Auf dem Stellplatz-Gipfel der CMT geben Experten wertvolle Tipps für Bau, Gestaltung und Betrieb von Reisemobil-Stellplätzen
Die Caravaning-Branche boomt, immer mehr Menschen verbringen den Urlaub in ihrem rollenden Eigenheim. Zwischen Januar und November 2018 wurden laut Caravaning Industrie Verband in Deutschland über 69.000 Freizeitfahrzeuge neu zugelassen: 23.693 Wohnwagen (plus 7,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) und 45.397 Reisemobile (plus 15,6 Prozent).
Damit wächst auch der Bedarf an Stellplätzen für Reisemobile und Wohnwagen, wenn die Reisenden mit ihren Fahrzeugen Städtetrips unternehmen oder die Plätze auf der Durchreise für ein oder zwei Übernachtungen nutzen wollen. Im Umkehrschluss entsteht für Städte und Gemeinden ein zusätzlicher Tourismusbaustein.
Seit vier Jahren bringt die CMT, die weltweit größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit, Caravaner und Touristiker, Campingplatzbesitzer und politisch Verantwortliche beim sogenannten Stellplatz-Gipfel zusammen. Experten geben wertvolle Tipps für Bau, Gestaltung und Betrieb von Reisemobil-Stellplätzen, präsentieren Praxisbeispiele und liefern aktuelle Marktdaten. Ergänzt wird das Angebot um eine begleitende Ausstellung: Hersteller und Dienstleister zeigen alles, was es für einen modernen Stellplatz braucht – von der Abwasserentsorgung über Kassensysteme bis hin zu Sanitäreinrichtungen.
Der Stellplatz-Gipfel findet am Montag, 14. Januar 2019, 15 Uhr, im Kongress West des Stuttgarter Messegeländes statt.
„Kommunen verpassen Tourismus-Trend“
Dirk Dunkelberg, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Tourismusverbands (DTV), stellt auf dem Stellplatz-Gipfel die neue DTV-Planungshilfe zum Stellplatzbau vor. Im Vorfeld der Veranstaltung hat er bereits einige drängende Fragen rund um das Thema „Stellplatz“ beantwortet.
Herr Dunkelberg, Caravaning in Deutschland boomt, die Zahl der Wohnmobile auf den Straßen steigt, verfügbare Stellplätze sind aber eher rar. Verpassen die Kommunen einen Trend, den sie für sich als Tourismusdestination nutzen könnten?
Dirk Dunkelberg: Kommunen verpassen in der Tat einen Aufwärtstrend im Deutschland-Tourismus, der sich in den vergangenen Jahren abzeichnet. So wie wir seinerzeit den boomenden und regelrecht explodierenden Markt der Fernbusse beobachten konnten, so nimmt der Caravaningmarkt mit enormen Verkaufszahlen insbesondere bei den Reisemobilen eine stetige Aufwärtsentwicklung. Mit der steigenden Anzahl der Motorcaravans steigt auch die Nachfrage nach entsprechender und adäquater Infrastruktur. Auch wenn bundesweit über 3600 Stellplätze bereit stehen, so zeichnen sich doch in touristischen Hotspots zur Hauptreisezeit Engpässe ab. Über eine halbe Million Reisemobile, im Inland zugelassen, verlangen geradezu nach ausreichender Stellplatzinfrastruktur. Hinzu kommen natürlich noch Reisemobilsten aus den Nachbarländern.
Caravaning sei ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor, ist immer wieder zu hören. Was bleibt im Vergleich zu anderen Tourismusformen tatsächlich hängen in den Städten und Gemeinden, wenn Caravaner sie ansteuern? Immerhin scheinen ja viele unter ihnen Stellplätze nur zum Übernachten nutzen zu wollen…
Dunkelberg: Das stimmt so nicht. Reisemobilisten nutzen nicht nur die Stellplätze zum Übernachten, sie nutzen vielmehr die touristische Infrastruktur und Angebotsvielfalt drum herum. Sie gehen shoppen, nutzen die Gastronomieangebote und sind auch kulturell vielfach sehr interessiert. Reisemobilisten geben 50,50 Euro pro Person und Tag in den jeweiligen Zielgebieten aus. Insgesamt generieren Reisemobilsten außerhalb von Campingplätzen bei ihren Übernachtungen 1,33 Milliarden Euro Umsatz. Dieses sind nachgewiesene Kennziffern einer aktuellen Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität München von Januar 2018.
Lässt sich für Gemeinden mit der Bereitstellung von kostenpflichtigen Stellplätzen möglicherweise ein Geschäftsmodell entwickeln, eventuell auch mit weiteren Zahlangeboten?
Dunkelberg: Kostenpflichtige Reisemobilstellplätze rechnen sich für Kommunen ab einer bestimmten Größenordnung und einer entsprechenden Auslastung pro Standplatz. In attraktiven Destinationen kommen Stellplätze im Ganzjahresbetrieb teilweise auf eine Auslastung von bis zu 60 Prozent. Eine aktuelle Planungshilfe für Reisemobilstellplätze des Deutschen Tourismusverbandes, dem Dachverband der Tourismusorganisationen in den Ländern, Regionen und Kommunen, hält Wirtschaftlichkeits- und Rentabilitätsberechnungen vor.
Was erwartet der Reisemobilist als Stellplatzinfrastruktur? Was müssen die Plätze selbst bieten, welches Drumherum ist gewünscht?
Dunkelberg: Es reicht nicht mehr aus, nur noch reine Stellflächen ohne Ausstattungsmerkmale als Reisemobilstellplätze auszuweisen. Versorgungs- und Entsorgungsanlagen sind mittlerweile geläufig auf den modernen Stellplätzen und werden von den Reisemobilsten gerne angenommen und genutzt, bis hin zu Sanitäreinrichtungen.
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