Geruchsgutachten in Türkheim vorgestellt

Woher stammen die unangenehmen Gerüche in Türkheim? Am Dienstag, 21. Mai 2019, wurden die Ergebnisse des Geruchsgutachtens im Gemeinschaftshaus in Türkheim der Bürgerschaft vorgestellt und mit Vertretern der Stadtverwaltung, des Landwirtschaftsamts Göppingen sowie des Regierungspräsidiums Stuttgart diskutiert. Auch eine angedachte Lösung des Problems wurde dabei erläutert.

„In den vergangenen Jahren erreichten uns immer wieder Beschwerden aus der Bevölkerung, dass es in Türkheim übel riecht“, berichtet Geislingens Oberbürgermeister Frank Dehmer. „Diesen Eindrücken wollten wir nachgehen. Klar war jedoch auch, dass solche Beschwerden subjektiv sind und wir eine objektive Analyse brauchen, um dem Problem auf den Grund zu gehen und die Weichen zu stellen, um etwas dagegen zu unternehmen.“

Der Zweckverband Gewerbepark Schwäbische Alb gab daraufhin ein unabhängiges Gutachten beim Unternehmen iMA Richter & Röckle GmbH & Co. KG in Auftrag. „Von Januar bis Juli vergangenen Jahres waren geschulte Personen in Türkheim im Einsatz, um sämtliche Gerüche zu erfassen und zu dokumentieren“, erklärt Stephan Fischer von iMA. „Konzentriert haben wir uns dabei auf den westlichen Bereich Türkheims, wo überwiegend über schlechte Luft geklagt wurde. Außerdem gab es einen Messpunkt im Gewerbegebiet und einen direkt nördlich an der Biogasanlage an der Aufhauser Straße in der Nähe vom Tierschutzverein Geislingen“, sagt Fischer.

Die Experten unternahmen eine Vielzahl von Messungen an vorher festgelegten Orten, die gleichmäßig über die Jahreszeiten, Wochentage und Tages- sowie Nachtzeiten verteilt waren. Erfasst wurden bei dieser sogenannten Immissionsrasterbegehung jeweils Datum, Uhrzeit, Messort, Windverhältnisse und die Gerüche, die an die Nasen der Experten herangetragen wurden. Eine eigens dafür eingerichtete Windmessstation am Ortsrand von Türkheim Richtung Aufhausen zeichnete zusätzlich die Windrichtung auf.

Jetzt ist das Gutachten fertig und liefert vor allem diese drei wichtigen Erkenntnisse:

  1. „In der Ortslage von Türkheim gibt es noch viele landwirtschaftliche Betriebe. Da riecht es schon mal nach Schwein und Rind und das darf es auch“, sagt Dr. Ralf Over vom Landwirtschaftsamt Göppingen. „Die Ergebnisse des Geruchsgutachtens liegen im ortsüblichen Bereich für ein Dorfgebiet“.
  2. Die Aufbereitungsanlage der EnBW im Gewerbepark, die das von der daneben befindlichen Biogas-Anlage erzeugte Biogas zu Bio-Erdgas veredelt, riecht man nicht in Türkheim. „Der Geruch ist sehr auffällig“, sagt Stephan Fischer von der iMA. „Es riecht nach Limone, in etwa so wie Spülmittel.“
  3. „Was die Türkheimer riechen und was sie stört, sind die Gerüche, die aus den Gärrest-Behältern der Biogas-Anlage im Gewebepark austreten“, sagt Fischer. „Das ist ein erdiger, schwerer und leicht modriger Geruch.“ Im Ort selbst liegt die Geruchshäufigkeit bei null bis vier Prozent bezogen auf die Stunden eines Jahres. „Das ist relativ gering, sagt jedoch nichts über die Qualität des Geruchs aus, sprich wie intensiv oder unangenehm es riecht“, erläutert Stephan Fischer. Im Gewerbegebiet wurde die zulässige Prozentzahl überschritten (25 Prozent, wo es maximal 15 bis 20 Prozent sein dürften).

Die zuständige Aufsichtsbehörde für die Biogas-Anlage ist nicht die Stadtverwaltung Geislingen sondern das Regierungspräsidium Stuttgart. „Wir haben dem Betreiber der Anlage die Ergebnisse der Rasterbegehung übersandt und ihm mitgeteilt, dass hier Maßnahmen erforderlich sind“, sagt Theo Bader vom Regierungspräsidium. „Der Betreiber hat dem Regierungspräsidium daraufhin ausdrücklich bestätigt, dass auch er Handlungsbedarf sieht.“

Geplant ist, dass die bislang offenen Gärrest-Behälter mit PVC-Planen abgedeckt werden und die Abluft abgesaugt sowie gereinigt wird. „Eine ebenso geeignete und schneller umsetzbare Lösung kennen wir nicht“, sagt Ulrike Ufschlag vom Regierungspräsidium. „Die Maßnahme wird zu einer deutlichen Geruchsminderung im Gewerbegebiet und damit auch in Türkheim führen.“ Wann die Maßnahme umgesetzt wird, ist noch nicht bekannt. „Der Anlagenbetreiber hat aber bereits ein Ingenieurbüro mit der Planung beauftragt“, sagt Ulrike Ufschlag.

„Ich will hier für unsere Bürgerschaft sprechen, dass es uns wichtig ist, dass das Regierungspräsidium mit Nachdruck dranbleibt und einen Zeithorizont absteckt“, betont Geislingens Oberbürgermeister Frank Dehmer. „Uns ist es wichtig, dass sich etwas tut und sich die Lage für die Bürgerinnen und Bürger deutlich verbessert.“

Wie die Stadtverwaltung nach der Vorstellung des Geruchsgutachtens aus der Geislinger Zeitung erfahren hat, erwägt der Betreiber der Biogas-Anlage noch eigene Messungen durchzuführen, weil solch eine geruchsdichte Abdeckung eine große Investition ist. „Das wollen wir nicht durchgehen lassen und haben uns bereits ans Regierungspräsidium gewandt“, sagt Frank Dehmer.

 

PM Stadt Geislingen an der Steige

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