Für viele Schüler endet in diesem Monat die Schule. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Vielleicht erinnern sie sich noch an diese Zeit. Manche sehnten sich nach diesem Augenblick. Endlich keine Schule mehr, sich nicht mehr von anderen bestimmen lassen. Jahrzehnte später vielleicht nochmals eine ähnliche Erfahrung. Rente. Lange ersehnt: Freude, Zufriedenheit, Glück. Doch dann, das unangenehme Gefühl der Orientierungslosigkeit. Ein Betroffener formulierte es so: „Mein Weg war festgelegt, doch dann fühlte ich mich so, wie wenn das Navigationssystem abgeschaltet wurde, ich musste mich selbst lotsen. Das war beängstigend“.
Immer dann, wenn die vorgegebene Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu Ende geht, muss man selbst aktiv werden, muss neue Zugehörigkeiten schaffen. Der Schüler muss selbst schauen, wie er „ankommt“, in der Ausbildung, im Beruf. Der Rentner muss Orte und Aufgaben finden, in denen er gebraucht wird.
Solche Übergänge sind von Krisen begleitet. Sie fordern Entscheidungen. Hinter all diesen Schwierigkeiten und Risiken können aber auch Chancen entdeckt werden. Sich selbst lotsen, neu Ziele formulieren, Wege finden. Das ist die eigentliche Herausforderung. Für mich stellen sich in dieser Situation zwei Fragen: 1. Gibt es in mir eine Neigung, Sehnsucht, Lust und Freude? 2. Wo werde ich gebraucht, wo bin ich nötig, gibt es etwas das mich anzieht, herausfordert, anspricht?
Nicht nur einmal wird Jesus angesprochen: Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen, was muss ich tun, um in den Himmel zu kommen. Heute könnte man fragen: Was muss ich tun um glücklich zu werden?
Lieben!
Liebe ist die Jahrtausende alte Antwort auf den Schrei nach Verbundenheit und Sinn. Liebe ist unser innerstes Wesen. Liebe ist das Navigationssystem, welches uns zu uns selbst führt. Gleichzeitig führt Liebe uns aufeinander zu, lässt uns füreinander da sein. Durch die Liebe finden wir unseren Ort, erfahren unsere Zugehörigkeit zum Ganzen.
In den Ferien haben wir Zeit dazu dieses Navi zu testen. Probieren wir ´s.
Josef Priel
Westerheim