In Geislingen schlagen die Wellen hoch, es wird nicht mehr sachlich diskutiert sondern diffamiert. Kann man so die Stadt attraktiver machen? Sie entwickeln? Neue Akzente setzen? Wohl eher nicht – und dabei sind doch schon Fortschritte zu erkennen.
Geislingen ist eine alte Industriestadt. Das ist an sich nichts Schlechtes. Die Industrie sichert Arbeitskräfte und sichert mit ihren Steuern den Wohlstand der Stadt. Leider hat sich die Industrie aus Geislingen zurückgezogen. Neben der WMF gibt es nur noch einige kleine Firma, die der Industrie zuzuordnen sind und die Tage der WMF in Geislingen sind auch gezählt. Es ist abzusehen, dass der Sitz der Firma schon bald nach München verlagert wird und der letzte produktive Arbeitsplatz ins Ausland. Dagegen kann man nicht machen, hier regiert die Macht des schnellen Profits.
Die Bürgermeister und Gemeinderäte haben schon vor vielen Jahren versäumt hier gegenzusteuern. Viele Firmen sind abgewandert und die Ansiedlung neuer zum Teil wegen des Wiederstandes gerade der WMF verhindert. Heute ist Geislingen keine Industriestadt mehr, aber was ist sie dann?
Professor Robert Göötz hält Geislingen für eine Schlafstadt. Aber für wen? Für Menschen die in Stuttgart und Ulm arbeiten? Wohl kaum! Im näheren Umkreis dieser Städte gibt es genügend attraktiver Wohnmöglichkeiten. Da braucht keiner, Regionalexpress oder B10 hin- oder her, nicht täglich nach Geislingen pendeln. Nein, Geislingen ist mehr!
Geislingen kann ein Zentrum des Handwerks, eine überregionale Bedeutung als Tourismusstadtort, eine Einkaufsstadt und ein Zentrum der Freizeitgestaltung werden. Die Bürger haben mit ihren Vorschlägen zum „Mach 5“ die Grundsteine gelegt. Sie müssen jetzt auch die Umsetzung vorantreiben.
Gründerzentrum, Tagungshotel, Werksverkäufe, attraktive FUZO, Freizeitangebote entwickeln und umsetzen. Zum Teil kann hier die Verwaltung tätig werden, zum größeren Teil muss aber auch die Bürgerschaft aktiv werden, so wie bei der Gestaltung des Erlebnispfades Geislinger Steige, zu dessen Eröffnung sogar Ministerpräsident Winfried Kretschmann kam. Hier haben drei Bürger das Heft in die Hand genommen und einfach mal ein Projekt umgesetzt. Vorbildhaft und Nachahmenswert!
Es gibt noch viele solcher Projekte, die Bürger in Eigeninitiative angehen können, sie brauchen nur etwas Mut. Die Stadtverwaltung und vor allem der Gemeinderat sollten sich auch einmal Gedanken machen, wie man Pläne umsetzen kann, denn nur so machen Pläne Sinn. Nur für die Schublade zu planen frustriert.
Das Gründerzentrum muss kommen – und zwar schnell! Für die Studenten und Neubürger muss günstiger Wohnraum geschaffen werden damit die Einwohnerzahl wieder steigt. Industriebrachen müssen, wenn es sein muss auch mit Druck auf die Eigentümer, reaktiviert werden. Hier kann man für kleine Handwerker und Produzenten günstige Räume schaffen. Das Tagungs- und Urlauberhotel (mit mind. 100 Betten zur Unterbringung von Gruppenreisenden) muss, wenn es sein muss, ohne externen Investor z. B. in Form einer neuer Städtischen Gesellschaft oder Bürgergenossenschaft, umgesetzt werden. Für den Tourismus kann man im Karlstollen ein Museum einrichten, kann Mountainbikestrecken ausweisen, kann die Burgruine Helfenstein attraktiver machen. Und beim Campingplatz sollte man sich statt vor Gericht zu streiten, an einen Tisch setzten und den Platz auf einen zeitgemäßen Standard bringen. Und dabei sollen und können Stadt und Pächter zusammenarbeiten. Leerstände in der FUZO sollten mit Zwangssteuern belegt werden, denn die Mieten für zum Teil marode Läden sind viel zu hoch. Und die Stadt muss endlich eine Touristinfo schaffen, die diesen Namen auch verdient. Mit Informationen, attraktiven Dienstleistungen und dem Angebot regionaler Produkte unter einem Dach.
Der Druck für Veränderungen muss jetzt von den Bürgern kommen. Klagen oder Schuldzuweisungen helfen da wenig. Schon bald ist wieder Kommunalwahl, die Zeit vergeht schnell. Die Bürger sollen machen, aber auch fordern und die Politik an ihren Taten messen. Geld darf dabei kein Ausschlusskriterium sein, denn es sind Investitionen in die Zukunft der Stadt und die werden sich auszahlen!
Joachim Abel