Wilhelma investiert erneut über 1 Million Euro in den Artenschutz: Artenschutz in aller Welt – mit Mitteln aus Stuttgart

Die Wilhelma hat 2025 im dritten Jahr in Folge über 1 Million Euro in den Artenschutz in aller Welt investiert. Dabei wurden mehr als 40 Projekte unterstützt, die den Erhalt bedrohter Tier- und Pflanzenarten und ihrer Lebensräume vorantreiben. Mit Erfolg:

Die in Ecuador vorkommende Magnolia dixonii, eine der seltensten Magnolienarten der Welt, ist dank der Wilhelma und ihres Fördervereins auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN nicht mehr als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Grund ist die schon seit 2022 andauernde Unterstützung der Organisation Jocotoco, welche gezielte Maßnahmen betreibt, um seltene Magnolien zu vermehren und in den Regenwäldern der ecuadorianischen Pazifikküste wiederanzusiedeln. Zusammen mit Jocotoco engagiert sich die Wilhelma auch in anderen Regionen Ecuadors: So wurde gerade erst ein Betrag von 165.000 Euro zugesagt, um das Tapichalaca-Reservat am Osthang der Anden um 165 Hektar zu erweitern. Auf diese Weise wird der Lebensraum sowohl von Großtieren wie Brillenbären und Jaguaren als auch von mindestens 168 Orchideen- und 354 Vogelarten nachhaltig geschützt.

In Ecuador arbeitet die Wilhelma außerdem mit der Jambatu Foundation zusammen, indem sie finanzielle Hilfe für die Wiederansiedlung einer vor Ort als „Wampukrum“ bekannten Art aus der Gattung der Harlekinfrösche (Atelopus) leistet. Die Zerstörung ihres Lebensraums und die Ausbreitung eines für die Tiere tödlichen Pilzes hatten in der Provinz Morona Santiago zur lokalen Ausrottung der Art geführt. Die Jambatu Foundation hat darum schon vor Jahren begonnen, eine eigene Zuchtpopulation aufzubauen. Auf dieser Basis konnten seit August 2025 insgesamt 15 adulte Exemplare, 800 Jungtiere und 500 Kaulquappen in geeigneten Habitaten freigelassen werden.

Eine weitere Erfolgsgeschichte aus Südamerika konnte der brasilianische Kooperationspartner ICAS („Instituto de Conservação de Animais Silvestres“) vermelden: Ende Oktober 2025 wurde im Gebiet des Pantanals, dem größten Binnenlandfeuchtgebiet der Welt, erstmals ein Tunnel eröffnet, welcher vor allem Großen Ameisenbären, aber auch Tapiren und Capybaras dabei hilft, eine gefährliche Autobahn sicher zu unterqueren. Dieser Schritt zu mehr Verkehrssicherheit für Mensch und Tier erfolgte im Rahmen des Projekts „Anteaters and Highways“, für das sich die Wilhelma und ihr Förderverein bereits seit mehreren Jahren einsetzen.

In der Wilhelma ist Artenschutz integraler Bestandteil der Unternehmenskultur. Es war darum Ehrensache, dass das Team der Wilhelma am 18. September 2025 zugunsten der Black Mambas, einer rein weiblichen Ranger-Gruppe in Südafrika, an der „Wildlife Ranger Challenge“ teilnahm. Die Aufgabe für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestand darin, möglichst viele Liegestützen zu absolvieren. Jede einzelne davon wurde von einem Sponsoren mit zwei Euro belohnt. Innerhalb von zwei Stunden kamen 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wilhelma auf 2.800 Liegestützen. Die so generierten 5.600 Euro wurden vom Veranstalter der Challenge in Südafrika verdoppelt und werden nun für die Prävention von Wilderei im Gebiet des Greater Kruger National Parks verwendet.

Für den Zoologisch-Botanischen Garten bedeutet Artenschutz eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Stefanie Reska, Leiterin der Stabsstelle für Artenschutz in der Wilhelma, betont: „Im internationalen Artenschutz können wir alle voneinander lernen. Darum ist Vernetzung so wichtig. Umso größer war bei uns die Freude, dass wir dieses Jahr gleich vier Vertreterinnen und Vertreter einiger der von uns unterstützten Projekte hier in Stuttgart begrüßen durften.“ 2025 gab es zweimal Besuch aus Brasilien: Vanessa Kanaan vom Instituto Fauna Brasil teilte im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wilhelma ihre Erfahrungen bei der Auswilderung von Taubenhalsamazonen und Braunen Brüllaffen. Arnaud Desbiez von ICAS stellte die von ihm initiierten Schutzprojekte für Große Ameisenbären und Riesengürteltiere vor. Außerdem berichtete die für die Charles Darwin Foundation tätige Botanikerin Heinke Jäger über den Kampf gegen invasive Pflanzenarten auf den Galapagos-Inseln. Michael Köck vom Plan G präsentierte zudem den Besucherinnern und Besuchern der Wilhelma am alljährlichen Artenschutztag, wie in Mexiko gleich mehrere Arten von Hochlandkärpflingen, die in der Natur zeitweise komplett verschwunden waren, in wiederhergestellten Lebensräumen wiederangesiedelt wurden.

Auch Besuche bei Artenschutzpartnern vor Ort standen auf dem Programm. Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin berichtet: „Gleich zu Beginn des Jahres 2025 ging unsere Reise nach Indonesien in die Heimat des Sumatranashorns. Man geht davon aus, dass nur noch 40 von ihnen existieren. Als strategischer Partner der International Rhino Foundation (IRF) haben wir seit 2019 über 200.000 Euro in das von der indonesischen Nichtregierungsorganisation YABI betriebene Sumatran Rhino Sanctuary investiert. Fünf Nashornkälber wurden hier bereits geboren. Es war einfach bewegend, auf Sumatra mit eigenen Augen zu sehen, wie die von uns aufgebrachten Mittel dabei helfen, eine ganze Art vor dem Aussterben zu bewahren. Im Oktober hatte ich außerdem die Gelegenheit, nach Brasilien zu reisen. Auf dem Programm standen die beiden von uns unterstützten Projekte des Instituto Fauna Brasil im Araucárias-Nationalpark und auf der Insel Santa Catarina. Es war ein besonderes Erlebnis, die mit unserer Hilfe ausgewilderten Taubenhalsamazonen und Braunen Brüllaffen in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten.“

Ein Großteil der jedes Jahr von der Wilhelma aufgebrachten Gelder stammt aus dem Artenschutz-Euro, den die Besucherinnen und Besucher beim Eintritt zahlen und aus Spenden, sowohl von Einzelpersonen als auch Firmen. Hinzu kommen erhebliche Mittel, die der Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma jedes Jahr für ausgewählte Projekte einsetzt. Außerdem hält der Förderverein einen eigenen Nothilfefonds bereit. 2025 kam dieser in der Demokratischen Republik Kongo zum Einsatz: Nach sintflutartigen Regenfällen in der Region Kinshasa traten mehrere Flüsse über die Ufer. Zu den Leidtragenden zählte „Lola ya Bonobo“, eine von der Wilhelma schon seit 2013 unterstützte Auffangstation für Bonobos. Dank des Nothilfefonds konnten einige der durch die Überschwemmungen verursachten Schäden zeitnah behoben werden.

In Südafrika wurde ebenfalls schnelle Hilfe geleistet. Dort fielen binnen kurzer Zeit unzählige Geier Giftködern zum Opfer. Die aasfressenden Vögel besitzen die Fähigkeit, bei ihren Erkundungsflügen aus großer Höhe Tierkadaver zu erkennen. An einem bestimmten Ort anfliegende Geier sind darum für Wildhüter ein „Frühwarnsystem“, das auf gewilderte Nashörner und Elefanten aufmerksam macht. Man geht daher davon aus, dass Wilderer gezielt Geier vergifteten, um damit ihre eigentlichen Taten zu vertuschen. Der Nothilfefonds der Wilhelmafreunde ermöglichte es der Geierschutzorganisation Vulpro, eine Rettungsstation aufzubauen und zahlreichen vergifteten Geiern das Leben zu retten.

Beim Artenschutzengagement der Wilhelma kommt auch die Biodiversität vor der eigenen Haustür nicht zu kurz: Bereits im zweiten Jahr pflanzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Fachbereich Botanik zahlreiche Exemplare der Borstigen Glockenblume wieder aus. Der Bestand der in Baden-Württemberg als „vom Aussterben bedroht“ eingestuften Blütenpflanze auf der Schwäbischen Alb war zuvor fast erloschen. Im Auftrag des Regierungspräsidiums Stuttgart wurden daher bereits 2023 Samen der letzten verbliebenen Pflanzen gesammelt und sowohl in der Wilhelma als auch im Botanischen Garten Tübingen angezogen. Bei zwei Auspflanzaktionen im Herbst 2024 und 2025 wurden diese an ihren Ursprungsstandort zurückgebracht.

2025 wurden zudem mit der Gründung eines Centers for Species Survival (CSS) die Weichen für eine in Zukunft noch stärkere Positionierung der Wilhelma im internationalen Artenschutz gestellt. Dr. Thomas Kölpin erklärt, was es damit auf sich hat: „Zu den wichtigsten Planungsinstrumenten im Artenschutz gehört die Rote Liste der IUCN. Leider ist bei vielen Arten gar nicht erfasst, ob und in welchem Umfang sie bedroht sind. In Zusammenarbeit mit der Species Survival Commission der IUCN wurde bei uns ein Center for Species Survival für Orchideen und Reptilien gegründet. Die zwei dafür neu geschaffenen Fachstellen werden schon bald ihren Beitrag dazu leisten, den Gefährdungsstatus sowohl seltener Reptilien- als auch Orchideenarten zu erfassen. Zusammen mit internationalen Partnerorganisationen werden wir auf diese Weise geeignete Schutzstrategien für diese Arten entwickeln und umsetzen.“

PM Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

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