„Dass der milliardenschwere Medienkonzern SWMH umfangreichen Personalabbau ohne soziale Mitbestimmung der Betriebsräte betreiben will, ist ein empörender Missbrauch von wirtschaftlichen Sonderrechten, die ursprünglich dazu dienen sollten, die publizistische Vielfalt in Deutschland zu sichern“, so der Leiter des baden-württembergischen ver.di-Landesfachbereichs Medien, Siegfried Heim, über die gestern den betroffenen Betriebsräten eröffneten Details der Sparmaßnahmen im Konzern.
ver.di kritisiert dabei insbesondere, dass rund 50 Beschäftigte abgebaut werden, ohne dass dies vorab mit den Betriebsräten diskutiert wurde, und der Medienkonzern sich zudem weigert mit den Arbeitnehmervertretungen Sozialpläne zu verhandeln.
Heim: „Damit beweist die SWMH, dass ihre Zusicherung einer sozialverträglichen Personalreduzierung kaum etwas wert ist.“
Gegenüber den versammelten Betriebsräten mehrerer Tochterunternehmen wollte die Konzernführung gestern Vormittag Details zu dem letzte Woche angekündigten Abbauprogramm im Zeitungsbereich verkünden. Doch mit Ausnahme der Gemeinschaftsredaktion von „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“, wo konkret 40 bis 45 der 270 Vollzeit-Stellen als Abbau-Ziel genannt wurden, blieb es etwa im Bereich der Medienvermarktung weiterhin im Ungefähren. Klar ist lediglich, dass die Außenredaktionen in Göppingen, Esslingen, Waiblingen und Böblingen geschlossen werden, und die Produktion des allgemeinen Teils der konzerneigenen Regionalzeitungen in Stuttgart mit weniger Personal konzentriert werden soll. Anstelle der zur Schließung anstehenden Lokalredaktionen sollen mit anderen Konzern- und Partnerunternehmen in den vier Städten Gemeinschaftsredaktionen gebildet werden.
„Zusammen mit der ohnehin schon geringen Meinungsvielfalt in den überregionalen Teilen der Konzern-Zeitungen bedeutet dies einen weiteren Verlust publizistischer Vielfalt in Baden-Württemberg“, kritisiert Siegfried Heim diese Pläne.
Dass aber die Betriebsräte erst informiert wurden nachdem die Konzernführung ihre Pläne vorige Woche öffentlich bekannt gegeben hatte, ist ein klarer Verstoß gegen die Gesetze, die eine frühzeitige Beratung und Beteiligung der Betriebsräte vorsehen. Und dass gleichzeitig verkündet wird, den Personalabbau ohne Verhandlungen über einen Sozialplan machen zu wollen, sei „Personalabbau nach Gutsherrenart in einem immer noch hochprofitablen Medienkonzern“, so Heim, der die Konzernführung auffordert, die Sonderrechte des Tendenzschutzes nicht vorzuschieben, um den Verlust von Arbeitsplätzen für die SWMH billig zu machen.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg