Sonntagsgedanken zur Faschingszeit: Humor in der Kirche

Wir sind mitten in der Faschingszeit, diese „fünfte Jahreszeit“ strebt ihrem Höhepunkt zu. Dieses Jahr ist sie kurz: schon am 10. Februar, Aschermittwoch, ist „alles vorüber“. Das liegt daran, dass fast alle Feste ihren Termin von Ostern her berechnen und Ostern dieses Jahr sehr früh ist (am 27. März). Die Auferstehung Jesu Christi vom Tode ist eben der Dreh- und Angelpunkt unseres Glaubens und das bestimmende Ereignis des Jahres: ob man das weiß oder nicht, ob man daran glaubt oder nicht.

Fasching, Fasnet, Karneval ist ursprünglich eine katholische Angelegenheit. Doch wird auch dort die närrische Zeit dadurch begrenzt, dass danach die ernste Fastenzeit kommt. Ist der Glaube also doch eigentlich eine ernste Sache, im Protestantismus sowieso? Nicht von ungefähr gibt es bis heute die Redewendung vom „Heidenspaß“… Die Begründung: Christus habe nicht gelacht, und daher soll ein Christ auch nicht lachen! Ähnliche Sprüche gibt es seit Anfang der Christenheit: Solange wir im Tal der Tränen leben, gibt es nichts zu lachen, sagt der Kirchenvater Hieronymus. Im Mittelalter hatten fanatische Mönche große Probleme mit einem Buch des damals hochgeschätzten Philosophen Aristoteles über das Lachen. Buch und Film „Der Name der Rose“ zeigen ihren Versuch, dieses Buch des Aristoteles zu vernichten, zur Not auch um den Preis, sich selbst dabei mit in den Tod zu reißen.

Man liest die Bibel ja nie objektiv, sondern immer durch eine bestimmte Brille: versuchen Sie es doch mal mit der Annahme, dass da und dort Humor und ein Augenzwinkern aufblitzen könnte! Wenn (nur ein Beispiel) der Prophet Jona, der vor Gottes Willen übers Meer flüchten wollte, nach drei Tagen tropfnass, von einem Fisch ausgespuckt, wieder am Ausgangspunkt sitzt.

Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber nannte den Humor den „Milchbruder des Glaubens“: „Wenn ein Mensch nur Glauben hat, steht er in Gefahr bigott zu werden. Hat er nur Humor, läuft er Gefahr, zynisch zu werden. Besitzt er aber Glaube und Humor, dann findet er das richtige Gleichgewicht, mit dem er das Leben bestehen kann.“ Solche Bigotterie erleben wir erschreckend bei den Verbrechern des „Islamischen Staates“, bei denen Gesang und Tanz und alles, was nach Vergnügen aussieht, strengstens verboten ist.

Seit einigen Jahren scheint sogar in der evangelischen Kirche zunehmend „es darf gelacht werden“ um sich zu greifen. Entgegen dem Sinkflug, in dem wir uns befinden, hat das Kirchenkabarett Wachstumsraten ( bei uns „Pfaffenpfeffer“)! Gut so! Außer der, medizinisch erwiesenen, Tatsache, dass Lachen gesund ist – der tiefste Grund für ein christliches Lachen ist der Glaube, dass wir erlöst sind: „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. Gott nahm in seine Hände meine Zeit.“ (Hanns Dieter Hüsch). Befreit durch den Sieg Gottes über Welt, Sünde, Teufel und Tod. Deshalb ist Ostern zu Recht der Chef des Kalenders. Ich wünsche Ihnen viel Freude auf Ihrem Weg zum Osterlachen!

Pfarrer i.R. Klaus Steiner-Hilsenbeck, Bad Boll

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