Sonntagsgedanken: Wir alle sind daran gewöhnt, dass wir von Werbung überflutet werden.

Wir alle sind daran gewöhnt, dass wir von Werbung überflutet werden. Wenn wir morgens die Zeitung aufschlagen, fallen uns schon die bunten Werbeprospekte entgegen. Im Radio, im Fernsehen werden die Sendungen durch Werbespots unterbrochen.
Seitdem die Gottesdienstbesucherzahlen immer mehr zurückgehen und die Kirchenaustritte zunehmen, ist auch in der Kirche immer häufiger zu hören: „Wir müssen bessere Werbung für uns machen. Wir haben ja schließlich etwas zu bieten.“ Und in der Tat haben wir etwas zu bieten! Jeder Mensch ist von Gott ohne jeglichen Vorbehalt gewollt, bejaht, geliebt.
Trotzdem scheint Jesus ein schlechter Werbefachmann gewesen zu sein. Im Evangelium des heutigen Sonntags sind Sätze von ihm zu hören, die nicht einladend klingen: „Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein. Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.“ (aus Lk 14)
Jesus fordert von allen, die ihm nachfolgen wollen, eine eindeutige Entscheidung für ihn, für seine Person. Keine menschliche Bindung soll enger sein, als die Bindung an ihn.
Jesus weist außerdem darauf hin, dass die Menschen in seiner Nachfolge damit rechnen müssen, dass ihr Leben, ihre eigenen Vorstellungen und Wünsche und auch die Vorstellung von Ruhe und Harmonie im Leben durchkreuzt werden.
Wir müssen bereit sein, unsere eigenen Vorstellungen von dem was ‘Leben’ heißt aufzugeben, um das wahre Leben von Gott zu empfangen.
Und es gibt zwei Dinge, die einander ausschließen: Man kann sein Herz nicht an Besitz hängen und zugleich an ihn. Immer wieder weist Jesus auf die Gefahren des Reichtums hin. Mit Reichtum ist nun nicht das Geld schlechthin gemeint, sondern die Illusion, ich könnte mir durch materielle Dinge eine Sicherheit aufbauen. Sicherheit gibt es aber nur im Vertrauen auf Gott – alles andere hat keinen Bestand.
Ich erschrecke selber darüber, wie eindeutig Jesus Stellung bezieht. Von diesem Anspruch aber nimmt Jesus nichts zurück, um möglichst viele Menschen zu gewinnen. Er lockt nicht mit Sonderangeboten, und doch bietet er uns etwas an, was an Wert nicht zu übertreffen ist: Ein Leben in Freiheit und Liebe!

Pfarrer Hubert Rother, Bad Boll

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