Tarifrunde Sozial- und Erziehungsdienst – ver.di lädt KAV in Einrichtungen der Behindertenhilfe ein

Heute Vormittag hat eine ver.di-Delegation mit Beschäftigten der Behindertenhilfe, Kitas und sozialen Diensten den Hauptgeschäftsführer des baden-württembergischen kommunalen Arbeitgeberverbandes KAV, Dr. Joachim Wollensak, in Stuttgart besucht und dazu eingeladen, sich selbst ein Bild von der Arbeit in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen zu machen. Grund sind die am 5. März aufgenommenen bundesweiten Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst. ver.di verhandelt hier nicht in der Hauptsache Entgelterhöhungen, das folgt im Herbst 2020, sondern die Weiterentwicklung der Beschäftigungsbedingungen in diesem Bereich, zu dem nicht nur pädagogische Fachkräfte in Kitas und Sozialen Diensten gehören.

„Wir laden zum Dialog vor Ort ein. Vertreter des KAV können Arbeitsplätze in der Behindertenhilfe kennenlernen, um einen persönlichen Eindruck von den Tätigkeiten zu bekommen. Wer sich ein eigenes Bild verschafft hat, kann die anspruchsvolle und qualifizierte Arbeit der Beschäftigten besser nachvollziehen. Wer erlebt, wie personenzentrierte Leistung ankommt, braucht vielleicht nicht mehr so viele Erklärungen zu guten Rahmenbedingungen“, so Silke Hansen, zuständige ver.di Gewerkschaftssekretärin.

Hansi Weber, Vorsitzende der ver.di Fachgruppe Sozial-, Kinder- und Jugendhilfe: „Wir kämpfen gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen. Damit sich junge Menschen heute für diese wertvollen Berufe entscheiden, müssen sie wissen, ob sie sich die Arbeit bis zur Rente vorstellen, und ob sie damit auch ihre Existenz aufbauen können. Am Ende dieser Verhandlungen müssen Arbeitsbedingungen und Bezahlungen so sein, dass sie der Gewinnung von neuen Fachkräften und der Bindung der aktuell Tätigen nicht mehr im Weg stehen.

In Baden-Württemberg erhalten über 70.000 Menschen mit Behinderung Hilfeleistungen in der Behindertenhilfe (KVSJ 2018: 71.622 Empfänger von Eingliederungshilfe), über 40.000 bei der Arbeit und Beschäftigung.

ver.di ist die Fachgewerkschaft für den Sozial- und Erziehungsdienst, mit rund 80.000 Beschäftigten in der Behindertenhilfe Baden-Württemberg, und rund 40.000 Erzieher*innen in kommunalen Kitas und weitere 57.000 indirekt von den Verhandlungen Betroffene bei anderen Kita-Trägern. In den sozialen Diensten sind rund 32.000 insgesamt im Land beschäftigt, davon 9.000 kommunal.

Hintergrund zur Behindertenhilfe:

Zu den Einrichtungen der Behindertenhilfe gehören heilpädagogische Kitas, Werkstätten oder Wohngruppen, in denen Menschen mit körperlichen, geistigen oder/und psychischen Behinderungen arbeiten und wohnen und leben. Hier machen Spezialist*innen personenzentrierte Facharbeit, und zwar jeweils so, wie sie für die Person und ihre Besonderheit passt. Sie unterstützen, fördern, betreuen, assistieren oder pflegen. In der besonderen Wohnform und zunehmend mehr ambulant.

In der Behindertenhilfe arbeiten Heilerziehungspfleger*innen, geprüfte Fachkräfte für Arbeits- und Berufsförderung, Heilpädagog*innen, Arbeitserzieher*innen, Ergotherapeut*innen, Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen, Fachpfleger*innen für Psychiatrie, Sozialarbeiter*innen, Altenpfleg*innen, Logopäd*innen, handwerklicher Erziehungsdienst und weitere Berufsgruppen.

Beispiel: Heilerziehungspflege

„Heilerziehungspfleger/innen sind für die pädagogische, lebenspraktische und pflegerische Unterstützung und Betreuung von Menschen mit Behinderung zuständig. Sie begleiten die zu Betreuenden stationär und ambulant bei der Bewältigung ihres Alltags“ (Quelle Bundesagentur für Arbeit).

Die Fachschulausbildung entspricht dem Qualifikationsniveau der Erzieher*innen (DQR 6 Level) und bereitet die Absolventen auf vielfältige Einsatzmöglichkeiten vor, die alle Lebensbereiche eines Menschen mit Behinderung umfasst: wohnen, arbeiten, Freizeitaktivitäten, Pflege und Förderung.

Beispiel: Fachkraft Arbeits- und Berufsförderung „Fachkräfte zur Arbeits- und Berufsförderung betreuen und fördern Menschen mit Behinderung im beruflichen wie außerberuflichen Bereich, damit diese ihre Leistungs- und Erwerbsfähigkeit wiedergewinnen bzw. erhalten und weiterentwickeln“ (Quelle: Bundesagentur für Arbeit). Es handelt sich um eine 1-2jährige Weiterbildung, die nach einem erworbenen Berufsabschluss absolviert wird. Diese Fachkräfte begleiten Menschen mit ganz unterschiedlichen Hilfebedarfen in ihrem Arbeitsalltag. Die Arten der Beeinträchtigungen variieren stark, sowohl kognitiv eingeschränkte Personen, sowie Menschen mit Autismus oder zunehmend Menschen mit psychischen Behinderungen brauchen je individuelle Ansprache, Förderung und Unterstützung, um an einem für sie zu bewältigenden Erwerbsleben teilzunehmen.

 

PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg

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