Vor der 4. Verhandlungsrunde im Tarifstreit im baden-württembergischen Einzelhandel verschärft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) weiter die Gangart: Ab morgen soll es im ganzen Land wiederum zu meist mehrtägigen Arbeitsniederlegungen kommen. Zu einem ersten Aktionshöhepunkt erwartet die Gewerkschaft am morgigen Donnerstag, 2. Juli 2015, rund 1.500 streikende Kaufland-Beschäftigte aus den südlichen Bundesländern zu einer Protestkundgebung vor der Konzern-Zentrale in Neckarsulm.
Die Entgelt-Tarifverträge des Einzelhandels sind bereits seit drei Monaten ausgelaufen. Verhandlungs- und abschlussfähige Angebote der Arbeitgeber sind derzeit nicht abzusehen. Deshalb spitzt sich die Tarifrunde jetzt zu. Die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben sind nicht mehr bereit, die Verschleppungstaktik der Arbeitgeber noch länger hinzunehmen.
Vor diesem Hintergrund ruft die Gewerkschaft ver.di die Kaufland-Beschäftigten in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen, Thüringen, Sachsen und Sachsen Anhalt ab Donnerstag den 2. Juli 2015 zu mehrtägigen Streiks auf. Abordnungen aus den Streikbetrieben werden mit Bussen an diesem Tag vor die Kaufland-Zentrale in Neckarsulm, Heiner-Fleischmann-Str., fahren und dort eine Protestkundgebung abhalten.
Der Versammlungsort vor der Kaufland-Zentrale ist kein Zufall. Der Schwarz-Konzern ist nicht nur eines der größten und am schnellsten wachsenden sowie profitabelsten Handelsunternehmen in Europa, sondern auch eines der einflussreichsten Mitglieder im Arbeitgeberverband. Aus diesem Grund wollen die Streikenden genau dort protestieren, um das Unternehmen dazu zu bewegen, seiner Verantwortung gerecht zu werden. Der Schwarz-Konzern soll Einfluss im Verband ausüben, um den Tarifkonflikt endlich mit abschlussfähigen Angeboten zu befrieden. Dazu der baden-württembergische ver.di-Verhandlungsführer Bernhard Franke: „Der Schwarz-Konzern kann es richten, wenn er nur will.“
An der Kundgebung werden auch viele Betriebsratsmitglieder von Kaufland teilnehmen. Die ehrgeizige Wachstumsstrategie von Kaufland – der Konzernlenker Gehrig hat angekündigt, dass der Konzern nun seine Expansion nach USA und Kanada ausdehnt – führt zu enormen Reibungen zwischen Management und Belegschaften sowie Betriebsräten. Die Gewerkschaft ver.di prüft derzeit, ob sie gegen einzelne Verantwortliche von Kaufland Strafverfahren nach § 119 BetrVG einleitet. Werner Wild, Bundeskoordination Kaufland-Betriebsräte: „Es geht bei der Veranstaltung auch darum anzumahnen, dass die Belegschaften fair behandelt werden und das Management geltende Rechte für Arbeitnehmer/-innen beachtet. Respekt und fairer Umgang sind angesagt!“
ver.di erwartet, dass rund 1.500 Streikende anreisen werden. Kundgebungsredner werden sein: Einzelne Streikteilnehmer, die beiden Verhandlungsführer aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, Hans Kroha und Bernhard Franke, sowie das für den Handel zuständige Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
PM