Sonntagsgedanken: Wohnung Gottes – Gottes Wohnung?

In Erinnerung an das historische Ereignis des Baues und der Segnung eines Kirchengebäudes ist der morgige Sonntag ein Tag mit langer Tradition: das Kirchweihfest. Es wird in ganz unterschiedlichen Formen und Ausprägungen begangen.

Die vielen Kirchengebäude, ebenso wie Gebetsstätten anderer Religionen (Moscheen, Tempel, Synagogen) prägen das Erscheinungsbild unserer Städte und Ortschaften. Sie stellen Zeichen, Hinweise dar, die nicht selten allein wegen ihrer Schönheit und der Harmonie der Formen und Farben die Blicke der Menschen auf sich richten. Oft sind sie an einem markanten Ort der Gemeinde oder der Stadt erbaut. Wir Menschen brauchen Orte, wo wir intensiver spüren: Gott ist da. Denken sie an die Türschwelle vom Kircheneingang: draußen die Welt, der Alltag, hier herinnen Haus Gottes. König Salomon spricht in 1 Kön 8,22ff – ein Weihegebet über den Tempel. Am Anfang steht das Staunen, dass der unfassbare Gott hier wohnen will. Tatsächlich ist der Tempel nicht die Wohnung Gottes. Die ist der Himmel. Der Tempel ist der Ort, wo „sein Name“ wohnt, der Ort, wo man ihn anrufen kann, ihm begegnen darf. Alle Menschen, auch die Fremden, die nicht zum Volke Gottes gehören, sollen hier Gott ansprechen können. Wie wichtig, dass das Haus Gottes zugänglich ist, nicht verschlossen ist. So ein besonderer Ort für Gottes Gegenwart ist nicht nur ein Wunschgedanke von uns Menschen heute. Wir alle wissen, unsere Kirchen sind von Menschen Geist und Hand erbaut.  Menschen haben ihre ganz Kraft und ihr Können eingesetzt, um ihren Kirchen eine besondere Schönheit zu geben: Romanik, Gotik, Renaissance, Barock, Moderne: das Beste der Zeit soll es sein. Erleben von etwas Besonderem im Alltag.

Nicht nur der Steinbau macht eine Kirche zur Kirche. Der Mensch – die Menschen – beseelen eine Kirche, geben ihr ihre Seele. Für uns Christen ist die Kirche noch mehr als der Ort, wo sein Name wohnt und wir Ihn sprechen dürfen. Gott wird hier konkret in Jesus Christus, seinem Sohn, den Gott unter uns wohnen lässt. Ewiges Licht, Symbol für ihn und seine Gegenwart. Kirche ist aber nicht nur der Steinbau. Kirche, das ist die Gemeinschaft des Volkes Gottes, die Gemeinde. Sie legt lebendiges Zeugnis für Gott ab. Hier versuchen Menschen in Frieden zusammen zu leben. Freuen wir uns über diese sichtbaren Zeichen unseres Glaubens und lassen sie sich inspirieren.

 

Diakon Uwe Bähr, Bruder Klaus Jebenhausen

 

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