Als mir mein Kind nach der Geburt in den Arm gelegt wurde, überwältigte mich eine nie erahnte Gefühlswelt. Wenn ich an die Entwicklung meiner Kinder denke, dann erahne ich, was auch Glaube sein kann.
Wie Kinder wird der Glaube am Anfang unseres Christseins von Eltern und Gläubigen genährt und geprägt. Wie unsere Kinder muss der Glaube selbstständig werden. Eltern und Gemeinde müssen loslassen lernen und ertragen.
Gepflegt, genährt oder vernachlässigt finden wir unseren eigenen Weg in Glauben oder Unglauben. Dabei darf es keine Angst vor Höllenqualen und ewiger Verdammnis geben. Glauben bleibt Geschenk, den ich dankbar annehmen darf. Glaube ist ein Grund, auf dem Leben, Tod, Freud und Leid den Ort findet, an dem mein Leben bestehen kann.
Weihnachten erinnert uns jährlich neu daran, dass unser Leben und Glaube sich in Freiheit entwickeln muss. Weihnachten ist immer wieder der Beginn unseres Glaubensweges, der zu einer befreiten Gottesbeziehung führen soll. Befreit durch die Zusage Gottes am Kreuz und in der Auferstehung. An Weihnachten machen wir uns auf den Weg zur Gemeinschaft der Menschen, die mit Gott in Beziehung stehen. Menschen, die Glaube als Organisation, Kult und Gegensatz überwinden. Menschen, die im Glauben ihre Begrenztheit überwinden und Leben in Fülle finden. Fülle, die furchtlos werden lässt und Kraft gibt für Freiheit, Gerechtigkeit und gegen Missstände einzutreten.
Weihnachten als Beginn meines Glaubensweges, der zu einem befreiten Leben in Erlösung führt.
Thomas Weber
Dekanatsreferent
Dekanat Göppingen-Geislingen