angebot“. Eine wichtige Herausforderung sei, ob und wie es uns gelingt, andere Religionen mit ihren Feiertagen in unsere Feiertags-/Sonntagskultur zu integrieren. Im Hinblick auf den wachsenden Onlinehandel an Sonn- und Feiertagen warf Dr. Rinderspacher die Frage auf, ob hier nicht gesetzliche Einschränkungen zum Schutze des stationären Handels erforderlich seien. Im zweiten Teil der Veranstaltung und im Hinblick auf die anstehende Landtagswahl am 14. März diskutierten Andrea Lindlohr MdL (Bündnis 90/Die Grünen), Katrin Schütz, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg (CDU), Daniel Born MdL (SPD), Prof. Dr. Erik Schweickert MdL (FDP), Bischof Jochen Cornelius-Bundschuh (ev. Landeskirche Baden), Martin Gross (ver.di) und Wolfgang Herrmann (Allianz f. d. freien Sonntag, kath. Betriebsseelsorge Rottenburg-Stuttgart) in Form einer virtuellen Podiumsdiskussion zum freien Sonntag. Die hohe kulturelle wie soziale Bedeutung des freien Sonntags wurde von allen PodiumsteilnehmerInnen grundsätzlich betont. Dagegen ergaben sich abweichende Aussagen zur Frage, ob in Pandemiezeiten und zeitlich begrenzt zur Unterstützung des stationären innerstädtischen Einzelhandels Sonntagsöffnungen leichter ermöglicht werden sollten. Andrea Lindlohr wie auch Erik Schweickert sprachen sich hierfür aus. Eine klare Absage erteilte Martin Gross: „Kleine und mittelständische Einzelhändler würden nicht von Sonntagsöffnungen profitieren. Im Gegenteil: Sonntagsverkauf rechnet sich nicht ohne eine größere Begleit-Veranstaltung, die die Menschen anzieht. Wir müssen die großen Internethändler wie Amazon wirksam besteuern.“ Staatssekretärin Schütz lobte die aktuelle gesetzliche Regelung zur Sonntagsöffnung und betonte, dass die Einzelhändler kein Interesse an geplanten Sonntagsöffnungen hätten, die vor Gericht keinen rechtlichen Bestand haben würden. In der „Allianz für den freien Sonntag“ in Baden-Württemberg haben sich gewerkschaftliche und kirchliche Organisationen zu einem Bündnis für sozialverträgliche Arbeitszeiten zusammengeschlossen. Sie ist Teil der auf Bundesebene ins Leben gerufenen „Allianz für den freien Sonntag“. Dazu gehören: • Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) Erzdiözese Freiburg und Diözese Rottenburg-Stuttgart • Arbeitnehmerseelsorge Erzdiözese Freiburg • Betriebsseelsorge Diözese Rottenburg-Stuttgart • Kolping Landesverband Baden-Württemberg • Evangelische Arbeitnehmerschaft (EAN) der Evangelischen Landeskirche in Baden • Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (KDA) der Evangelischen Landeskirche in Baden • Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (KDA) der Evangelischen Landeskirche in Württemberg • Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) • Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)

 

PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/arbeitsmarkt/118948/

Schreibe einen Kommentar