Das Handwerk der Region Stuttgart begrüßt das klare „Ja zum Meister“ der Bundesregierung. Bei der Meisterfeier des Handwerks am Freitagabend in Stuttgart betonte Kammerpräsident Rainer Reichhold, dass mit der Entscheidung zur Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Gewerken ein notweniger Akzent für mehr Qualität und Qualifizierung im Handwerk gesetzt wird. Auch der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir gratulierte den Absolventen: „Herzlichen Glückwunsch an alle neuen Meister. Wir brauchen qualifizierte Handwerker wie Sie dringender denn je. Denn das Handwerk ist ein herausragender Partner bei der ökologischen Modernisierung unseres Landes. Wer schon mal versucht hat, eine Photovoltaikanlage auf seinem Dach zu installieren, oder seine Fassade zu dämmen, weiß ganz genau: Ohne das qualifizierte Handwerk bleibt die Energie- und Wärmewende ein Papiertiger.“
Annähernd 700 junge Handwerker konnten bei der Meisterfeier im Internationalen Congresscenter auf der Messe Stuttgart ihren Meisterbrief in Empfang nehmen. Zehn Bestmeister erhielten eine besondere Auszeichnung. Reichhold freute sich mit den Jungmeistern: „Vor der Zukunft muss ihnen nicht bange sein. Mit dem Meisterbrief sind sie fachlich bestens vorbereitet – ob für die Ausbildung junger Menschen oder fürs Unternehmertum.“ Den Rotary-Preis erhielt Natalie Altmayer aus Niederstotzingen, die Bestmeisterin im Maßschneiderhandwerk.
Vor den über 2.200 Gästen zeigte sich Kammerpräsident Reichhold erfreut darüber, dass die Meisterpflicht in zwölf Gewerken wieder eingeführt werden soll. „Damit erkennt die Politik die Leistungen des Handwerks an. Meistergeführte Betriebe bilden unserer Erfahrung nach mehr junge Menschen aus und sind wirtschaftlich robuster, wodurch ein besserer Gewährleistungs- und Verbraucherschutz gegeben ist“, sagte der Kammerpräsident. Damit seien Meisterbetriebe volkswirtschaftlich und gesellschaftlich gesehen ein echter Gewinn. Reichhold bekräftigt: „Der Meisterbrief ist der Garant, um das Ausbildungs- und Qualifizierungssystem und damit auch Fachkräfte im Handwerk für die Zukunft zu gewährleisten.“ Im Zuge der Handwerksnovelle von 2004 war für 53 Gewerke die Meisterpflicht abgeschafft worden, mit teilweise gravierenden Folgen für die Ausbildungsleistung in den Gewerken, für die Bestandsfestigkeit neu gegründeter Betriebe und für die Qualität.
Handwerk besticht durch fachliche Qualität
„Das duale System mit betrieblicher und schulischer Berufsausbildung in Deutschland genießt zurecht bei uns so einen Stellenwert und ist international hoch angesehen. Von der ausgezeichneten fachlichen Qualität unserer Handwerksmeister konnte ich mich bei diversen Praktika, zum Beispiel im Holzbau oder in der Glaserei, selbst überzeugen. Vielen Dank auch an die Handwerkskammer, dass sie ihren neuen Meistern mit dieser tollen Feier eine so verdiente Anerkennung entgegenbringt“, freute sich Cem Özdemir bei der Meisterfeier.
Laut Kammerpräsident Rainer Reichhold hat das Handwerk die Ankündigung für das höhere Aufstiegs-BAföG positiv entgegengenommen. „Mit der Novelle des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes wird die berufliche Fortbildung künftig finanziell besser gefördert. Dies ist ein wichtiger Beitrag, um die dringend benötigten Fachkräfte zu sichern, sowie ein Ausdruck jener Wertschätzung, die das Fortbildungssystem der Höheren Berufsbildung verdient“, so Reichhold. Gleichwohl sieht er noch Luft nach oben, etwa beim Darlehenserlass im Rahmen des Aufstiegs-BAföG.
Die Gleichbehandlung zwischen akademischer und beruflicher Bildung ist für das Handwerk ein Dauerthema. „Wir kommen schrittweise voran, doch es gibt einige Weichen, die noch richtig gestellt werden müssen“, schätzt Reichhold den Status quo ein. Beispielhaft nennt er die Begabtenförderung, bei der eine Gleichwertigkeit noch in weiter Ferne sei. Die Bundesregierung will im Haushaltsentwurf für 2020 erneut die akademische Begabtenförderung mit 300 Millionen Euro deutlich besser ausstatten, als die Begabtenförderung in der beruflichen Bildung, die mit 61 Millionen Euro nur ein Fünftel so viel Mittel erhält. Reichhold: „Auch dies ist – vor dem Hintergrund des bereits kostenlosen Studiums – unseren angehenden Meistern nur schwer zu vermitteln.“
Meisterprämie wäre Signal der Landesregierung
Der Kammerpräsident wünscht sich weitere positive Signale in Richtung Handwerk und denkt dabei auch an die Landesregierung. „In fast allen Bundesländern wird eine Meisterprämie gewährt – nur in Baden-Württemberg noch nicht. Dabei wäre eine Prämie in Höhe von 1.500 Euro ein klares Signal, dass es die Landesregierung ernst meint mit der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung und der Anerkennung von Leistungsträgern“, so Reichhold.
Genau 692 Meisterbriefe in 29 verschiedenen Gewerken lagen im Congresscenter bereit. Sie wurden vor den Augen der fast 2.200 Gäste von den Mitgliedern der Prüfungsausschüsse an die Jungmeister überreicht. Das Kfz-Handwerk stellte mit 88 Absolventen das größte Gewerk, die Orthopädietechniker und Orgel- und Harmoniumbauer hatten dieses Jahr jeweils einen Absolventen.
Den Rotary-Förderpreis in Höhe von 3.000 Euro durfte Natalie Altmayer entgegennehmen. Die 24-jährige Maßschneidermeisterin aus Niederstotzingen im Kreis Heidenheim überzeugte die Jury mit ihren Zukunfstplänen für ein eigenes Modeatelier und den weiteren Ausbau ihres Modelabels.
We are the champions – Bestmeister 2019
- Maler- und Lackierermeisterin Ann-Christin Wehlage, 49838 Lengerich
- Installateur- und Heizungsbauermeister Joaquim Pinheiro de Oliveira, 71272 Renningen
- Stuckateurmeister Alexander Neumaier, 73457 Essingen-Lauterburg
- Raumauststattermeister Tom Huber, 90459 Nürnberg
- Landmaschinenmechanikermeister Thomas Blank, 88422 Bad Buchau
- Schilder- und Lichtreklameherstellermeisterin Julia Schaupp, 86567 Hilgertshausen-Tandern
- Maßschneidermeisterin Natalie Altmayer, 89168 Niederstotzingen
- Galvaniseurmeister Timo Mönch, 73527 Schwäbisch Gmünd
- Schreinermeister Benjamin Weinmann, 70794 Filderstadt
- Zahntechnikermeisterin Felicitas Fischer, 72488 Sigmaringen
PM Handwerkskammer Region Stuttgart