Sonntagsgedanken: Herzlichen Glückwunsch!

In meinem Kalender steht er drin: Der Geburtstag der alten Dame. Dieses Jahr werde ich ihr eine Karte schreiben. Wir kennen uns schon lange und sind vertraut miteinander, aber manchmal, nun ja, da sind wir auch verschiedener Meinung.

Also meine Liebe, alles Gute zum Geburtstag und Gottes Segen, den kannst Du sicher gebrauchen. Ich wünsche Dir ein schönes, bewegendes Geburtstagsfest. Ob Du viele Gäste hast? Ich wünsche es Dir, denn es ist ja immer schön, miteinander zu feiern und bei dir zu Gast zu sein. Viele sind verreist, die Schulferien beginnen, ich weiß, aber manche werden schon kommen. Für einige ist das eine wichtige Tradition, anderen ist es leider fremd geworden.

Gibt es etwas, was Du Dir wünschst? In Deinem Alter wünscht man sich ja eher keine Geschenke für sich, sondern eher etwas, womit man anderen eine Freude machen kann. Da bist Du immer sehr großzügig! Wie viele Initiativen und Projekte leben von den Spenden, die Du weitergibst. Das finde ich ziemlich gut!

Aber vielleicht wünschst Du Dir ja eine bessere Gesundheit? Wenn man auf so viele Jahre zurückblicken kann, dann sind Abnutzungserscheinungen normal, manches ist sicher auch reparaturbedürftig. Das braucht Kraft und kostet Geld, aber ich bitte Dich, lass Dich nicht hängen! In einem ungepflegten Zustand wirst Du die Leute eher abschrecken als für Dich gewinnen. Vernachlässige Dein Aussehen nicht, trenn Dich lieber von Besitz, den Du nicht mehr brauchst!

Apropos Mitarbeiter*innen: Du hast ja eine Menge Leute, die bei dir arbeiten. Von denen, die ich kenne, sind die meisten hochmotiviert. Ihnen ist es ein Anliegen, etwas von ihrer christlichen Überzeugung weiterzugeben und sie zu leben. Natürlich, als Arbeitgeberin kannst du nicht alle Bedürfnisse befriedigen, aber bitte gehe sorgsam mit Entscheidungen um: Beteilige Deine Leute, befrage sie nach ihren Ideen und erliege nicht der Versuchung, alles von oben zu entscheiden, weil Du meinst, es am besten zu wissen.

Vielleicht ist Dein Geburtstag ja auch eine gute Gelegenheit, daran zu erinnern, wie das war, als du noch ganz jung warst. Ich erinnere mich an den Traum, den Du hattest: Alle, die auf Christus vertrauen, bleiben zusammen und teilen miteinander, was sie haben, so dass keiner Not leiden muss. Träumst Du immer noch davon, dass das endlich wahr werden soll?

Einen Wunsch für Dich habe ich zum Schluss noch: Es wäre so schön, wenn alle, die zu Dir kommen, nicht denken, dass sie jetzt etwas „müssen“: Still sein, sich richtig benehmen, sich schlecht fühlen, weil sie an ihre Sünden erinnert werden. Viel schöner wäre, sie würden kommen und glauben, dass sie jetzt etwas „dürfen“: Etwas erleben, was ihr Herz und ihre Gedanken stärkt, fröhlich und entspannt sein, sich einbringen, so wie sie sind.

Meine liebe Kirche, ich hoffe, Du hast noch ein langes Leben vor Dir. Ohne Dich würde mir nämlich viel fehlen.

Deine A. Comtesse

 

Annett Bräunlich- Comtesse, Pfarrerin

Pfarramt Süd – Stadtkirchengemeinde Oberhofen, Göppingen

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