ver.di Landesbezirksleiter Martin Gross hat heute Vormittag auf dem neunten energiepolitischen Gespräch der Landesregierung konkrete Unterstützungsmaßnahmen für die Beschäftigten der Kohlekraftwerke in Baden-Württemberg gefordert.
Gross erläuterte konkret die Qualifizierungsbedarfe in den Belegschaften der Kraftwerke, die nötig sind, um den Ausstieg aus der Kohleverstromung sozialverträglich zu gestalten. Martin Gross: „Wie schaffen wir es beispielsweise, die heutigen Mechaniker im Kraftwerk zu Elektronikern zu qualifizieren? Das müssen wir jetzt festlegen, damit die Bildungsträger Maßnahmen entwickeln können. Und vor allem: Die Beschäftigten müssen heute wissen, was von ihnen erwartet wird. Dafür müssen sie ihren Platz in der nahen Zukunft sehen können. Nur dann kann aus demotivierender Zukunftsangst Engagement und Lust auf Neues werden.“ ver.di rechnet bei den verschiedenen Berufsgruppen mit einem Umschulungsaufwand von zwölf bis circa 24 Monaten, die man mit Modulen entsprechend verbinden könnte, um somit den Steuerungsaufwand der Umschulung bzw. Weiterbildung zu minimieren. Es braucht aus Sicht der Gewerkschaft Veränderungen „on the Job“ und damit größtmögliche soziale Sicherheit für die Beschäftigten. Auf dem energiepolitischen Gespräch in Stuttgart hatte Gross Unternehmen und Politik aufgefordert, nun konkrete Schritte folgen zu lassen. Es müsse auch geprüft werden, so Gross, welche arbeitsmarktpolitischen Instrumente wir schon jetzt bei der Arbeitsagentur haben, um diese Transformation der Arbeitsplätze zu unterstützen und mitzufinanzieren. Martin Gross: „Es wäre sozial fraglich und ökonomisch unsinnig, Menschen, die mit ihren jetzigen Qualifikationen heute nicht mehr gebraucht werden, mit teuren Programmen zu entlassen, um morgen mit riesigem Aufwand neu Bewerberinnen und Bewerber zu suchen und danach einzuarbeiten.“ Außerdem drängt ver.di die Landesregierung, bei der gesetzgeberischen Umsetzung des Kohlekompromisses dafür zu kämpfen, dass die Mittel für den fuel switch, der für Baden-Württemberg wegen des hohen Fernwärmeanteils eindeutig das richtige Instrument ist, deutlich erhöht werden. Dazu lehnt ver.di auch entschädigungsfreie Stilllegungen ab 2027 bzw. 2024 ab: Angemessene Entschädigungen müssen über die gesamte Zeit des Steinkohleausstiegs gezahlt werden. Sonst drohe, so ver.di, dass Baden-Württemberg bei der Bundesunterstützung für den Kohleausstieg abgehängt werde. Gross: „Und es gibt auch eine gesellschaftspolitische Dimension: Wir müssen die Transformation für die Beschäftigten sozialverträglich organisieren, denn nur zusammen mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen können wir die Energiewende meistern. Die Landtagsfraktion der AfD steht schon jetzt vor und sogar hinter den Toren der Kohlekraftwerke und versucht, die betroffenen Beschäftigten gegen erneuerbare Energien aufzuwiegeln.“
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg