Ganz vertraut sind sie, die Worte der Weihnachtsgeschichte. Und doch gibt es immer wieder Neues in ihnen zu entdecken. Oft gehört – und doch wieder neu und aktuell.
In diesem Jahr sprechen mich Worte aus der Szene mit den Hirten auf dem Feld an. Als denen mitten in der Nacht ein Engel Gottes erscheint, bekommen sie Angst. Und deshalb sagt dieser Engel zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren“ (Lukas 2, 10f).
Fürchtet euch nicht! Das sind Worte, die wir dringend nötig haben. In einer Welt, die tatsächlich zum Fürchten ist.
Lange konnten wir uns der Illusion hingeben, dass Bürgerkrieg und Terror, Völkermord und Attentate irgendwo anders geschehen. In Syrien, Afghanistan und vielleicht noch in der Türkei. Bei uns hingegen schien doch alles sicher zu sein!
Am Montagabend hat sich dieses trügerische Gefühl der Sicherheit ganz schnell aufgelöst. Mit dem mörderischen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin wurde deutlich, dass es keine Sicherheit gibt. Dass nichts hilft gegen Fanatiker, denen nichts heilig ist – weder das Leben ihrer Mitmenschen noch die Werte irgendeiner Religion.
Doch sind wir schlecht beraten, angesichts des Schreckens nun in Furcht und Angst zu verfallen. Damit hätten die Mörder und Terroristen genau das erreicht, was sie wollten. Gerade wenn wir wissen, wie zerbrechlich unser Leben und unsere ganze Welt ist, brauchen wir etwas, an das wir uns halten können: Den Hirten auf dem Feld wird die Geburt Jesu angekündigt, das Kommen des „Heilandes“, dessen, der „Heil“ und Rettung bringt. Ein Kind, dessen erstes Bettchen eine Futterkrippe ist. Ein Kind, das später von Liebe und Vergebung, von Hingabe und bedingungsloser Annahme sprechen wird. Ein Kind, das als Botschafter von Gottes Liebe in diese Welt gekommen ist.
Deshalb sind jetzt Mut und Gelassenheit gefragt. Die Mächte von Angst und Hass dürfen nicht die Oberhand gewinnen. Die Weihnachtsbotschaft ermutigt dazu, sich nicht zu fürchten und der Botschaft der Liebe zu trauen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gesegnete und friedliche Weihnachten!
Dekan Rolf Ulmer, Göppingen