Zahl der Ausbildungsverträge im Südwesten um 13 Prozent eingebrochen – Neue Kaufleute für IT- und Digitalisierungs-Management gut angenommen

„Es ist sehr bedauerlich, aber keine Überraschung“, kommentiert Marjoke Breuning, Vizepräsidentin des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) und Präsidentin der IHK Region Stuttgart, der für Ausbildungsfragen beim BWIHK zuständigen Kammer, die Ausbildungsbilanz 2020 der 12 Südwest-IHKs. Demnach wurden mit 39.309 Ausbildungsverträgen bis zum Jahresende 2020 12,9 Prozent weniger Neuverträge landesweit abgeschlossen als 2019. Dabei halten sich die Verluste bei kaufmännischen und technischen Berufen annähernd die Waage. Zu den am meisten betroffenen Branchen gehören Hotellerie und Gastronomie, Verkehrs- und Transportgewerbe, Speditionen und Logistikdienstleister, sowie Papierhersteller, Druckereien und die Mediengestalter /-technologen mit einem Minus zwischen 22 und 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zu den Gewinnern gehören vor allem Kaufleute für IT-System-Management und Kaufleute für Digitalisierungsmanagement – neue Berufe, die man offensichtlich auch gut im Homeoffice erlernen kann, während Hotelfachleuten, Köchen, Verkäufern oder Logistikern im Lockdown ihr Arbeitsort teilweise verschlossen bleibt und Ausbildung um einiges komplizierter oder gar nicht stattfinden kann.

„Corona hat auch in der Berufsausbildung deutliche Spuren hinterlassen. Die Folgen der Pandemie belasten die Ausbildungsbetriebe und gefährden viele in ihrer Existenz. Dennoch dürfen wir bei der Ausbildung junger Menschen nicht nachlassen“, sagt Breuning. „Im Gegenteil müssen wir alles dafür tun, dass Betriebe auch unter schwierigen Bedingungen in der Lage sind, weiter auszubilden und jungen Menschen berufliche Perspektiven zu bieten“, so Breuning. „Noch mehr als früher gilt heute: nur mit einer guten Ausbildung kann die Jugendarbeitslosigkeit auf niedrigem Niveau gehalten werden.“

Breuning weist darauf hin, dass es jetzt vor allem darauf ankommt, für Betriebe weitere Anreize für Ausbildung zu schaffen  sowie bei der Berufsorientierung nicht nachzulassen. Hier sind Schulen und Eltern gefragt, denn sie sind die Begleiter junger Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf. Mit der breit angelegten Ausbildungskampagne „Mach doch, was du willst“, Aktionen wie „Digitalen Elterncafès“

und „Digitalen Azubi-Speed-Datings“ und indivdueller Beratung und Bewerbervermittlung unterstützen die Kammern Ausbildungsbetriebe sowie Bewerberinnen und Bewerber landesweit dabei zueinanderzufinden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Stabilisierung der Ausbildung sei zudem, dass vom anhaltenden Lockdown und dessen Folgen besonders betroffene Unternehmen, wie zum Beispiel Betriebe aus Gastronomie, Freizeitwirtschaft, Einzelhandel und Kultur die zugesagten Hilfen und Unterstützungen sofort und unbürokratisch erhalten. „Die Betriebe können nicht länger warten“, mahnt die IHK-Präsidentin. Die staatliche Ausbildungsprämie hätte nicht den positiven Effekt für den Ausbildungsmarkt gebracht, der erwartet wurde. Dass bei dem Förderprogramm inhaltlich seit Jahresbeginn nochmals nachgebessert wurde, sei deshalb längst überfällig gewesen. Und auch die Auszahlung der November-Hilfen habe erst vor etwa einer Woche begonnen. Viele Betriebe hätten offenbar die versprochenen Abschlagszahlungen noch nicht erhalten und stünden jetzt am Abgrund. „Das schlägt direkt auf die Ausbildung durch“, warnt Breuning.

PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag

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