Nachbetrachtungen zu Ostern 2015

„Weihnachten ist das Fest für Jedermann, Ostern dagegen nur etwas für Eingeweihte“, so die landläufige Meinung. Zum besseren Verständnis erläutert Dekanatsgeschäftsführer Felix  Müller: „Mit dem Palmsonntag begann die Karwoche oder Heilige Woche, in der die Kirche des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu gedenkt. Die Heilige Woche erreicht ihren Höhepunkt mit der Feier der Osternacht, die zugleich Hauptfeier des ganzen Kirchenjahres ist“.

Die Zusage von Ostern an die Gläubigen deutet Dekanatsreferent Felix Müller so: „Zum Leben gehören schmerzliche, leidvolle und auch scheinbar „sinnlose“ Erlebnisse. Diese existenzielle Erfahrung, die Klein und Groß immer wieder machen, feiern wir an Ostern: Unser Leben kann phasenweise auch misslingen, es gibt Brüche und Krisen. Das lässt sich nicht vermeiden. Aber es gibt einen Gott, der uns in der Krise begleitet, der mitgeht selbst bis in den Tod. Denn er ist stärker als der Tod – diese Botschaft hat Jesus Christus mit seinem Sterben und Auferstehen zu seinen Jüngern damals und an uns heute leibhaftig bezeugt“.

„ Der christliche Glaube an die Auferweckung Jesu ist der Weckruf zum Widerstand gegen Lebensverneinung und Tod. Wo Leben behindert, zerstört oder verachtet wird, sind Christen aufgerufen, sich einzusetzen für den Schutz des Lebens, für die Sicherung der Lebensqualität und für die Lebensentfaltung, damit Menschen frei atmen, aufrecht gehen und ihr Leben selbstständig bestimmen können“.
Diese Sichtweise hat auch Dekan Martin Ehrler, Geislingen, in seiner Osterpredigt bestätigt: „ Der österliche Glaube an den auferstandenen Jesus Christus und an den befreienden Gott des Lebens bleibt aber ein Lippenbekenntnis, wenn er uns nicht dazu führt, entschieden und eindeutig für ein Leben der Menschen in Freiheit und Würde einzutreten. Aufstehen für das Leben: das ist der Anspruch der Osterbotschaft an unsere Verantwortung als Christen. Geglücktes Leben ist nicht teilbar. Es bleibt unvollständig, wenn Menschen wegen einer Behinderung keine Teilhabe daran geschenkt oder ihnen dieses Leben von vorneherein verweigert wird. Es bleibt unehrlich, wenn es nicht auch für diejenigen  Platz hat, deren Chancen durch soziale Benachteiligung eingeschränkt sind, und wenn es denen die Achtung vor ihrer Menschenwürde verweigert, die psychisch oder dementiell erkrankt sind. Die Ernsthaftigkeit des Osterglaubens erweist sich im Ringen um eine Gesellschaft, in denen nicht die Maßstäbe der Ökonomie, sondern diejenigen der Humanität an erster Stelle stehen“.

An den auferstandenen Jesus Christus und an den befreienden Gott des Lebens zu glauben, heißt für die Kirche, immer wieder mutig den Aufbruch in die Zukunft zu wagen und darauf zu vertrauen, dass uns in der stets offenen und unverfügbaren Zukunft der kommende Gott begegnen will. Suchen wir die Zukunft nicht in der Vergangenheit und nicht den Lebenden bei den Toten. Beschränken wir das Befreiende des Aufbruchs auch nicht darauf, anstatt alter Strukturen neue Strukturen zu etablieren. Der Weg des Dialogs und der Erneuerung, um den wir ringen, muss zuerst und zuletzt von dem Ziel geleitet sein, dass unsere Kirche „Zeichen des Heils“ für die Menschen sein kann – glaubwürdige Botschafterin für ein befreites, geglücktes, sinnerfülltes Leben. Nicht aus eigener Machtvollkommenheit vermögen wir dies, sondern in der Kraft des Glaubens an den auferstandenen Jesus Christus und an den Gott, der die Macht hat, den Tod in Leben aufzubrechen.

PM

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